Lost Planet: Extreme Condition
Arschkalte Kammerjäger
Herzlich Willkommen auf E.D.N. 3! Wir freuen uns, Sie auch diesen Monat wieder begrüßen zu dürfen und schwelgen noch in Erinnerungen an den wirklich gelungenen Ausflug zu Anfang des Jahres. Um Ihnen noch mehr Komfort zu bieten, wurden wichtige Details geändert. Die Koordination mit Maus und Tastatur sollte nun für Sie wesentlich einfacher sein und auch für Touristen, die einfach nicht loslassen können, haben wir eine Lösung gefunden: Xbox 360-Gamepad anschließen und schon kehren noch gar nicht mal so alte, aber herrlich kalte Flashbacks zurück.
Leider erreichten uns nach Ihrem Besuch auf unserem Planeten zahlreiche Beschwerden wegen Insektenbefalls in unseren Suiten. Wahrscheinlich haben Sie diese uns bereits bekannten Probleme selbst gelöst, denn das hierzulande als Akriden bezeichnete Ungeziefer war nur noch teils aufzufinden. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Auch in dieser Saison ist wieder mit extremen Insektenangriffen zu rechnen, Sie sollten das Schutz gewährende Spray also immer parat haben.
Aber auch wir müssen uns beschweren und zwar bei Ihnen: Was um alles in der Welt haben Sie hier angestellt? Überall wimmelt es nur so von Einschuss- und Detonationslöchern, hinzu kommt ein herber Unrat durch verkrustete Akriden-Rückstände sowie nicht beseitigte Patronenhülsen. Da wir Ihnen diesen Fall des Vandalismus wahrscheinlich nicht nachweisen können, belassen wir es bei einer Verwarnung.
Ansonsten bleibt alles beim Alten: Thermalanzüge zur kontinuierlichen Erhaltung des Lebens erhalten Sie an unserer Rezeption, Klettertouren sind dank Greifhaken nach wie vor kein Ding, frische Luft darf hingegen mit den allseits bekannten Vital Suits, also unseren „gut ausgestatteten“ Mechs, getankt werden. Die Einheimischen sollten allerdings wie gehabt ein kleines Problem darstellen, da diese von einer extremen Besessenheit gepackt und der Überzeugung sind, E.D.N. 3 würde ihnen gehören. Zu Ihrem eigenen Schutz erhalten Sie in der Hoteleigenen Waffenkammer natürlich ausreichend Ausrüstung, um eventuellen Schwierigkeiten vorzubeugen.
Wir können zum Schluss noch etwas Positives neben dem bereits erwähnten, größeren Komfort vermelden: Anfang des Jahres gab es am Aussehen unserer Szenarien noch etwas Verbesserungsbedarf. Die Restaurierungsarbeiten waren seit diesem Zeitpunkt in vollem Gange und wir dürfen nun voller Stolz verkünden, dass der so genannte „Lost Planet“ nun noch einen Tick besser aussieht, als es vor einigen Monaten noch der Fall war.
Nun hoffen wir, dass auch Sie uns wieder beehren werden!
Mit freundlichen Grüßen, Ihr Reise-Team.
Die Expedition in die Eiswüste
Keine Frage, unsere kleine Reise-Tour deutete bereits an, dass wir uns im Review mit der Konsolenumsetzung Lost Planet: Extreme Condition beschäftigen. Und nicht nur auf den ersten, sondern auch auf den zweiten Blick ist alles beim Alten geblieben: Nach wie vor liegt es mal wieder am Spieler, E.D.N. 3 von der schrecklichen Herrschaft der so genannten NEVEC zu befreien und nebenbei den im Prolog getöteten Vater zu rächen.
Dabei bedient sich der Spieler eines reichhaltigen Waffenarsenals, das vom normalen Maschinengewehr, über die durchschlagkräftige Shotgun bis zur Laserwaffe oder den Raketenwerfer reicht. Eines haben alle Schießprügel gemeinsam: Sie verarbeiten Akriden und Schneepiraten gleichermaßen zu „kaltem Buffét“. Und das in solch bombastischer Optik, dass man sich im wohl schwelgend im Traumland wiegt. Wer erst einmal Dutzenden Missiles ausgewichen ist, ehe man dazu kommt, selbst einen ruhigen Schuss abzufeuern, nur um danach alles in Schutt und Asche zu legen und nachfolgend wabernde Rauchschwaden zu durchstreifen, wird wissen, wovon die Rede ist.
Das ist ganz großes Kino auf dem PC – und das wird ausgerechnet über eine Konsolenumsetzung gesagt! Fast vergessen scheinen Ausrutscher wie Resident Evil 4, wenn man die Arbeit bedenkt, die in die Konvertierung des 360-Tiefkühlers gesteckt wurde. Ja, natürlich darf man mit Maus und Tastatur ran und wen wundert es da schon, dass sich das Ganze nun noch besser steuert als auf Microsofts Next Gen-Konsole. Alles klappt so wunderbar präzise: Nachladen, in Deckung gehen, der rettende Granatenwurf und Kletteraktionen mit dem Greifhaken. Bei Lost Planet auf dem PC alles kein Problem mehr.
Nur schade, dass Portierungen in den meisten Fällen auch alte Schwächen beinhalten. Diese liegen hier weniger bei der technischen Seite, sondern im Fluss der Geschichte. Ehe man sich erst einmal wirklich motiviert fühlt, Vater und Unterdrückung zu rächen, dauert es ein bisschen. Neue Figuren wie der von Anfang an unseriös wirkende Yuri Solotov werden eingeführt und bringen weitere Nebenstränge mit sich, die den anfangs noch überschaubaren Storyfaden unnötig verkomplizieren. Aber keine Angst, das erfrischend flotte Gameplay des Spiels fesselt für sich genommen schon genug. Flott deshalb, weil Euer Kälteschutzanzug regelmäßig Energieschübe in Form von Thermalenergie benötigt. Diese gibt es an über die Levels verstreuten Konsolen, kleinen Silos oder eben durch erledigte Gegner. Sinkt die Energieanzeige Eures Anzugs gen Null, ist der Kältetod nicht fern.