Kirby Mouse Attack
Wie Hubba Bubba!
So mancher Videospielheld hat es nicht leicht. Mal ganz ehrlich, wer will schon rosa und dick sein und eine Glatze haben? Kirby selbst ist es vermutlich gleichgültig, dass er aussieht wie eine große Blase aus Hubba Bubba-Kaugummi, denn schließlich haben ihn die Nintendo-Fans seit Jahren ins Herz geschlossen. Nach unzähligen Ausflügen ins Dream Land gönnt sich der kleine Racker jetzt mal eine Pause. Und immer, wenn man mal einen Gang zurückschalten will, fängt der Stress erst richtig an. Eine böse Mäusemannschaft stibitzt sich hinterrücks Kirbys leckeres, letztes Stück Erdbeerkuchen und macht sich aus dem Staub. Prinzipiell also die alte Geschichte von Gut gegen Böse, nur kindgerecht verpackt.
Und wie das beim Kampf von Gut gegen Böse meistens ist, steht vornehmlich das Eliminieren von allerlei Gesocks auf dem Programm. Während die Genrekollegen ihren Feinden meist traditionell auf die Rübe hüpfen, wählt Kirby eine elegantere Form, seine Gegner aus dem Weg zu räumen: Er saugt seine Kontrahenten kurzerhand auf und schleudert sie anderen Bösewichtern einfach entgegen. Alternativ darf er die Spezialfähigkeit der eingesaugten Kontrahenten für sich nutzen. So verwandelt sich Standard-Kirby beispielsweise zum Laser-Kirby, der reflektierende Lichtstrahlen abschießt, zum Ninja-Kirby, der um keinen Wurfstern verlegen ist oder zum Feuer-Kirby, der andere Feuerspucker mächtig alt aussehen lässt. Auch Kirby Mouse Attack baut auf diese Grundprinzipien der Serie.
Angespornt vom Erfolg eines New Super Mario Bros. kehrt das Spiel zum klassischen 2D-Jump'n Run mit Button-Steuerung zurück, obwohl der geniale Kirby-Vorgänger ausschließlich auf den Touchscreen setzte. So hüpft, schwebt, spuckt und kämpft die rosa Knutschkugel per Knopfdruck wie zu seligen NES-Zeiten und will mit traditionellem Gameplay punkten.
Ganz und gar verzichtet das Spiel allerdings nicht auf den Touchscreen. Als Abbild von Kirbys Mageninhalt dürft Ihr nun bis zu fünf Gegenstände wie Kostüme, Nahrungsmittel oder Schatztruhen lagern, die Ihr per Fingerdruck aktiviert. Aber nicht nur das, Ihr habt zudem die Möglichkeit, auch mehrere Gegenstände miteinander kombinieren. Auf diese Weise entstehen neue Kostüme, die dem kleinen Racker ungeahnte Fähigkeiten verleihen.
So wirft er beispielsweise mit Feuerbällen um sich oder traktiert seine Gegner als flammender Wirbelwind. Speziell bei den kreativ gestalteten Endgegnern sind diese Kombinationen richtig hilfreich und machen ihnen verhältnismäßig schnell den Garaus. Spätestens hier offenbart sich aber die große Schwäche der Mouse Attack: Sie ist verdammt harmlos. Trotz grafisch atmosphärisch designter Parcours ist das Spiel für echte Profis eine glatte Unterforderung ihrer Fähigkeiten. Mangels Umfang solltet Ihr den letzten Endboss wahrscheinlich nach drei bis vier Stunden Spielzeit überwältigt haben.
Nach den weitgehend wenig überraschenden Hüpfpassagen ist die Suche nach den Schatztruhen zumindest noch eine kleine Herausforderung. Nicht immer sind die Dinger leicht zu finden, und selbst wenn Ihr eine erspäht habt, ist nicht immer klar, wie Ihr an die Kiste rankommt. Die wertvollsten unter ihnen sind zudem noch scharf bewacht. Wer also tatsächlich alle finden will, darf sich zumindest hier ein wenig gefordert fühlen.
Der Schock kommt allerdings dann, wenn Ihr den Inhalt erspäht habt. Färbemittel für Kirby, Musikstücke oder Puzzle-Teile für ein größeres Bild sind die zweifelhaften Belohnungen für die Schatzjäger unter Euch. Bestätigten Gerüchten zufolge soll sich noch ein zusätzliches Minispiel unter den Schätzen befinden. Ob sich die Suche danach lohnt, solltet Ihr selbst entscheiden. Aber nachdem Ihr Euch die von Anfang an verfügbaren Minispiele angesehen habt, dürfte für Euch auch dieser Lohn die Mühe kaum wert sein.
Jetzt fällt mir noch eine Gemeinsamkeit zwischen dem Kultkaugummi und Nintendos Knutschkugel auf: Kirby sieht nicht nur aus wie Hubba Bubba, es spielt sich auch so wie Hubba Bubba schmeckt. In den ersten dreißig bis sechzig Minuten ist das Spiel total klasse, nach hinten raus verliert es aber deutlich an Geschmack.