RGB, HDMI und Scaler für Retro-Konsolen - DVDO ISCAN VP30, Edge & Edge Green
So bekommt ihr auch auf neuen TVs das gute, alte Feeling
2005 war HDMI-Scaling noch ein ebenso junges wie dringendes Thema. Es gab jede Menge SD-Quellen, nicht wenige Leute hatten aber mitunter schon die ersten bezahlbaren HD-TVs. Auf denen sahen ihre zuvor bekannt und ordentlich wirkenden Quellen, egal ob alter DVD-Player oder Spielkonsole, plötzlich mittelmäßig schrecklich aus. Die ganz alten Dinge wie Laserdisc, VHS oder schon damals Retro-Konsolen waren plötzlich unansehbar. Und auch wenn es Scaler gab, sie kosteten fünfstellig.
Auftritt - neben vielen anderen - DVDO. Die heute noch existierende Firma veröffentlichte Mitte bis Ende der 2000er einige bis heute beliebte Scaler/Switch-Geräte, die damals eigentlich nur einen echten Nachteil hatten: Sie waren noch ganz schön teuer. So um die 2000 Dollar aufwärts, nicht weniger in Euro, waren fällig. Heute habt ihr die Wahl zwischen einigen Modellen, die beiden bekanntesten der alten Serie sind ISCAN VP30 und ISCAN VP50. Während der VP50 erst mal besser klingt und es von der Prozessortechnik zur Bildberechnung auch ist (zumindest minimal), hat er den Nachteil, dass er kein 240p-Signal akzeptiert. Damit fallen schon mal eine ganze Reihe alter Konsolen und auch der VP50 flach, bleiben wir also beim VP30.
Gerät, Anschlüsse und Optionen
Der VP30 dagegen hat kein Problem, jedes Signal, das ich seines Weges schickte, richtig zu deuten, sei es ein NES oder ein Dreamcast. Überhaupt ist die Kiste ein echtes Eingangs-Anschlusswunder: 4 HDMIs (Achtung, nur Standard 1.2), 2 Composite, 2 Komponente, 2 S-Video, 1 RGBHV (RGB-Signal über YUV). An Ausgängen habt ihr natürlich einen HDMI- und einen konfigurierbaren analogen BNC-Komponenten-Ausgang. Für Audio ist ein analoger Chinch-Eingang vorhanden und zwei digitale Ein- und Ausgänge entweder per SPDIF oder Koaxial. Das sollte auch für größere Heimkino-Setups reichen, was jedoch schmerzlich vermisst wird, ist ein SCART-Eingang. Stattdessen müsst ihr den SCART-YUV-Konverter nutzen, um in den RGBHV-Eingang zu gehen. Das Dreamcast will der VP30 übrigens trotz eigentlich kompatiblen RGBHV-Anschlusses nicht, warum auch immer. Hier hilft ein RGB-Interface, das ihr für etwa 30 Euro bekommt.
Anschluss 240p-Konsolen
Erst einmal bieten sich natürlich für den direkten Anschluss ohne weiteren Aufwand die beiden Composite- und S-Video-Eingänge an. Hier gibt es zwar kein RGB-Signal, aber probieren kann man es ja mal. Das Ergebnis ist deutlich. Direkt am TV ist das Bild verwaschen und flimmert, über den VP30 kommt es stabil und deutlich lebendiger bei den Farben. Es ist bei weitem nicht das perfekte Bild, aber getestet mit einer PC-Engine Duo 2 und einem Mega Drive war das Ergebnis auf jeden Fall so, dass man mit Freude spielen kann. Man muss ein wenig mit den Einstellungen und Bildfiltern herumspielen und Scanlines und ähnliche spieletypische Dinge gibt es nicht, aber dafür hat das Gerät nur einen absolut minimalen Eingabe-Lag und kein Ruckeln. Perfektionisten werden zwar immer noch die Nase rümpfen, aber für die Allermeisten dürfte das locker reichen, um die Klassiker fast wie früher genießen zu können.
Das RGB-Signal ist kein großes Problem, dank des RGBHV-Eingangs. Alles, was ihr braucht, ist ein SCART-Switch in RGB-tauglich (ca. 20 Euro) und ein SCART-RCA-Kabel (ca. 15 Euro). Konsolen per SCART-RGB an den Switch, Switch per RCA an den VP30 und dann weiter per HDMI an den TV. Das Bild, das ihr da jetzt bekommt, ist noch etwas satter und ruhiger als zuvor, die Farben sind klarer und kräftiger, was alles dem besseren RGB-Signal der Konsole geschuldet sein dürfte. Dass es besser geht, zeigt der Framemeister, aber das hier ist schon sehr nett.
Anschluss 480p-/480i-Konsolen
Für alle diese Konsolen gibt es Komponenten-Kabel, also sind die beiden Komponenten-Anschlüsse natürlich die erste Wahl. Das Bild direkt am TV war bei Wii und PS2 gut, es wurde deutlich sauberer und ruhiger, nachdem es durch den VP30 ging. Es ist also auch bei 480p ein Vorteil zu sehen, er ist auch deutlich, aber nicht ganz so dramatisch wie zuvor bei 240p. Trotzdem, möchte man auch nicht mehr missen, hatte man einmal das Vergnügen. 480i ist dagegen fast ein Quantensprung, was aber auch daran liegen kann, dass
Optionen und Menümöglichkeiten
Der ISCAN VP30 ist reichhaltig bestückt, das Menü umfangreich. Vom Sync - wichtig für manche RGB-Varianten - bis zu zig Ausgabeformaten lässt sich hier das Bild genau definieren, Bildposition, Zoom und ähnliches sowieso, und die Bildverarbeitungsmodi sind für die Zeit, in der das Gerät erschien, absolut beeindruckend und auch heute noch technisch auf dem Stand. Die Filter sind wie immer Geschmackssache, für meinen wird da zu viel weggefiltert, vor allem, wenn ihr sie etwas höher setzt, aber mit Bedacht eingesetzt können sie manches Bild noch etwas aufhübschen.
Preis und Verfügbarkeit
Der alte Preis von 2000 Euro ist nach 10 Jahren natürlich hinfällig, produziert wird der VP30 schon lange nicht mehr. Die Preise können dabei dramatisch schwanken. Am ehesten werdet ihr auf dem US-Ebay fündig, aber auch in Deutschland und der EU tauchen immer wieder Geräte auf. Spannungswandler sind kein Thema, 220V funktioniert. Für 400 oder 500 Euro findet ihr immer was, den Preis halte ich heute aber für viel zu teuer. Bis zu 150 oder maximal 200 Euro sind angesichts der Eingangsvielfalt und Qualität okay. Wenn ihr Glück habt, kann es aber auch weit günstiger werden. Solltet ihr auf ein "defektes" Gerät stoßen, schaut es euch genau an, vor allem, wenn dort „defekt nach Update" steht. Es gibt einen Update-Bug, der sich leicht beheben lassen kann (Das Update muss nach einem Default-Reset über einen XP-Rechner per USB-Seriell-Kabel eingespielt werden, steht alles auf der DVDO-Seite). Ein solches Gerät, das nach dem korrekten Update dann perfekt lief, fand ich für 30 Euro, denn auch hier hielt der Verkäufer es für defekt nach einem Update. Aber Vorsicht, es sind eine Dekade alte Geräte, sie könnten auch wirklich defekt sein. Seid also nicht zu mutig, wenn ihr einen "defekten" VP30 kauft.
Das größte Problem bei der Verfügbarkeit ist jedoch die APT-102 Deinterlacer Karte, mit der sich der VP30 erweitern lässt. Damit bekommt er zwei zusätzliche Anzeigemodi speziell für Spiele und effektiv wird von der Bildqualität ein VP50 aus dem Gerät. Aber viel Glück so eine Karte zu finden. Versucht lieber einen VP30 zu ergattern, der eine bereits verbaut hat.
Die gibt es auch noch: DVDO ISCAN VP 50 (Pro), ISCAN Duo Pro, Edge, Edge Green
Der VP 50 wurde schon erwähnt und er ist für 480p-Quellen wohl etwas besser als der VP 30, aber er kann mit 240p-Signalen nichts anfangen. Egal, welche 8- oder 16-Bit-Konsole ich ihm über Composite, S-Video oder sogar RGB anbot, er hatte keine Lust drauf. Ich habe in Foren Einträge gefunden, die behaupten, dass es doch gehen würde, aber leider keine echte Erklärung, wie. Es kann sein, das spätere Modelle das dann doch beherrschten, aber da viele Leute auch widersprechen, gehe ich mal mit meinen eigenen Erfahrungen und sage, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass ein VP 50 das wirklich nicht kann. Der VP 50 Pro hat damit wohl keine Probleme, ich habe auch nichts Gegenteiliges gelesen, aber ich habe keinen und auch keine Absicht, einen zu holen. Soll aber ein schönes Gerät sein, wenn man es denn finden kann - viel Glück, zu einem auch nur vage sinnvollen Preis habe ich noch keinen gesehen.
Das fünf Jahre jüngere und deutlich teurere Modell ISCAN Pro Duo (derzeit immer noch um ca. 700 Euro) ist immer noch leichter verfügbar und ihr werdet ihn häufiger finden, auch wenn DVDO ihn selbst nicht mehr produziert. Es hat eine Fülle an Eingängen für HDMI (satte acht Stück!) und 2 HDMI-Ausgänge, daher der Name Duo. Im Gegenzug wurden die analogen Eingänge halbiert, schließlich sollte das gute Stück vor allem neue Technik verwalten. Leider verarbeitet er wie auch der VP50 keine 240p-Signale und ist damit für alte Konsolen nicht wirklich zu gebrauchen. Ein hervorragendes, vielseitiges Gerät, das eure Quellen durchaus aufwertet, aber für den ambitionierten Retro-Gamer leider nicht das Richtige ist.
Zwei sehr populäre Modelle, etwa um 2010 erschienen und nicht länger direkt vertrieben, sind der DVDO Edge und der Edge Green (beide ohne ISCAN im Namen). Der Edge war (oder ist) der preiswertere, abgespeckte Nachfolger des VP50 Pro und Pro Duo, nur dass er im 240p-Bereich deutlich schwächer ist als selbst der VP50 Pro, der da auch nicht gerade glänzt. Mittels eines Tricks (http://www.videogameperfection.com/2012/02/23/improving-240p-picture-quality-on-the-dvdo-edge-using-the-sync-strike/ ) lässt sich da ein wenig was machen, falls ihr aus Versehen einen Edge für eure alten Retros geholt habt. Der Edge Green, ein wiederum vom Edge abgespeckter Nachfolger, hat von sich aus gar keinen 240p-Support und auf meinem liefen entsprechende Konsolen entweder gar nicht oder wurden als 480i erkannt, mit einem völlig verschobenen und falsch skalierten Bild. Mit besagtem Trick des Edge lässt sich wohl auch 240p auf den Edge Green bringen, aber ehrlich gesagt sehe ich - außer ihr habt schon einen und nur den - wenig Grund, das zu tun, wo es bessere und günstigere Lösungen dafür gibt, seien es VP30 oder Framemeister. Die beiden Edge sind zwischen 100 und 250 Euro zu haben. Angesichts der nach wie vor sehr ordentlichen HDMI-Switch-Optionen inklusive Bildkorrekturen und des guten 480p-Supports kann er für solche Geräte immer noch interessant sein, aber eben nicht für die ganze Bandbreite des Retro-Daseins.
DVDO ISCAN VP30: Starker Klassiker, aber nur zu einem fairen Preis bitte
Kauft ihr diesen Klassiker zum richtigen Preis - vielleicht sogar als Super-Schnäppchen -, werdet ihr viel Spaß damit haben. Der VP30 könnte mehr Flexibilität im Bereich Scanlines vertragen und hätte auch gerne einen SCART-RGB-Port bringen dürfen, aber sonst ist es ein schickes Gerät für alle Lebenslagen, sei es ganz altes Retro-Gaming oder als Luxus-Switch für HDMI-Quellen. Das Bild für 240p, selbst mit Composite und vor allem mit RGB, ist absolut akzeptabel für die meisten "normalen" User und deutlich besser als das, was die allermeisten modernen TVs bei direktem Anschluss liefern. Für das einfache Setup alter Konsolen ist der VP30, idealerweise mit der Abt102 Add-on-Karte für Deinterlacing, eine echte und noch dazu hübsch anzuschauende Option. Aber auch bei 480i/p-Quellen überzeugt der alte Mann der Scaler, also haltet die Augen auf, wenn ihr auf der Suche seid. Hier habt ihr das höchste Schnäppchenpotenzial der Scaler-Szene, ohne dass ihr am Ende mit Ramsch dasteht.