Retro auf Raten - Wii Virtual Console
Riot Zone und 1080 Snowboarding
Glaubt es mir: Das TurboDuo – TurboGrafx mit CD-Rom – oder die ja technisch praktisch identische Kombination aus der PC-Engine und CD-Rom in einer schnuffig, technokratisch hässlichen Dockingstation in Büro-Beige, gehört mit zum Allerfeinsten, was 8- und 16–Bit je hervorbrachten. Lassen wir einmal den generellen technischen Innovationsbonus der Verwendung von Silberlingen heraus, hatte dieses über 1000 DM teure Geschoss genug zu bieten, um diesen spektakulären Preis zu rechtfertigen.
Beispielweise war eine Speicherbatterie verbaut, die auch die Spielstände der kleinen Module in sich aufnahm. Kein Aufschreiben der ungefähr 237 Zeichen bei Neutopia mehr; ein Traum. Und dann gab es da noch die exklusiven CD-Rom Titel. Lords of Thunder oder Spriggan als zwei der spielerisch und optisch besten 2D-Shooter überhaupt, Dragon Slayer und Ys für die Rollenspieler, Vasteel für Mechstrategen - die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.
Um den Schock zu verdeutlichen: Das alles passierte 1991. Auf dem NES erstaunte zu der Zeit alles, von dem das Beilegheft behauptete, dass es Sprachausgabe wäre; die Mega Drive–Programmierer versuchten - leider auf ewig erfolglos -, den Soundchip von Segas Next Generation in den Griff zu kriegen, und dann kam NECs Traummaschine, die kristallklare Sprache und Musik einfach dank überlegenem Speicherplatz aus dem Hut zauberte. Natürlich war nicht immer alles eitel Sonnenschein, jedes System hat seine fiesen Mr. Hydes zu seinen genialen Dr. Jekylls. Und hier kommt Nintendo mit seiner Auswahl an ehemaligen CD-Rom-Titeln für die PC-Engine ins Spiel...
Riot Zone
Plattform: TurboGrafx CD
Entwickler: Hudson
Erschienen: 1992
Kostenfaktor: 800 Punkte
Wii-Mote Unterstützung: Ja
Ich habe diese Ansprache aus einem Grund gehalten: Ich weiß, dass die Turbo Duo / PC-EngineCD nicht die populärste Konsole war. Das lag aber an dem Preis und der Tatsache, dass das gute Stück hierzulande nur als Import zu haben war, nicht an solch traurigen Ausreden für ein Spiel wie Riot Zone. Vielleicht denkt Ihr aber auch: „Na gut, heute sieht einfach nur ziemlich bescheiden aus, damals war das bestimmt ein echter Burner, so mit CD-Rom und so.“
Nein, Riot Zone war damals Schrott, es ist heute Schrott und sollten sich bei der allgemeinen Konvention, was ein gutes Spiel ausmacht, nicht eine ganze Menge ändern, wird Riot Zone auch immer Schrott bleiben. Triste Grafiken mit Ruckelanimationen zieren keine Hardware. Hässliche Sprites bleiben hässlich, auch wenn sie schön groß gerieten. Der Ohren beleidigende Pieps-Midi-Sound vergeht sich gegen seine Silberscheibenherkunft aufs Gröbste. Und das Gameplay? Final Fight oder Streets of Rage, nur halt in ganz, ganz arm, mit kurzen Leveln, schwachsinnigen Gegnern und dem Potential, den Ruf einer Konsole in den Schmutz zu ziehen.
Da ich weiß, dass Ihr unendlich schlauer seid als die KI dieses Machwerkes, lasse ich das abschließende Fazit mal weg. Ihr seid klug genug, Euch das dazu zudenken, ohne dass ich all diese schlimmen Wörter tippen müsste, die mir beim Gedanken an Riot Zone durch den Kopf schießen.
Wertung: 1 / 5 Goldmünzen
1080 Snowboarding
Plattform: N64
Entwickler: Nintendo
Erschienen: 1998
Kostenfaktor: 1000 Punkte
Wii-Mote Unterstützung: Nein
Aber nicht alles in dieser Woche stellt eine massive Beleidigung für seine ehemalige Heimstatt dar. Im Gegenteil, der zweite Titel Woche lässt einen wundern, warum das N64 nicht erfolgreicher war, als die Geschichtsbücher der Spielewelt es zeigen. 1998 war das Schneefeld der Snowboardspiele noch praktisch unbeackert und die Bühne war frei für einen Star im Himmel der Extremsportspiele, an dem sich kommende Generationen messen mussten. Oft wurden sie dabei für zu leicht befunden.
1080 macht praktisch alles richtig. Die Grafik rauscht in genau dem richtigen Tempo an Euch vorbei, ohne dabei auf Detailfreude zu verzichten. So schön, dass Ihr auch heute noch ohne die rosa Brille der Vergangenheitsverklärung vor dem Bildschirm sitzen und einfach die simple Schönheit des Speedrauschs durch das weiße Pulver des Schnees genießen könnt. Spaß wie auf der Piste, nur halt im Warmen.
Dafür, dass dies auch nach einer Dekade noch so gut funktioniert, sorgt die auf den Punkt sitzende Steuerung des Boarders. Jedes Manöver erfordert Eure volle Konzentration, Geschenke gibt es auf der Piste nicht. Die Tastendrücke werden mit unerbittlicher Präzision angenommen und wehe, Euer Timing hinkt da hinterher. Auch wenn dies für Neulinge des Spiels sicher den Einstieg nicht vereinfacht, sorgt es doch für ein warmes Gefühl der Zufriedenheit, sobald die Stunts dann endlich sitzen.
Und dies sind auch die Momente, für die Ihr spielt. Endlich kein Rookie mehr sein, sondern in Trance die komplexesten Sprungfolgen zu meistern. Viele von Euch verbinden wahrscheinlich mit 1080° positive Gefühle. Und auch heute noch zu recht. Selbst wenn Ihr den Nostalgiebonus abzieht, bleibt ein Meilenstein im Genre der Extremsportarten. Absolut lohnend!
Wertung: 5 / 5 Goldmünzen
Und nächste Woche... ... überrascht uns Nintendo bestimmt mit einer weiteren Komplettgurke der Sidescroller-Beat´em´Ups. Mal sehen, ob sie Alien Storm und Riot Zone noch unterbieten können. Und, Nintendo, bevor ich es vergesse: Danke für 1080. Großes Spiel!