Tomb Raider: Anniversary

Im Verlaufe des Abenteuers legt Ihr Euch zum Großteil mit tierischen Feinden an – darunter Wölfe, Bären, Fledermäuse oder Dinosaurier – und gebt ihnen ordentlich eins auf die Mütze. Je öfter Ihr Euer Ziel trefft, desto wütender wird es. Schlussendlich stürmt der Gegner in Folge dessen auf Lara zu, was Euch wiederum die Gelegenheit zu einem Ausweichmanöver inklusive Zeitlupeneffekt ermöglicht.

Dazu müsst Ihr lediglich im passenden Moment die richtige Taste drücken. Während des verlangsamten Fluges habt Ihr zudem die Chance auf einen besonders effektiven Kopftreffer, der den Angreifer entweder gleich ausschaltet oder gegen eine Wand prallen lässt. Kleines Problem, aber gleichzeitig ein Vorteil für Euch: Gelegentlich kann es passieren, dass die Tiere an bestimmten Stellen, beispielsweise Ecken oder Kanten, hängen bleiben und dadurch mehr oder weniger zum simplen Kanonenfutter mutieren.

Nach Abschluss des Abenteuers, oder auch schon vorher, steht Euch das Croft Manor zur Verfügung. Die Behausung von Lara ähnelt einmal mehr den beiden Kinofilmen, ist jedoch weit größer als bisher. Zufälligerweise wurden gerade noch einige Kisten angeliefert, die selbstverständlich zum fröhlichen Klettern einladen. Doch damit nicht genug, denn es wird umgebaut im Hause Croft. Das eine oder andere Baugerüst ist also ebenso anzutreffen wie diverse Verstecke, kleinere Rätsel und ein Kleiderschrank. Standardmäßig trägt Lara keineswegs das Outfit aus Legend, sondern natürlich ihre Klamotten aus dem Original von 1996. Durch Einsammeln von in den einzelnen Levels verteilten Artefakten lassen sich indes weitere Kleidungsstücke, Cheats und andere Extras freischalten. Selbst nach Absolvierung der Hauptstory dürfte Euch Tomb Raider: Anniversary also noch ein wenig länger beschäftigen.

Bye Bye NextGen

Die in Legend von der Xbox 360-Version übernommenen Effekte der nächsten Generation sorgten zwar für äußerst schicke Grafikspielereien, trieben aber leider die Hardwareanforderungen des Titels in die Höhe. Ein Grund mehr, warum Eidos und Crystal Dynamics bei Anniversary darauf verzichteten. Nichtsdestotrotz überzeugt das Spiel durch scharfe Texturen, erstklassige Animationen und äußerst stimmige Schauplätze.

Für ihre Liebe zum Detail darf man die Entwicklern ebenfalls loben. In den eisigen Höhen von Peru ist etwa Laras Atem deutlich sichtbar. Nach einem kurzen Tauchgang oder der Passage eines Gewässers sind ihre Kleider übrigens nicht auf wundersame Weise in Sekundenschnelle getrocknet, das benötigt jetzt eine gewisse Zeit. Daneben zeugen umher fliegende Wassertropfen und eine nasse beziehungsweise glänzende Haut von dem kürzlichen Bad – sehr hübsch. Generell sieht Lady Crofts PC-Auftritt ein ganzes Stück besser aus als die PlayStation 2-Variante, speziell wegen der höheren Auflösung in Verbindung mit aktivierter Kantenglättung.

Der Fokus von Anniversary liegt klar auf dem spielerischen Part, weswegen sich die Musikuntermalung vornehm zurück hält. Konkret gibt es nur in wenigen Situationen, allen voran bei den Kämpfen, temporeiche Klänge zu hören. Ansonsten erfreut man sich an der zur Abwechslung mal wohltuenden Stille, die lediglich von den durch Lara oder ihrer Gegner verursachten Geräuschen unterbrochen wird. Atmosphäre ist selbst ohne ständiges Gedudel im Hintergrund mehr als genug vorhanden. Dafür sorgt nämlich ebenso die ausgezeichnete Sprachausgabe.

Zum Abschluss gibt es bezüglich der Steuerung noch ein ganz klein wenig zu meckern. Prinzipiell funktionieren sowohl die Kontrolle per Tastatur-Maus-Kombination als auch via Gamepad recht gut, wobei ich das Spiel hauptsächlich per Xbox 360-Controller und den damit verbundenen Vibrationseffekten absolvierte (die ansonsten natürlich fehlen). Sämtliche Tastenkommandos dürfen zwar nach Euren Wünschen belegt werden, allerdings zeigen alle bei Verwendung eines Gamepads auf dem Bildschirm eingeblendeten Hilfestellungen ausschließlich die für die jeweilige Situation passenden Buttons der Tastatur an.

Wie sag ich es am besten? Tomb Raider: Anniversary ist im Prinzip das gleiche Spiel wie damals, nur wesentlich besser! Der Kauf lohnt sich dank der zahlreichen neuen Rätsel und der umfassenden Überarbeitung gleichermaßen für Neulinge und Tomb Raider-Veteranen. Löblich ist außerdem die im Vergleich zum Vorgänger etwas längere Spielzeit, denn Legend war leider recht schnell vorbei. Aber ein anderer Aspekt verdient wesentlich größere Beachtung: Crystal Dynamics zeigt nämlich, dass man selbst in Zeiten von Grafikblendern noch Spiele erschaffen kann, die hauptsächlich durch ihr Gameplay überzeugen. Bei allem Respekt für Core Design, aber der Wechsel des Entwicklerteams hat sich als wahrer Glücksgriff entpuppt. Nur weiter so, denn seit Legend bin auch ich wieder Lara-Fan und freue mich auf weitere Abenteuer.