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Valkyrie Profile 2: Silmeria

Sprung der Walküren

Die Schönheit muss dem Ernst des Rollenspieler-Lebens ein wenig weichen, sobald es dann zum ersten von sehr vielen Feindkontakten kommt. Wie in den restlichen Spielaspekten versucht Valkyrie Profile 2 in der 3D-Kampfarena passend zur jeweiligen Umgebung einiges ein wenig neu zu gestalten und das größtenteils mit beachtlichem Erfolg. Es dauerte ein paar Minuten, bis ich mich an die seltsame Mischung aus Taktik-Bewegung und Echtzeit-Angriff gewöhnt hatte, konnte davon aber schon bald nicht mehr genug bekommen.

Bis beide Gruppen in Reichweite für einen Angriff sind, bewegen sich die Monster nur, wenn Eure Truppe zieht. Ist die nötige Distanz unterschritten, könnt Ihr zuschlagen, vorausgesetzt, der Feind kam Euch nicht zuvor. Während des Angriffes ist jedem der bis zu vier Charaktere eine Taste zugeordnet und diese vier lassen sich in den wenigen Sekunden des Schlagabtauschs zu langen, ungemein effektiven und sehr nett anzuschauenden Komboketten verbinden.

Das System hat dabei sehr viel Charme, schließlich werdet Ihr bei der generellen Wahl der Taktik nicht gehetzt, Gegenstände lassen sich in Ruhe einsetzten und wenn es dann losgeht, ist Fingerfertigkeit und ein wenig Kreativität bei der Zusammenstellung schneller Kombos gefragt. Der Teufel steckt wie immer im Detail und in einem sehr fieslichen noch dazu. Wie schon in den Dungeonsequenzen werden hier tri-Ace´s offensichtliche Defizite deutlich, wenn es um die Entwicklung einer wirklich guten Steuerung geht.

Schwert, Bogen und Magie, die üblichen Mittel gegen die zahlreichen Monster.

Eigentlich wolltet Ihr Euch nur ein wenig drehen, um das Schlachtfeld besser zu überschauen, und schon hat sich die eigene Truppe ein paar Meter in irgendeine, nicht unbedingt gewünschte Richtung bewegt. Die Monster lassen die Chance nicht ungenutzt verstreichen und fallen Euch in den ungedeckten Rücken. Solche Momente wecken Emotionen im Spieler, nur leider nicht die gewünschten.

Trotz aller Detailschelte, so viele gelungene Neuerungen und Variationen bekannter Schemata hat mir selten ein einzelnes Rollenspiel geboten und irgendwie fand ich den Blick auf den Unterbau von Valkyrie Profile 2 nach all der Veränderung da schon richtig beruhigend. Hier gibt es die klassischen Zutaten in Form zahlloser Mitstreiter, hunderter Fertigkeiten und magischer Sprüche sowie Tausender Gegenstände. Zahllose Monster wollen getötet und fast so viele NPCs angesprochen werden. Die Substanz des Spiels ist ein solider Grund aus Rollenspiel-Granit. Nichts Besonderes, aber sehr, sehr stabil.

Was Ihr hier aber nicht erwarten dürft, ist eine freie Spielwelt. Einhergehend mit dem Verzicht auf die Weltkarte blieb den Entwicklern allem Anschein nach kaum Platz für optionale Nebenaufträge in der Welt von Midgard. Valkyrie ist wahrlich nicht klein geraten, aber wer es einmal durch hat, wird folglich wenig finden, was ihn zurück lockt. Dabei werden einige schöne Ideen leider auch leichtfertig verschenkt.

Heroes-R-Us: Krieger, Magier, Geweihte und Bogenschütze.

Das System, gefallene Seelen als Mitstreiter einzusammeln und dann später von ihrem Dasein zu befreien und ins Leben zu rufen, ist genial und bietet, so sollte man wenigstens meinen, Erzählstoff für Tausend kleine Handlungsstränge. Leider liegt dieses Potential brach und weder die Vergangenheit der Krieger noch ihre Zukunft sind in den meisten Fällen besonders ausgefeilt. Schade, einige machten einen interessanten Eindruck…

Die Schwächen von Valkyrie 2 sind solche, die einen Tester wirklich aufregen. Jeder Kritikpunkt dieses Reviews ist offensichtlich und hätte sich sicher mit ein wenig mehr Feinarbeit ausbügeln lassen. Etwas weniger nervige Hüpfeinlagen, eine nicht ganz so überempfindliche Steuerung im Kampf, mehr Substanz bei den Nebencharakteren und ein paar Nebenaufträge, es kann doch wirklich nicht so schwer sein. Knapp vorbei ist zwar nicht immer daneben, aber halt auch nicht die volle Punkzahl.

Trotzdem muss man schon wirklich hartherzig sein, um Valkyrie dafür zu hassen, bietet es doch so viel Gutes. Zuvor verbrachte ich einige Abende mit Blue Dragon und nach dieser eher schalen Erfahrung ziehe ich schon wegen der neuen Ansätze vor den Entwicklern von Valkyrie meinen Hut. Die Mischung aus Innovation und solider Handwerksarbeit, eingebettet in eine erwachsene Handlung, ergibt ein gelungenes und frisches Rollenspiel-Spielgefühl, das mich mit weit mehr Enthusiasmus an den Screen bannte, als jeder andere Genrevertreter der letzten 12 Monate. Nur noch ein wenig Feintuning und für Teil 3 steht wahrer Göttlichkeit nichts mehr im Wege.

Valkyrie Profile 2 ist für die PS2 erhältlich. Das Spiel lief während des gesamten Tests auf der PS3 ohne Schwierigkeiten. Die Sony-Kompatibilitätsseite nennt gelegentliche Absturzprobleme, davon war jedoch nichts zu sehen.

8 / 10

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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