Resident Evil 4 Wii Edition
Über die Steuerung unter die Haut
Es ist nachts, im Zimmer brennt kein Licht. Einzig die bizarre Szenerie, die sich auf der Mattscheibe abspielt, taucht das Schlafzimmer in diffuses Flackern. Von außen betrachtet mutet das im Höchstfall seltsam an, aber es kann ja auch keiner ahnen, dass ich vor dem Fernseher mit Wiimote und Nunchuk ausgestattet um das nackte Überleben kämpfe. Das Herz rast, mein Adrenalin-Spiegel steigt ins Unermessliche, mein Blutdruck lässt beinahe meine Adern platzen.
Ich bin angespannt wie selten zuvor, ein falscher Schritt könnte das unweigerliche Aus bedeuten. Die Gefahr ist allgegenwärtig: Hinter jeder Ecke könnten ein paar seelenlose Typen lauern, die unaufhaltsam auf mich zulaufen, mich auffressen, zerhacken oder meinen Kopf sauber mit der Kettensäge von meinem Körper abtrennen wollen. Und tatsächlich, ich höre jemandem mit schlurfenden Schritten näher kommen, kann aber nichts erkennen. Plötzlich geht das Licht im Schlafzimmer an und der Schreck durchfährt meinen Körper wie hundert Nadelstiche.
Ich hätte es ahnen können, meine Freundin tappt ähnlich lethargisch zu ihrer Betthälfte wie die zahlreichen Gegner aus dem Spiel, um endlich in Ruhe schlafen zu gehen. Klar, gegen 3 Uhr nachts ist dann auch mal langsam Schlafenszeit. Damit endet abrupt meine erste Session von Resident Evil 4 Wii Edition.
Nach zwei Jahren immer noch brillant
Okay, ich gebe zu, dass es für Außenstehende schwer nachzuvollziehen ist, was an diesem durchaus blutigen Spiel so faszinierend ist. Deswegen muss ich an der Stelle beinahe froh sein, dass mich meine Freundin noch keine zwei Jahre kennt. Sonst hätte sie mich vermutlich für verrückt gehalten, denn damals habe ich den spielbaren Albtraum zum ersten Mal auf dem GameCube durchlebt. Trotzdem ist diese Metzelorgie eines der besten Videospiele überhaupt, was sowohl für die Cube-Fassung als auch für die PS2-Version gilt. Über die PC-Variante hüllen wir sicherheitshalber den Mantel des Schweigens.
Seit vor kurzem die Wii Edition angekündigt wurde, gab es für mich wie für die meisten von Euch nur eine Frage: Wie spielt es sich wohl? Müsste ich diese Frage mit einem Wort beantworten, würde ich sagen: Fantastisch. Aber Ihr wollt es sicherlich ein wenig ausführlicher. Kein Problem. Technisch gibt es nichts zu meckern: Im Gegensatz zum GameCube-Original sieht die Grafik an einigen Stellen einen Tick besser aus. Die Unterschiede sind aber so minimal, dass sie wahrscheinlich nur Menschen auffallen, die die Cube-Fassung in- und auswendig kennen. Der Sound ist wie gehabt auf hohem Niveau, der Raumklang gut abgemischt, an der atmosphärischen Sprachausgabe wurde nichts geändert.
Neu ist dafür der echte 16:9-Modus, der Technik-Freaks mit Sicherheit begeistern dürfte. Grafisch gehört das im Grunde zwei Jahre alte Spiel mit zum Besten, was uns Entwickler bis jetzt auf der stylischen Wii untergejubelt haben. Tja, kein weiterer Kommentar...
So wird's gemacht!
Aber kommen wir zum wichtigsten Punkt, zur Steuerung. Wahrscheinlich geht es Euch die ersten zehn Minuten wie mir. Ich war doch etwas irritiert. Gerade wenn man eine der anderen Versionen schon gespielt hat, sind die ersten Schritte und Aktionen ein wenig ungewohnt. Habt Ihr Euch diese ersten Minuten ein wenig mit dem Interface auseinander gesetzt und schließlich verinnerlicht, merkt Ihr allmählich, wie sehr Euch diese Steuerung mitten ins Spielgeschehen zieht. Direkter habt Ihr mit Protagonist Leon noch nie interagiert.
Mit dem Nunchuk lauft Ihr, mit der Wiimote wird wie mit einer Lightgun gezielt. Während das Zielen in den anderen Fassungen mühsam mit dem Analogstick umgesetzt werden musste, klappt das in der Wii Edition vollkommen intuitiv. Der Laserpointer wurde gegen ein Fadenkreuz ersetzt, das sich bei zerstörbaren Gegenständen oder Gegnern rot färbt, damit Ihr nicht unnötig wertvolle Munition verballert. Das Zielen wird auf diese Weise zum Kinderspiel, der Präzision der Zielmechanik sei Dank. Wer über eine ruhige Hand verfügt, wird damit nicht nur bestens zurecht kommen, sondern auch ein Spielerlebnis haben, an das auf der Wii bislang nur Zelda: The Twilight Princess heran reicht.