Sins of a Solar Empire
Kann denn Echtzeit Sünde sein?
Die TDN Krosus ist am Ende. Enorme Schadenswellen zerreißen ihre Außenhülle. Ein feindlicher Kreuzer löst seine gewaltige Gauss-Kanone der Stufe 3 aus und vernichtet den Reaktor. Explosion um Explosion lässt das gigantische Schiff erbeben. Eine letzte Salve verlässt das Hauptgeschütz, dann zerspringt der Metall-Koloss in Tausend Stücke.
Der Widerstand der Trade Coalition ist gebrochen, der Planet Halitherses befreit. Ein großer Sieg für die Vasari, aber der Krieg geht weiter. Nur eine Drehung am Mausrad entfernt, lauert die nächste Aufgabe.
Die majestätischen Schlachtschiffe werden immer kleiner, verwandeln sich in Symbole und geben die Sicht auf die Planeten frei. Gerade noch mitten im Gefecht, rückt nun das gesamte Imperium ins Blickfeld. Eine Kette von Planeten umkreist eine blaue Sonne. Zarte Warp-Linien werden durch die Schwerkraftfelder der Masseobjekte unterbrochen.
Erforschung, Ausbreitung, Ausbeutung und Auslöschung sind Teil dieser Oasen der Langsamkeit. Es sind die wichtigsten Gameplay-Elemente von Sins of a Solar Empire und machen es damit zu einem der ungewöhnlichsten Vertreter des 4X-Genres (eXplore, eXpand, eXploit, eXterminate).
Hier gibt es keine Pause-Taste, keine gemütlichen Runden oder vorberechenbaren Ankunftszeiten. Hier geschieht alles gleichzeitig, in Echtzeit. Schlachten, Resourcen-Ausbeutung, Forschung und die Erschaffung von bewohnbaren Welten verwandeln sich in einen Wettlauf der Kulturen, einen Kampf um die Vorherrschaft, um die Vertreibung aus dem Paradies. Entwickler Stardock befördert damit das ehrwürdige Genre in die nächste Evolutionsstufe und kreuzt so den Quasi-Vorgänger Galactic Civilizations II mit der Echtzeitstrategie eines Homeworld – ohne aber den Schritt in die echte Dreidimensionalität zu wagen.
Die Geschichte hinter diesem epischen Konflikt ist so einfach, wie austauschbar. Drei Fraktionen wollen sich ein Sternensystem einverleiben und kämpfen mit allen Mitteln um die Vorherrschaft. Eskaliert ist der Streit durch das Auftauchen der Advent, einem mächtigen Maschinenvolk, das durch ein Forschungsschiff der Vasari auf die Sonne und ihre wertvollen Planeten aufmerksam wurde.
Nun müssen die Parteien mit militärischer Macht, diplomatischem Geschick, ökonomischem Talent oder durch kulturellen Einfluss die anderen Invasoren aufhalten, vernichten oder überzeugen. Es gibt keine Kampagne, keine festgelegte Karte oder große Zwischensequenzen, jede Partie ist eine epische Auseinandersetzung, die durch Zufallskarten bei jedem Durchgang komplett anders verläuft. Es gibt kein durch choreographiertes Gameplay mit einem perfekt durchgeplanten Spannungsbogen. Stattdessen zu Beginn lange Wartezeiten und am Ende der Zwang zum ultimativem Multitasking.
Fünf, zehn, zwanzig Planeten tummeln sich in dem komplexen Reitersystem an der linken Seite. Nur mit diesem Tool, das ein wenig an jenes von Paraworld erinnert, lässt sich der Überblick behalten. Flottenmanagment, Verteidigung, Handel und Forschung werden dadurch in dieser Dimension in Echtzeit erst möglich. Trotzdem gibt es immer wieder Momente, in denen Ihr hilflos überlastet seid.