Universe at War: Angriffsziel Erde
Kontrollverlust
General Moore wirft einen Blick über die Ebene, bevor er sich mit einem deutlichen Ausdruck von Verärgerung aus dem Helikopter steigt. In seinem Rücken nähert sich in der Ferne der schon angeschlagene, aber alles andere als wehrlose Hierarchie-Walker monolithisch gegen den Himmel aufragend weiter der Basis. Langsam, sicher, aber auch scheinbar unaufhaltsam. „Major, können sie mir sagen, was hier passiert?“ Der junge Offizier wendet seinen Blick von dem Gemetzel in der Ferne ab. Moore runzelt die Stirn. In diesen dunklen Tagen scheinen sie alle jung zu sein. Zu jung, um hier zu sterben, aber wenn sich nicht etwas ändert und zwar schnell, sind sie genau dafür hier draußen.
„Sir, was meinen Sie, Sir?“ „Ich meine, dass ich das erste Mal seit dem Eintreffen der Novus hier anscheinend eine wichtige Schlacht verliere.“ Es ist wahr, die letzten drei Monate lief es besser, als man angesichts der Umstände hätte hoffen dürfen. Damals wischte die Hierarchie, fremdartige Aggressoren aus den Tiefen der Sterne, in nur Stunden jeden Widerstand hinfort. Die Menschheit schien als Vergangenheit in die Geschichte einzugehen, von der sie bis dahin glaubte, sie allein zu schreiben. Es war die sprichwörtlich letzte Sekunde, die die Novus, eine fast noch seltsamere Rasse von Maschinenwesen und die erklärten Feinde der Hierarchie, wählten, um praktisch aus dem Nichts zu erscheinen und das unausweichliche Ende vorerst abzuwenden.
Der junge Major schien Moore nicht gehört zu haben. Wie erstarrt blickte er auf eine Gruppe Infanteristen, die von den kolossalen Brutes buchstäblich in Stücke gerissen wurde. Der hochauflösende Monitor im improvisierten Hauptquartier kannte keine Gnade. Er zeigte das noch Kilometer entfernte Grauen, als wäre es schon angekommen. „Major, reißen sie sich zusammen, was ist los hier!?“
„Sir, es sind die Befehlswege, alle Einsätze sind auf einmal schwerer zu koordinieren.“ „Seit wann?“ „Seit dem Systemwechsel letzte Woche, Sir. Es ist als hätten wir teilweise keine gezielte Kontrolle über unsere Truppen. Die Novus beobachten das gleiche Phänomen. Angriffe koordinieren dauert länger, die Truppenauswahl verzögert sich. Wir versuchten auf alternative Steuerungsmethoden umzusteigen, ohne Erfolg. Sir, wie lauten Ihre Befehle?“
Moore lies seinen Blick über den mit Technik vollgestopften Gefechtsstand schweifen, bevor sein Blick auf den inzwischen beunruhigend nahen Walker zurückkehrte. „Major, ich schlage vor, dass sie sich mit den neuen Bedingungen sehr schnell vertraut machen. Und zwar sofort!“ Als er sicher war, dass der junge Offizier ihn nicht mehr hören konnte, flüsterte er zu sich selbst: „Und Gnade uns Gott. Hoffentlich ist dies nicht das eine Problem zu viel...“
Der Krieg um die Erde in Universe at War: Angriffsziel Erde begann schon vor einigen Monaten auf dem PC und Sega nahm sich für die Xbox 360–Version etwas Zeit. Sei es aus technischen Gründen oder um nicht in dem Xbox-Hitgewitter vor Weihnachten unterzugehen. Oder aber um sich ein gutes Steuerungsschema für das Pad der 360 auszudenken. Und so anständig dies auch gelang, gegen die Präzision und Geschwindigkeit von Maus und Keyboard hat das Pad nicht den Hauch einer Chance.
Dass Echtzeitstrategie und Konsolen nicht gerade eine Wunschehe darstellen, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben und auch Universe at War macht da keine Ausnahme. Um alle verschiedenen Einheiten, und derer gibt es nicht gerade wenige, unter Kontrolle zu halten, bedarf es aller Tasten des Pads.
Mit den Sticks steuert Ihr Zeiger und Kamera, mit den Triggern die Spezialfertigkeiten einzelner Truppen, linker Bumper sortiert Einheiten, X wählt Gruppen gesamt aus. A gedrückt halten markiert Einheiten, A drücken pickt einzelne heraus, irgendwo kommen dann für irgendwelche Befehle dann noch die restlichen Knöpfe und sogar die Back-Taste ins Spiel. Ihr werdet eine Weile brauchen, bis Ihr Euch alles merken konntet und vor allem in brenzligen Situationen blitzschnell anwendet.
Dabei versucht das Spiel sein Bestes, Euch das Chaos in strukturierter Weise näher zu bringen. Ein umfangreiches Tutorial zeigt Euch zügig und pointiert die Grundlagen, während der Missionen folgen dann noch spezielle Künste. Recht gut funktioniert dabei auch die schnelle Navigation auf der Minimap. Trotzdem und selbst wenn Ihr Euch alles verinnerlicht habt, selbst wenn Ihr bei jeder Situation genau wisst, wie Ihr vorzugehen habt und welche Tasten benötigt werden: Mit Maus/Keyboard-Kombo würdet Ihr auf Schritt und Tritt abgehängt werden. Ich spreche Sega hier trotz der latenten Überfrachtung des Pads ein kleines Lob aus, denn alles geht. Es geht so gut, wie Echtzeitstrategie derzeit auf der Konsole möglich ist. Das ist aber halt nicht so gut wie am PC...
Äußerst schwach wirkt dagegen die Optik. Der schon am PC gerade bei kleineren Einheiten krümelige Look lässt auf 720p selbst auf der höchsten Zoomstufe Detailfreude missen. Die entfernteste geht dagegen nicht weit genug raus, um Euch wirkliche Übersicht zu verschaffen. Und dieses Ruckeln, sobald mal richtig was los ist, hätte doch nun wirklich nicht sein müssen. Kaum geht es richtig zu Sache auf dem Feld, sackt die Framerate ab. Wenngleich nie so stark, dass die Spielbarkeit komplett in die Knie geht, störend ist es allemal. Eigentlich sollte die 360 genug Power mitbringen, um solche Peinlichkeiten zu vermeiden.
Davon abgesehen ziehen die beiden Versionen was Umfang, Spielmodi und eigentlich den ganzen Rest angeht, ziemlich gleich. Werft also der Einfachheit halber einen Blick auf den Test der PC-Version, denkt Euch noch einen Satz von Achievements mit Ausrichtung auf den Multiplayer über Live dazu und Ihr seid gut informiert. Und wenn wir schon bei Live sind: Ein paar unschöne Lags machen sich hier leider ebenfalls bemerkbar. Wieder nichts Essentielles, aber der eigentlich recht gute Gesamteindruck wird doch getrübt.
Auch auf der Xbox 360 überzeugt der dichte Storyhintergrund, die kolossalen Einheiten lassen jedes Warhammer-Fans Herz höher schlagen und es rumpelt nach wie vor einfach gut, wenn die Alienrassen aufeinander einstürmen. Trotzdem solltet Ihr, sofern Ihr die Wahl habt, die wesentlich intuitivere Maus/Keyboard-Kombo am PC bevorzugen. Denn auch wenn Sega einen wirklichen soliden Job dabei ablieferte, alles unterzubringen: Mit dem Pad ist es schlicht und ergreifend langsamer und umständlicher. Habt Ihr keinen PC und dennoch ein Faible für Echtzeitmassengemetzel, gehört Ihr zwar einer seltenen Gattung an, dürft hier aber mit Einschränkungen bei Optik, Performance und Steuerung zuschlagen.
Der Angriff der Hierarchie auf die Xbox 360 startete am 31.März. PC-Spieler bekriegen die Invasoren bereits seit einigen Monaten.