Runaway: The Dream of the Turtle
Klein, aber fein?
Mit Umsetzungen ist das ja immer so eine Sache. Vor allem, wenn sie über ein Jahr nach dem Original erscheinen - und dann auch noch für eine Plattform, für die sie eigentlich nie konzipiert waren. Runaway: The Dream of the Turtle ist solch eine Umsetzung und sie ist nicht schlecht, keineswegs. Nur frage ich mich seit dem Spielen, warum ich jemandem empfehlen sollte, sie zu kaufen. Und dummerweise finde ich keine Antwort.
Haken wir kurz das Wichtigste ab: Runaway: The Dream of the Turtle entspricht, was den gesamten Inhalt angeht, der gleichnamigen PC-Version des Adventures. Ihr reist also einmal mehr mit dem einstigen Physik-Studenten Brian um den Erdball und sucht Eure erneut verschwundene Freundin Gina. Dabei löst Ihr zahlreiche Rätsel, von denen einige lustig und clever, andere schlichtweg an den Haaren herbeigezogen oder zumindest ungeschickt designt sind. Alles, was ich vor einem Jahr auf dem PC gelobt und kritisiert habe, könnte ich auch auf dem Nintendo DS loben und kritisieren.
Also konzentrieren wir uns lieber auf die Veränderungen oder - um genauer zu sein - die Anpassungen, die für den Handheld vorgenommen wurden. Zunächst einmal steuert Ihr das Spiel selbstverständlich mit Hilfe des Stylus über den Touchscreen. Dort seht Ihr Euren Helden über die bekannten Hintergrundbilder stapfen, während auf dem oberen Bildschirm sein Inventar eingeblendet wird. Zwischen verschiedenen Items dürft Ihr bequem mit den Schultertasten hin- und herschalten. Tippt Ihr den Bildschirm an, bewegt sich Brian.
Soweit nichts Ungewöhnliches. Aber, weil Runaway: The Dream of the Turtle eben ursprünglich für den PC entwickelt wurde, gibt es noch eine weitere Funktion, ohne die das Spielen unmöglich wäre: Das Zoomen. Haltet Ihr den Stick für einen Moment auf dem Touchscreen, seht Ihr nur noch einen Ausschnitt des Hintergrunds, dafür aber eben in Vergrößerung. Wie mit einer Lupe. Das ist notwendig, weil die Locations natürlich nicht mit der Auflösung des Nintendo DS im Hinterkopf gezeichnet wurden. Mit anderen Worten: Ohne Ranzoomen erkennt Ihr in der Regel nicht allzuviel, erst recht keine Details.
Das ist kein schlechtes, aber ein gewöhnungsbedürftiges System. Kein richtig gutes, aber ein unvermeidbares. Um das Ganze ein wenig zu erleichtern, dürft Ihr Euch außerdem markieren lassen, wo sich Hotspots befinden und welche Ausgänge in einer Location existieren.
Die zweite Anpassung betrifft einen weiteren Teil der Präsentation: Die Sprachausgabe, die für den Nintendo DS ganz einfach entfernt wurde. Stattdessen müsst Ihr die Dialoge nun lesen, was weniger schön, aber dem Spielfluss durchaus zuträglich ist. Am PC soll es schließlich auch den ein oder anderen Adventure-Spieler geben, der die Texte nur schnell überfliegt und dann wegklickt.
Davon abgesehen, halten sich die Unterschiede in Grenzen. Klar, die Qualität der Videos musste gesenkt werden, der Sound klingt nicht optimal, aber im Großen und Ganzen kann man nicht klagen.
Bleibt das Anfangsproblem: Was spricht dafür, die Handheld-Fassung dem Original vorzuziehen? Leider muss ich weiterhin sagen: Nichts. Technik sowie Steuerung sind auf dem PC naturgemäß besser und inzwischen dürfte es den Titel dort längst zum Budget-Preis geben. Zumal es für den Nintendo DS passendere Adventures gibt, die tatsächlich auf den Handheld ausgelegt sind. Es ist nicht schlecht, wohl bemerkt. Aber ich würde jederzeit zur PC- statt zur DS-Version greifen.