Rainbow Six: Vegas
Gelungener Next Gen-Einstand
Tom Clancy ist schon eine Marke für sich. Er schreibt packende Romane und liefert so - wenn auch eher am Rande - die Inspiration für nahezu durchgängig hochwertige Spiele. Franchises, wie Splinter Cell, Ghost Recon und Rainbow Six beweisen die Anziehungskraft der heimlichen Einsätze mehr als deutlich. Nun haben die beiden zuerst genannten Titel ihr Next Gen-Debüt bereits erfolgreich hinter sich gebracht. Spricht also alles für Rainbow Six: Vegas? Nicht ganz, denn der letzte Teil – Lockdown – blieb leider deutlich hinter den hohen Erwartungen zurück. Ubisoft Montreal nahm sich jedoch der Sache an und präsentiert uns jetzt den mittlerweile fünften Teil der Reihe. Eines sei vorab versichert: Rainbow Six: Vegas rockt!
Viva Las Vegas
Die Sonne brennt gleißend vom Himmel, der Wind pfeift um die Ohren und in einem Flussbett glitzert silbern das Wasser vor sich hin - wir befinden uns gerade auf dem Weg zu einer kleinen, staubigen Stadt an der mexikanischen Grenze. Wahrlich der passende Ort für einen wohlverdienten Urlaubstrip, nur leider ruft der Job. Irena wartet auf uns, Irena Morales, um genau zu sein. Team Rainbow soll die gesuchte Terroristin dingfest machen. Während der Hubschrauber meine Kameraden auf dem Dach der Dorf-Kirche absetzt, muss ich mich auf eigene Faust ins Innere der Stadt durchschlagen. Was soll's, ein kleiner Fußmarsch ist schließlich gesund. In diesem Fall wohl eher nicht, denn die ersten Terroristen lauern bereits hinter jeder Straßenecke. Langsam aber sicher schieße ich mich zum Kirchplatz vor, falle dabei noch einigen überraschten Angreifern in die Flanke und schon sind mein Team und ich wieder vereint.
.Zum Beten bleibt jedoch keine Zeit, schließlich war da ja noch Irena. Weiter also in Richtung Bahnhof. Auf dem Weg treffen wir wieder auf jede Menge Feinde, die uns die Kugeln nur so um die Ohren ballern. Irgendwo in der Nähe scheint ein Terroristennest zu sein. Durch eine Lagerhalle steigen wir in ein verzweigtes Tunnelsystem hinunter. Immer mehr und mehr Gegner tauchen auf. Dann endlich haben wir sie: Irena! Das war ja fast schon zu einfach. Bevor ich diesen Gedanken zu Ende bringe, stürzt die halbe Decke herab und begräbt mich unter einem Haufen Schutt. Meine Kameraden werden derweil verschleppt. Wenige Minuten später komme ich wieder zu mir und hechte den flüchtenden Feinden hinterher. Dummerweise nur mit einer Pistole, aber der erste Gegner lässt freundlicherweise seine Schrotflinte fallen. Zahlreiche böse Buben und leere Munitionshülsen später geht’s durch eine Fabrikhalle langsam wieder ans Tageslicht. Der Hubschrauber wartet bereits auf mich. Die Suche nach meinen Kollegen muss ich allerdings verschieben, irgendetwas merkwürdiges passiert gerade in Las Vegas....
Was manch anderem Entwickler für ein komplettes Spiel reicht, packt Ubisoft Montreal bereits in die erste Mission von Rainbow Six: Vegas. Ständig passiert irgendwo etwas, immer lauern zahlreiche Gegner, nie ist man vor Überraschungen gefeit – Abwechslung pur in jedem Einsatz. Insgesamt bietet der Titel sechs Missionen. Klingt auf den ersten Blick wenig, aber jeder Level unterteilt sich wiederum in zwei bis vier Abschnitte. Ihr seid also locker für acht bis zehn Stunden beschäftigt. Die Schauplätze selbst gestalten sich dabei so vielfältig wie die Missionen. Auf den Straßen von Las Vegas kämpft Ihr Euch an Dutzenden Autos vorbei in Richtung eines Kasinos, im Verlaufe des Spiels besucht Ihr anschließend gleich noch zwei weitere davon. Diese stammen jedoch keineswegs aus dem Designer-Baukasten, sondern verwöhnen Eure Augen mit jeweils eigenem Stil. In einem der Glücksspielhäuser muss Team Rainbow sogar eine gewaltige Mikro-Puls-Bombe entschärfen, die ansonsten einen Teil der Stadt in Trümmern legt. Ein weiterer Sprengsatz geht aber trotzdem hoch, die daraus resultierende Schockwelle haut Euch fast von den Füßen. Glücklicherweise befand in diesem Gebäude nur das schwächere Exemplar, sodass lediglich der obere Bereich in Flammen steht.
Weitere Aufgaben umfassen zum Beispiel die Befreiung von Geiseln. Gelegentlich bringen Eure Kollegen an vorbestimmten Stellen Sprengsätze an oder hacken sich in Sicherheitssysteme – sind in der Zwischenzeit jedoch auf Eure Deckung angewiesen. Und nicht zu vergessen die Terroristen – die so genannten Tangos. Die müsst Ihr in jedem Einsatz natürlich auch über den Jordan pusten.
Eine andere Besonderheit sind die Einsatzbesprechungen im Helikopter. Eure Kollegin Joanna Torres versorgt Euch mit aktuellen Infos und Einzelheiten zur Mission. Sind alle Nettigkeiten ausgetauscht, geht es direkt am Seil hinunter auf den Boden – erfreulicherweise ohne Ladepause. Rainbow Six: Vegas verzichtet auf die aus den Vorgängern bekannte Planungsphase. Allerdings lässt sich zu jeder Zeit ein Blick auf die Karte werfen, die Euch den Grundriss der Umgebung anzeigt. Richtige Zwischensequenzen gibt es übrigens nicht. Alles läuft direkt im Spiel ab, ein kleines Videofenster informiert Euch hin und wieder über aktuelle Ereignisse oder neue Befehle.
Ubisoft Montreal verpasst dem Spiel unter anderem auch in Sachen Charaktere ein Facelifting. Das Team Rainbow ist gespickt mit Soldaten aus den Ländern Kanada, Russland, Polen, Japan, Südkorea sowie England. Ihr selbst übernimmt die Rolle des Amerikaners und Gruppenleiters Logan Keller. Der aus früheren Spielen bekannte Protagonist Domingo "Ding" Chavez ist nicht mehr im aktiven Dienst tätig, sondern wurde zum Chef der gesamten Einheit befördert. Zwar findet er im Spiel Erwähnung, selbst zu Gesicht bekommt Ihr ihn jedoch nicht.
Duck and Cover
.Ein zentrales Element von Rainbow Six: Vegas sind die spannenden und brisanten Gefechte. Dabei ist die Deckung von enormer Wichtigkeit, denn ohne Schutz überlebt Ihr bei einem Feuergefecht normalerweise keine fünf Sekunden. Da selbstverständlich auch die Gegner diese gern für sich in Anspruch nehmen, kommt es beim Zielen stets auf gutes Timing und schnelle Reaktionen an. Drei Möglichkeiten stehen Euch in dieser Situation zur Verfügung. Entweder wagt Ihr Euch teilweise zum genauen Anvisieren aus der Deckung heraus, werft eine Granate oder feuert blind in Richtung Feind – freilich ohne allzu große Präzision. Die Gegner halten zwar ebenso wenig aus wie Ihr, zielen dafür aber umso besser und werfen recht oft mit Granaten um sich. Es spielt übrigens keine Rolle, welches Körperteil der Feind bei Euch aufs Korn nimmt – ein Treffer in die hervor schauende Hand oder den Fuß erzielt den gleichen Schaden wie ein Kopfschuss. Terroristen jedoch lassen sich mit Hilfe einer platzierten Kugel in ihren Schädel ausschalten.
Euer Gesundheitszustand macht sich am Bild selbst bemerkbar. Nach zwei bis drei Treffern verschwimmt das Sichtfeld deutlich, weitere Treffer verdunkeln den Ausschnitt zusehends. Spätestens jetzt solltet Ihr Euch hinter eine Kiste oder einen Pfeiler flüchten und die Selbstregeneration abwarten – die setzt nach wenigen Sekunden ein. Andernfalls ruft der letzte Kontrollpunkt. Ärgerlich: Zwar lassen sich die KI-Kollegen mit einer Spritze wieder aufpäppeln, Eurem Alter-Ego können die Jungs aber nicht helfen. Und erst in aller Ruhe die Gegner ausschalten, während die Kollegen am Boden liegen, ist auch nicht drin – schließlich besitzen Eure Kameraden keinen unbegrenzten Blutvorrat. Wenn also Ihr oder einer Eurer Begleiter draufgeht, dann gilt der Einsatz als gescheitert. Leider liegen die Kontrollpunkte teilweise zu weit auseinander, so dass Ihr nach dem Ableben noch einmal eine oder gleich mehrere Passagen durchkämpfen müsst. Ein freies Speichersystem, wie beispielsweise bei Splinter Cell: Double Agent wäre da die bessere und weniger frustrierende Alternative gewesen.
Mehr Möglichkeiten
.Seit seinem letzten Einsatz hat Team Rainbow einige neue Fähigkeiten hinzugelernt. An vorgegebenen Stellen seilt man sich in Windeseile ab oder hangelt am Strick vorsichtig die Außenwand des Gebäudes entlang nach unten. Mit einem simplen Druck auf den linken Analogstick stellt sich Eure Figur dabei sogar auf den Kopf, um einen Blick in Räume zu erhaschen. In dieser Position weist Ihr den Kollegen per Kommando die Zielobjekte zu und eliminiert so ohne größere Probleme die Gegner. Die Übrigen geraten dadurch mehr oder weniger in Panik und schauen sich um, ohne jedoch zu merken, wer da auf sie feuert. Gesteuert wird Rainbow Six: Vegas im Normalfall aus der First-Person-Perspektive. Sobald Ihr aber bestimmte Aktionen ausführt, beispielsweise klettern, seht Ihr Logan von hinten respektive von vorne (Deckung). In beiden Varianten funktioniert die Steuerung außerordentlich gut. Klitzekleines Manko: Die linke Schultertaste muss ständig gedrückt werden, sonst lehnt Ihr Euch nicht mehr gegen eine Wand oder ein Hindernis.