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Caesar IV

Ich kam, siedelte... und musste meckern

Auf die Frage „Wovor hast Du am meisten Angst?“ antworten einige Spieleentwickler: „Vor einem so großen Erfolg, dass ich danach nur noch Nachfolger ein- und desselben Spiels machen kann.“ Wahrscheinlich ergeht es den Caesar-Machern ganz genau so. Denn seit 13 Jahren entwickeln sie nichts anderes als immer und immer wieder dasselbe Programm. Ganz egal, ob es nun immer im alten Rom, in Ägypten (Pharaoh) oder Griechenland (Zeus) spielt. Okay, manch einer vom ursprünglichen Impressions-Team ist nicht mehr dabei. Aber weit vom Genre entfernt haben sich auch Leute wie Simon Bradbury nicht, der die durchaus ähnlich angelegte Stronghold-Reihe erschuf. Doch zurück zu Caesar, genauer gesagt Caesar IV. Das ist jetzt noch schmucker, glänzt mit fescher 3D-Grafik – und völliger Innovationslosigkeit.

Die Gunst des Imperators

Das Spielprinzip ist nach wie vor dasselbe: Man muss eine komplette Stadt erschaffen. Das ist nicht wenig Arbeit, schließlich gilt es, die gesamte Versorgung mit Nahrung und Gütern sicherzustellen. Denn im Hintergrund lauert das virtuelle Rom, sprich Caesar höchstpersönlich. Wer dessen Gunst nicht verlieren will, erfüllt eiligst die Lieferung der immer wieder geforderter Warenmengen und vermeidet es tunlichst, Rote Zahlen zu schreiben. Verliert man das Wohlwollen des Imperators, schickt er Truppen vorbei und man wird seines Postens als Stadthalter enthoben.

Oh lodernde Flammen. Die Feuerwehr aus den Präfekturen löscht automatisch Brände.

Am Anfang ist die Karte leer. Zumindest meistens. Höchstens ein Fluss oder ein paar Hügel stehen im Weg und es gibt eine erste Straße. Die nimmt man als Ausgangspunkt, um ein paar Häuser zu errichten. Zuerst sollte man Plebejer, also Arbeiter ansiedeln. Die geben sich mit bescheidenen Behausungen zufrieden, ein eilig errichteter Brunnen reicht ihnen als Wasserversorgung. Nun noch schnell einen Markt für Nahrungsmittel und einen für die Töpferwaren und Kleidung an die nächste Kreuzung gepflanscht und schon nimmt das rege Stadtleben seinen Lauf. Moment: Da fehlt doch noch was. Genau, Nahrung, Töpferwaren und Kleidung. Denn von irgendwoher müssen die Märkte ja beliefert werden. Also werden flugs Weizen- und Gemüsefelder angelegt, Bauernhöfe errichtet, auf denen die Plebejer sich als Erntehelfer verdingen. Und schon ist zumindest die Versorgung mit Nahrung gesichert, so man auch noch eine Kornkammer errichtet hat. Um an Kleidung zu kommen, braucht man zuallererst Wolle, die von Schafen stammt. Die Fasern werden in einer Kleiderfabrik in mehr oder weniger modische Garderobe verwandelt. Ähnlich komplex wird es bei Töpferwaren. Hierzu benötigt man Eine Lehmgrube plus Töpferei.

Ab dann hat man ein wenig Zeit zuzugucken, wie Leute in die Stadt kommen, ansässig werden und ihrem Tagewerk nachgehen. Aber mit Arbeitern allein, baut man keine funktionierende Stadt. Es fehlen geschulte Kräfte, der Mittelstand. Der will natürlich nicht neben den Plebejern wohnen. Stattdessen gelüstet es den Herrschaften nach großzügigeren Häusern plus Springbrunnen und eigenem Badehaus. Ach ja, eine Schule samt Bibliothek sollte auch nicht fehlen. Und so geht das weiter und weiter. Die Herrschaften haben jede Menge Wünsche. Von Nahrung, die aus mehr als einer Sorte besteht, über Luxusgüter bis hin zur ärztlichen Versorgung reichen die Forderungen. Und die ganz Reichen wollen in noblen Villas am Stadtrand (oder zumindest weit weg vom Plebs und Industriebetrieben) leben, fordern Entertainment in Form von Theatern, Gladiatorenkämpfen oder Pferderennen. Als einzige Bevölkerungsgruppe arbeiten sie nicht, zahlen aber dafür Steuern.

Klartext statt Iconwust

Handelsschiffe aus den Nachbarprovinzen liefern dringend benötigte Güter

Es gibt aber immer wieder Güter, die man nicht in der eigenen Stadt anbauen oder herstellen kann. Deshalb kann man mit anderen Provinzen Handel treiben. Jede bietet und fordert andere Waren. Der eine kauft Eisen und Holz, liefert dafür Kleidung. Ein anderer nimmt nichts, bietet aber Waffen feil. Damit man in der schnell wachsenden Stadt nicht den Überblick verliert, gibt es zwölf Berater. Die halten Euch über alle wichtigen Bereiche des römischen Lebens auf dem Laufenden. Hier erfährt man, ob genügend Arbeiter vorhanden sind, wie viel Lohn die beziehen, was Rom gerade als Tributzahlung verlangt und… und… und… Erfreulicherweise erscheinen all diese Angaben im Klartext und ersparen dem Spieler so ein unübersichtliches Icongewirr. Letztlich gilt es in den fünf Kernbereichen Kultur, Sicherheit, Wohlstand, Gunst und Einwohnerzahl eine vom Szenario abhängige Punktzahl zu erreichen.

Es kann der Frömmste nicht in Frieden siedeln, wenn es den bösen Barbaren nicht gefällt. Immer wieder werden die Siedlungen von Barbarenhorden angegriffen. Die kündigen sich freundlicherweise eine ganze Weile vorher an. Deshalb hat man genügend Zeit, um Mauern zu errichten, Kasernen zu bauen und Soldaten zu rekrutieren. Dass das extrem teuer und unprofitabel ist, versteht sich von selbst. Weshalb man stets eine andere Alternative im Auge behalten sollte: Das Freikaufen. Gegen einen meist recht bescheidenen Obulus kann man die Invasoren davon abhalten, die Stadt in Schutt und Asche zu legen. Feige? Vielleicht, in diesem Spiel aber die bessere, weil günstigere Wahl.

Unsere Infanterie beschützt die Stadt vor herannahenden Barbaren.

Wer bislang geglaubt hat, ein Déja-vu-Erlebnis gehabt zu haben, liegt richtig. Gegenüber Caesar 3 sind die Änderungen nicht mal mit der Lupe zu erkennen. Doch es gibt sie. Das ist vor allem die Grafik. Vorbei die Zeiten der Iso-Klötzchenbauten. Auch in Rom ist man mittlerweile im 3D-Zeitalter angekommen. Und das sieht sogar sehr schön aus. Viele kleine, feine Animationen bringen Leben in die Stadt. Dazu flanieren die Bürger über die Wege und geben gern Auskunft über ihre Wünsche. Der Nachteil: Die Kamerasteuerung per Maus ist extrem empfindlich und läst sich nicht anpassen. Eben noch meinte man, die richtige Perspektive erwischt zu haben – wumms -, eine falsche Bewegung und man darf wieder nachjustieren. Sehr fummelig wird’s beim Bau der Häuser. Die kann man nur in 45 Grad-Schritten drehen. Bei gedrückter linker Maustaste und wildem Hin- und Herschieben. Und wer nicht aufpasst, platziert ein Gebäude nicht direkt an der Straße, sondern lässt eine Lücke. Ein böser Fehler, denn ohne Wegeanschluss wird dort weder gewohnt noch irgendwas produziert. Während der Testphase ist mir das trotz viel Übung immer und immer wieder passiert. Die meisten haben garantiert den einen oder anderen meiner Wutschreie gehört.

Vor allem wenn die Stadt größer wird, geht die Rechnerperformance schnell in die Knie (trotz unseres 3,6 GHz-Systems), was zu mehr Rucklern und noch mehr Steuerungsausfällen führt. Vielleicht wäre eine fixe Perspektive statt der 3D-Dreh- und Zoomerei die bessere Alternative gewesen. Merke: 3D ist nicht immer eine Verbesserung. Spielerisch ist hingegen alles beim alten geblieben. Das heißt: Die Anfangsphase eines Szenarios (insgesamt gibt es 30, auf zwei Kampagnen aufgeteilt) ist spannend und voller Hektik. Hinterher optimiert man nur hier und da etwas und wartet ansonsten darauf, dass die Szenariovorgaben endlich erfüllt werden.

Caesar IV finde ich reichlich enttäuschend. Klar, das Spielprinzip des Siedelns und Städtebauens macht immer noch viel Spaß. Das Zusammenspiel der einzelnen Wirtschaftszweige und der Nahrungsmittelproduktion funktioniert ganz wunderbar. Nur habe ich das exakt so schon hunderte Mal in den Vorgängern gemacht. Alles sieht nur hübscher aus, die Steuerung ist sogar schlechter als bei der versammelten Ahnenschar. Vor allem die Szenarios sind extrem abwechslungsarm. Stets muss ich immer dieselben Vorgaben mit unterschiedlichen Zahlenwerten erreichen. Wie leicht hätte man das Spiel mit ein paar geskripteten Überraschungen, wie Katastrophen, Invasionen oder Hungersnöten deutlich spannender machen können. Wer noch keinen Teil der Caesar-Reihe besitzt, kann sich gern nach Rom begeben. Alle anderen aber sollten einfach die Vorgänger weiter spielen (mein persönlicher Liebling ist das spielerisch interessantere Zeus). Einen echten Grund für den Neukauf gibt es außer der Optik nicht.

7 / 10

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