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Rhapsody: A Musical Adventure

Muscial meets RPG

Cornet braucht dringend einen Kerl. Dank amoklaufender Teenager-Hormone träumt das junge Mädel Nacht für Nacht von einem feschen Prinzen. Und tatsächlich, als sie eines Tages Ärger mit einem grimmen Drachentier bekommt, taucht der blonde Prinz Ferdinand auf und rettet sie. Jetzt ist klar: Der und kein anderer muss es sein. Zu dumm nur, dass Cornet nicht nur die adelige Abstammung fehlt, sie muss sich auch noch mit der reichen Dorfschönheit Etoile messen und bekommt Ärger mit der eitlen Hexe Marjolie. So ist der Weg zur Traumhochzeit mit dem Traumprinzen lang und steinig...

Naja gut... so steinig auch wieder nicht. Denn tatsächlich kenne ich kaum ein RPG, das so einfach ist wie Rhapsody! Wenn Ihr mit Cornet und ihrer Truppe lebender Puppen ins Abenteuer zieht, dann sorgt eine eingeblendete Karte stets für die nötige Orientierung, ein kurzes Gespräch mit ihrer besten Puppenfreundin Kururu stellt klar, was Euer nächstes Ziel ist, und wenn es zum rundenbasierten Zufallskampf gegen einen Pulk Monster kommt, dann leisten die für gewöhnlich auch eher halbherzig Gegenwehr.

Aber Rhapsody will auch nicht als ein Komplexitätsmonster wie spätere Nippon Ichi-Titel Marke Disgaea in die Spiele-Annalen eingehen, das Spiel versteht sich eher als Light-RPG für Einsteiger, Rollenspiel-unerfahrene Mädels und jüngere Semester. Dummerweise wird dieser Anspruch in der europäischen Version von der fehlenden Lokalisation ziemlich stark torpediert. Cornet schmachtet ihren Prinzen ausschließlich auf Englisch an. Außer wenn sie singt. Sämtliche Lieder von Rhapsody werden nämlich auf japanisch geträllert. Seltsam, seltsam, wurden die Songs doch für den PSone-Release vor vielen Jahren bereits übersetzt und auf englisch gesungen.

Die Kampfmenüs werden wahlweise mit Stylus oder Steuerkreuz bedient.

Aber Moment mal; Lieder? Gesungen? Ja, Ihr habt richtig gelesen. Nicht genug damit, dass die Hauptfigur ein Teenie-Mädel auf Prinzenjagd ist und die Farbe Rosa in der Rhapsody-Welt inflationär zum Einsatz kommt, an entscheidenden Stellen fangen Helden und Schurken auch noch an, in bester Disney-Manier Lieder zu trällern! Allerspätestens hier wird die Sache für Ego Shooter-gestählte Konsolen-Machos zu deftig und das Modul schnell in den Giftschrank geschlossen. Nur wer einen Abschluss in Animologie und Niedlichistik vorweisen kann und mindestens einen Disney-Soundtrack der 90er Jahre im CD-Schrank hat, der hat eine Chance, mehr als eine Stunde Rhapsody am Stück ohne Folgeschäden zu überstehen.

Aber auch wenn Folgeschäden nicht ausgeschlossen sind, so muss ich Rhapsody doch attestieren, ein angenehm kurzweiliges und gut spielbares Abenteuer zu liefern. Die Kämpfe, auf der PSone noch eher eine zähe Taktik-Angelegenheit im Iso-Look, gehen auf dem DS dank neuem, klassischerem 2D-Kampfsystem im Final Fantasy-Stil flott von der Hand. Die Sprites sind witzig animiert und die handgezeichneten Hintergründe sehen auch zehn Jahre nach dem Erstrelease noch ziemlich hübsch aus.

Für ein Spiel, das sich A Musical Adventure nennt, ist die Akustik allerdings etwas mau ausgefallen. In den Kämpfen lassen die Soundeffekte den nötigen Bumms vermissen, die Musik selbst geht ganz gut ins Ohr, stellt unterm Strich aber nichts besonderes dar. Addiert man dazu noch die fehlenden deutschen Texte, den niedrigen Schwierigkeitsgrad und den recht überschaubaren Umfang, dann rutscht Rhapsody leider unweigerlich in die Rollenspiel B-Liga und wird zum klaren Fall für Fans buntig-humoriger Abenteuer.

Die DS-Konvertierung von Nippon Ichis Psone-Abenteuer aus dem Jahre 1998 ist eben kein langes, komplexes Hardcore-RPG mit verschachtelter Charakterentwicklung und unerwarteten Plot-Twists. Rhapsody ist das spielerische Äquivalent einer großen Portion rosa Zuckerwatte. Nett anzusehen, äußerst süßlich, aber unterm Strich doch ziemlich frei von Substanz und Nährwert.

Rhapsody – A Musical Adventure ist ab sofort für den DS im Handel erhältlich.

6 / 10

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