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Call of Duty 4: Modern Warfare

Adrenalin-Bombe

Natürlich sind auch die anderen Missionen nur so von dramatischen Ereignissen und einmaligen Zwischensequenzen gespickt. Egal, ob man mit McTavish die Drahtzieher hinter dieser Verschwörung im eiskalten Aserbaidschan sucht oder mit Jackson versucht, das fiktive, arabische Land wieder zu stabilisieren, überall lauern prächtige Schlachten auf Euch. Denn so bombastisch wie die Story-Abschnitte sind auch die Feuergefechte ausgefallen. Mit Ausnahme einer Schleichmission müsst Ihr Euch oft Hunderter Soldaten erwehren. Von allen Seiten stürzen sich die intelligenten Widersacher auf ihre Feinde. Sie suchen geschickt Deckung, flankieren Eure Truppe und zielen wie Scharfschützen.

Zumindest auf der dritten Schwierigkeitsstufe entwickeln sich dadurch knallharte Sequenzen, die Eure Nerven bis an die Frustgrenze strapazieren. Gerade das alte Call of Duty -Prinzip, bei dem so lange Gegner auftauchen, bis Ihr einen gewissen Punkt im Level erreicht, sorgt für so manchen Wutausbruch. Immerhin ist der Nachschub im Gegensatz zum zweiten Teil erschöpflich. Wenn Ihr also lange genug ausharrt, könnt Ihr ohne Gegenwehr zum nächsten Zielpunkt vorrücken. Außerdem müsst Ihr Euch keine Verbandkästen suchen. Einfach lange genug in der Deckung hocken und Eure Verletzungen verschwinden wie von selbst.

Wie schon beim dritten Teil – der ja nicht von Infinity Ward entwickelt wurde –, sind die Schlachtfelder deutlich größer ausgefallen. Oft gibt es mehrere Wege ans Ziel zu kommen und Ihr habt nur selten das Gefühl, Euch in einem Schlauch nach vorne zu arbeiten. Auch andere Kritikpunkte, wie eine komplett fehlende Physik und die Undurchlässigkeit von dünnen Holzwänden, wurden ausgemerzt.

Autos werden so durch Beschuss langsam in ihre Einzelteile zerlegt, Gegner durch Lehmwänder erledigt und eine Farbdose wird bei einem Treffer realitätsgetreu durch die Gegend geschleudert. Gemeinsam mit den geschmeidigen Animationen entsteht so eine glaubhafte Spielumgebung.

Hilflos: Der Präsident wurde gefangen genommen.

Doch es sind nicht nur diese kleinen Details, die Call of Duty 4 so brillant machen. Es ist vor allem das Gespür der Entwickler für Momente der Ruhe, in denen man einfach nur mit offenem Mund die fantastisch beleuchteten Areale bewundern kann oder die Fatalität der Ereignisse, die auch vor den Hauptdarstellern nicht halt macht. Dieses erzählerische Geschick macht die Kampagne trotz ihrer dezenten Innovationslosigkeit und ihrer recht unrealistischen Hundertschaften zu solch einem unvergesslichem Erlebnis.

Unterstützt durch den filmreifen Soundtrack des Hollywood-Veteranen Harry Geregson Williams, entführt Euch Infinity Ward für viele Stunden in die grausame Welt des Krieges, die trotz ihrer Sinnlosigkeit ein seltsame Art von Anziehung auslöst.

Ein weiterer Baustein der Brillianz ist die kreative Art Direktion. Crysis mag vielleicht die bessere Technik haben, aber was Infinity Ward hier sehr Hardware-verträglich auf den Bildschirm zaubert, ist eine wahre Pracht. Auch wenn das Spiel unglaublicherweise auf der gleichen Engine wie der zweite Teil fußt, sind Texturen, Modelle und Lichteffekte so hervorragend, dass man sich wirklich in einem Kino-Streifen wähnt.

Tödlich: Mit einem Gunship zerlegt man ganze Landstriche.

Wie einst bei dem Film „Traffic“ wurden die Wüstenszenarios in ein rötliches Licht getaucht, während die Missionen im Norden in einem kalten Blau erstrahlen. Der ständige Stimmungswechsel sorgt so für jede Menge Abwechslung. Nie hat man das Gefühl, sich an einem Bereich satt gesehen zu haben. Immer wird man mit neuen, noch prächtigeren Szenarien überrascht.

Ebenso unglaublich ist die technische Einigkeit, mit dem dieses Projekt auf seine drei Plattformen umgesetzt wurde. Die Versionen sehen wirklich nahezu identisch aus. Natürlich braucht man für die PC-Fassung einen recht kräftigen Rechner, aber selbst mit einem Mittelklasse-PC wird hier eine grafische Opulenz geboten, die bis auf das sagenumwobene Crysis noch kein anderer Titel auf den Bildschirm zauberte - PC Tuning-Guide gefällig? Auch die beiden Konsolen-Version gleichen sich bis auf den letzten Pixel. Activision beweist damit, dass man einen wirklich eindrucksvollen Multi-Plattform-Titel auch zeitgleich auf den Markt bringen kann, ohne das ein System darunter leiden muss.