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Battlestations: Midway

Zwei Redakteure....

Der 7. Dezember 1941 gilt als einer der wichtigsten Tage im Zweiten Weltkrieg, denn er markierte den Angriff Japans auf den US-Stützpunkt in Pearl Harbor. Damit zog die Achsenmacht das bis dahin einen offiziellen Kriegseintritt scheuende Amerika mit in den Krieg. Eine Attacke, die möglicherweise hätte verhindert werden können - sagen jedenfalls einige Historiker. Präsident Roosevelt hätte dringend einen Grund benötigt, um endlich auf alliierter Seite gegen die Nazis eingreifen zu können. Und dieser Überfall war Rechtfertigung genug. Womit wir auch schon bei Battlestations Midway wären, das genau an diesem historischen Tag einsetzt und unseren Helden Henry Walker in elf Pazifik-Missionen gegen die Japaner antreten lässt.

Bevor wir uns aber bei unserem ersten Kommando in einem hölzernen Torpedoboot daran machen, zu retten, was nicht mehr zu retten ist, empfiehlt sich dringend ein Besuch auf der Marineakademie. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als ein ausführliches Tutorial, das Euch alle Feinheiten und Kniffe der komplexen Steuerung dieses Action-Strategiemixes näher bringt. Vom Handling der Schlachtschiffe, Flugzeugträger und U-Boote, über die Kontrolle verschiedener Jagdflieger und Bomberkommandos bis hin zur strategischen Ausrichtung ganzer Marine-Verbände reicht die umfangreiche und detaillierte Palette des Schulungs-Stoffes. Wer der Meinung ist, ein Held zu sein und ohne diesen Unterricht auszukommen, wird mit seinem Kahn absaufen - garantiert.

Auch wenn das Tutorial eine gute Stunde benötigt, ist die investierte Zeit Gold wert und die verschiedenen Steuerungsmerkmale gehen schon bald flüssig von der Hand. Nur gelegentlich unterlaufen unserem jungen Offizier im Laufe des Gefechts noch Flüchtigkeitsfehler, die aber sind eher seiner Nervosität denn einer misslungenen Steuerung zuzuschreiben.

Nur mit den Bordwaffen bestückt macht Ihr gegen die Schlachtschiffe garantiert eine Bruchlandung

Neben der eingängigen Kontrolle über Schiffe, Flieger und U-Boote, nimmt die taktische Karte mit ihren drei Zoom-Schritten eine zentrale Rolle beim Gameplay ein. Auf ihr sind die wichtigen strategischen Ziele vermerkt sowie feindliche und befreundete Einheiten markiert. Mit einigen simplen Befehlen weist Ihr Eure eigenen Einsatzkräfte den gegnerischen Streitkräften zu, die sich ihnen umgehend automatisch zuwenden, bis eine Partei vernichtet. (Jagd-)Bomber, die ihre zerstörerische Ladung losgeworden sind, machen sich sofort zurück auf den Weg zur Basis oder zum Flugzeugträger. Ihr dürft sie aber auch an der Front belassen, wo sie mit Bordgeschützen ihre Feinde weiter beackern. Versucht Ihr auf diese Weise aber Bomber gegen Jagdflieger antreten zu lassen, verschwendet Ihr nur Eure begrenzten Nachschub-Resourcen.

Das Spannende: Ihr könnt jederzeit mit wenigen Handgriffen selbst aus der Egosicht in die Schlachten eingreifen. Sobald Ihr den Einheiten Befehle erteilt habt, pickt Ihr Euch einfach einen Flieger oder ein Schiff aus und ballert mit Bordwaffen, Bomben, Artillerie oder Flak, was die Munition hergibt. Gelungen ist auch, dass Ihr bei der Verwendung von Schiffsbewaffnung nicht einfach sinnlos drauflosballern solltet. Erst wer sein Schiff mit der Breitseite gegen den Feind richtet, kann alle Geschütze einsetzen. Ständig gilt es dabei aber, die Gesamtlage im Blick zu behalten.

Spannende Hektik setzt ein, wenn man schnell einen Bomberverband abschießt, der den eigenen Träger bedroht. Dann auf die Karte wechselt, um nach der Vernichtung der Bomber die eigene Flotte auf die Schiffe des Feindes zu hetzen. Und anschließend etwa aufs U-Boot schaltet und sich auf Tauchfahrt nützlich macht. Aber das ist noch nicht alles. Darüber hinaus kontrolliert Ihr etwa bei Schiffen die Reparaturteams und setzt sie je nach eintretendem Schadensfall ein, um Schlimmeres zu verhindern. Oder Ihr verteilt Gruppenbefehle an Eure Geschwader. Es dauert einige Minuten, bis man sich an dieses Spielgeschehen gewöhnt. Dann aber macht es sehr viel Spaß und ist auch schon auf der niedrigsten Spielstufe ziemlich fordernd - ohne gemein zu sein. Denn das Ganze hört sich komplizierter an, als es in Wirklichkeit ist.

An Bord einer solchen Nussschale beginnt Euer Abenteuer

Die meisten Missionen bestehen hierbei aus verschiedenen Stufen und Aufgabenstellungen. Wer eine Attacke abgewehrt hat, darf sich noch lange nicht zurücklehnen, die nächste Angriffs-Welle kommt bestimmt. Oder man geht direkt zum Gegenangriff über. Immer gibt es auch geheime Ziele, deren Erfüllung mit Sonderpunkten und Auszeichnungen belobigt wird. Die Aufgaben sind ziemlich anwechslunsgreich gestaltet: Mal schützt Ihr Basen oder Schiffsverbände, verfolgt U-Boote, schießt wahre Horden von Jagdfliegern und Bombern ab oder zerstört riesige Schlachtschiffe. Allerdings scheitert Ihr auch schnell, falls vorbestimmte Einheiten hops gehen, Ihr ein Flugfeld verliert oder Euch schlicht und ergreifend die Flugzeuge ausgehen.

Und an diesem Punkt werdet Ihr möglicherweise mit einem der wirklich negativen Aspekte des Spieles konfrontiert: dem Speichersystem. Leider ist es Euch nicht erlaubt, eigene Spielstände anzulegen. So kann es durchaus passieren, dass Ihr selbst nach ellenlangen Missionen nochmal von vorn beginnen müsst, weil das Spiel zwischendurch keine Savepoints anlegt. Gerade im Spielmodus "Herausforderungen", wo ihr spezielle Aufgaben für Schiffe, Flieger und U-Boote erledigt, macht sich dieses Manko aufgrund der langen Einsätze ohne Speicherpunkte besonders negativ bemerkbar.

Auf Weia! Wer soll da den Überblick behalten?

Davon abgesehen leistet sich Battlestations: Midway allerdings recht wenige Schwächen. Die Grafik ist zwar nicht auf einem absolut Next-Gen-würdigen Niveau, aber doch recht ansehnlich. Gerade die vielen Einheiten strotzen nur so vor Details und auch das Meer sieht teilweise sehr gut aus. Auf der anderen Seite schwächeln jedoch die Texturen von Gebäuden, Inseln und anderen peripheren Objekten etwas und lassen die nötige Detailverliebtheit bisweilen vermissen. Atmosphärisch machen die vielen Zwischensequenzen einiges her, können optisch aber ebenfalls nicht vollends überzeugen. Dafür bereiten sie den nötigen Story-Hintergrund gelungen auf und lassen sich vor allem auch abbrechen. Was ja leider nicht bei jedem Spiel in der jüngeren Vergangenheit der Fall war. Gelungen sind ebenfalls die vielen Soundeffekte der Kanonen, Motoren und zig anderer Umweltgeräusche – selbst wenn der Soundtrack eher langweilig geraten ist und sich viel zu oft wiederholt. Deutsche Spieler müssen übrigens auf eine lokalisierte Vertonung verzichten und mit Untertiteln vorlieb nehmen.

Für Fans von Multiplayer-Partien bietet das Spiel zwei Online-Modi. Während ein Modus Schlachten zwischen zwei Spielern zulässt, die mit ihren Verbänden gegeneinander antreten, ist der andere teambasiert. Hier kommt es in ausufernden Gefechten mit bis zu sieben anderen Spielern vor allem darauf an, die Strategien und Taktiken aufeinander abzustimmen und auf diese Weise den Feind mit Köpfchen und Kampfkraft gleichermaßen zu bezwingen.

Battlestations: Midway bietet viel und macht wenig falsch. Der Mix aus strategischem Anspruch und actiongeladenen Luft- und Seegefechten ist ziemlich gelungen, ohne zu sehr in Spielfluss hemmende Komplexität abzudriften. Mit wenigen Befehlen kann ich meine Verbände in der Schlacht kommandieren und flugs auf einzelne Einheiten umschalten, um mich selbst aktiv am Kampfgeschehen zu beteiligen. Oder ich genieße die Schlachten wie bei perfekt inszenierten Kriegsfilmen aus der Beobachterrolle - die KI macht dabei meist einen guten Job. Gerade der ständige Wechsel zwischen Makro- und Mikromanagement ist spannend und fordernd und macht einfach Spaß.

Nur wenige Details sind eher nicht so toll gelungen; Kleinere Abstriche bei der Grafik, kleine Steuerungs-Hakler und vor allem das teilweise frustrierende Speichersystem sorgen für Abzüge, ohne das Spiel in den (nassen) Wertungsabgrund zu reißen.

8 / 10

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