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No More Heroes

Fucking crazy stuff

Der Höhepunkt sind jedoch die Bossgegner. Sie erfüllen jegliches Klischee, das man sich nur vorstellen kann und passen gerade deshalb so hervorragend in das überzeichnete Szenario. Die Inszenierung des ersten Obermackers macht schnell Lust auf mehr – und das wird auch erfüllt. No More Heroes macht nicht irgendwann Schluss und zieht das anfängliche Niveau bis zum Ende durch. Nein, es steigert sich, packt immer noch mal eine Schippe drauf.

Der erste Gegner erwartet Travis in einem Liegestuhl am Pool. Smack-Talk zwischen den beiden. Der Bademantel sinkt zu Boden und enthüllt ein riesiges Tattoo. Er zückt etwas, das mehr nach einem Zahnstocher aussieht als nach einem Schwert. Flapp. Der Zahnstocher klappt zum ersten Mal aus. Flapp. Und zum zweiten Mal. Und plötzlich sieht man sich einer Klinge gegenüber, die durchaus als Hommage an Final Fantasy verstanden werden kann. Sie ist gigantisch. Größer als der Widersacher selbst.

Schon verrückt genug für Euch? Das sollte es nicht sein, denn es ist gerade mal die Spitze des Absurditäten-Eisbergs. Und genau darin besteht die Faszination: Welchen total bekloppten Einfall bekommt man als nächstes serviert?

Aber wer zum Geier ist dieser Travis überhaupt? Nun, im Grunde genommen ist Travis Touchdown ein Typ wie jeder von uns. Kein Profikiller, kein Ninja und erst recht kein Spezialagent. Er hockt stundenlang vor der Kiste, stopft Unmengen an Pizza in sich rein und ersteigert gerne mal verrückte Sachen im Internet. Wie etwa ein Beam Katana, eine Mischung aus Katana und Lichtschwert - Star Wars lässt grüßen.

Nutze die Macht, Luke.

Nach selbigem Erwerb meldet sich Auftragskiller Helter Skelter bei Travis und fordert ihn zu einem Duell heraus. Glück für Travis, denn er besiegt ihn. Was er jedoch kaum vorausahnen kann, sind die darauf folgenden Ereignisse. Eine Französin namens Silvia Christal, Mitglied der Killerorganisation UAA, nimmt Travis in die Rangliste ihrer Gemeinschaft auf, in der er anfänglich den elften Rang belegt. Travis wäre natürlich gerne der Beste von allen und erhält zudem noch weitere, teils unmoralische Anreize von seiner neuen Bekanntschaft. Und Travis wäre nicht Travis, wenn er dieses heiße Angebot ausschlagen würde.

Dazu braucht es jedoch Geld, eine ganze Menge davon. Für jeden Fight bis hin zum verlockenden Spitzenplatz verlangt die Organisation jeweils einen sechsstelligen Betrag. Nichts leichter als das, dann geht man eben arbeiten. Dass damit wirklich harte, dreckige Arbeit gemeint ist, zu der sich sonst niemand herab lässt, hätte wohl keiner vermutet. Ihr sammelt Kokosnüsse, mäht einen Rasen, entfernt Graffitits von Wänden, klaubt Müll von der Straße auf oder betankt Autos. Macht an sich keinen Spaß, aber das soll es auch nicht.

Es ist ruhig und entspannend, fast wie ein kaltes Bier nach einem heißen Sommertag. Eigentlich macht man diese Arbeit nur, um eine kleine Ruhepause von der ständigen visuellen und akustischen Beschallung in den Kämpfen zu erhalten. Ansonsten würde man nach mehreren Stunden vermutlich durchdrehen. Langeweile kommt dennoch nicht auf, zumal diese gewöhnlichen Beschäftigungen stets nur knapp drei Minuten dauern und es nebenbei auch noch etwas action-, aber leider kaum abwechslungsreichere Aufgaben gibt, in denen wieder fleißig mit dem Schwert gewirbelt wird.

Benjamin Jakobs Avatar
Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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