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Ride to Hell

Just riding

Die Beschäftigungsmöglichkeiten schaden sicher nicht, schließlich könnte sonst die Weite der einsamen Highways vielleicht auf Dauer doch etwas monoton werden. In Ride to Hell findet Ihr weniger die großen Städte und häufiger kleine Käffe am Rand der Straße. Deep Silver machte sich die Mühe, knappe 100 Quadratkilometer Kaliforniens anhand von Satellitenbildern zu modellieren. Dabei ließ man die langweiligen Stücke einfach heraus und komprimierte den riesigen Bundesstaat auf die wichtigen Ecken. Im aktuellen Build wirkt die Fläche allerdings noch etwas zu leer und leblos, um wirkliches Flair einzufangen und das liegt nicht nur daran, dass es sich um einen trockenen Streifen in einem weiten Land handeln würde.

In so einem weiten Land hat die Polizei nicht viel zu sagen. Der eine oder andere lokale Sheriff wird wohl seinen Auftritt haben, im Großen und Ganzen seid Ihr und Euer Waffenarsenal auf Euch allein gestellt. Allzu umfangreich geriet dieses Arsenal nicht, aber schließlich soll dies auch ein Setting sein, das Zeit und Ort halbwegs glaubwürdig einfängt.

Im ersten Abschnitt wird es noch gar keine Schusswaffen geben. Diese folgen später, aber auch dort sollen sie bei weitem nicht in dem exzessiven Maß Einsatz finden, das GTA so liebt. Die eindeutige Betonung liegt auf dem harten Nahkampf Mann gegen Mann (oder Frau) und das auch auf den Bikes, wobei Erinnerungen an Road Rash wach werden. Ketten, Eisenstangen und Messer finden dabei Verwendung und notfalls natürlich auch die Fäuste. Ein erster Eindruck zeigt ein recht klassisches und bekanntes Schlagen und Decken, und es steht kaum zu befürchten, dass das Kampfsystem von Ride to Hell die Welt, wie wir sie kennen, umkrempeln wird.

Ich nehme das, was der Koch am wenigsten angefasst hat.

Revolutionärer wirkt der Verzicht auf Bares. Es wird kein Geld im Spiel geben, nur Respekt. Durch Missionen sammelt Ihr diesen und je mehr Euch alle respektieren, desto mehr Dinge bekommt Ihr, die Ihr an das Allerwichtigste in Eurem virtuellem Leben anschrauben dürft. Euer Bike ist das Zentrum von Rays Universum, auch wenn es anfangs noch nach nicht viel aussieht. Nach und nach sollen aber dermaßen viele Austauschteile in den Garagen finden, dass Ihr Stunden über Stunden damit zubringen könnt, Euer Bike wirklich nach ureigensten Vorstellungen umzubasteln und zu polieren.

Das hat nicht nur persönliche Effekte, sondern stellt auch einen der Faktoren dar, wie die Umwelt Euch wahrnimmt und reagiert. Das und Eure Entscheidungen im Laufe der Missionen sollen wieder einmal deutlichen Einfluss auf das Verhalten der zahlreichen Nebencharaktere haben. Solltet Ihr übrigens mal keine Lust auf das eigene Bike haben, dürft Ihr natürlich auch alles benutzen, was sich sonst auf den Straßen bewegt. Vom kleinen Scooter über diverses an Autos aus der Zeit, bis hin zu einem der großen Minen-Trucks mit haushohen Rädern.

In einem Land vor unserer Zeit. Als das Öl in Strömen floss.

Im mageren Onlinemodus, der diesen Namen kaum verdient, habt Ihr leider nur wenig davon. Statt Bandenkriege anzuzetteln oder gemeinsam in den Sonnenuntergang zu rollen, beschränkt sich das als reines Sologame ausgelegte Ride to Hell darauf, dass Ihr ein paar Fotos und Blaupausen für Eure Motorradkonstruktionen mit Freunden austauschen dürft. Und so könnt Ihr auch nur allein den Soundtrack aus über 300 Songs der Ära ergründen. Es stimmt nachdenklich, dass Deep Silver stolz darauf verweist, dass 15 dabei sind, die jeder kennt, natürlich auch das unumgängliche „Born to be Wild“. 285 Stücke aus den 60s, die keiner kennt? Potentiell bedenklich.

Wird Ride to Hell ein eigenständiges Denkmal an eine wilde Zeit, in der alles freier war oder doch nur ein weiterer GTA-Klon? Schwer zu sagen. Wäre da nicht die Reduzierung des Ballerns auf das absolute Minimum, sähe es von der Spielstruktur eher nach Letzterem aus. Wen interessiert schon, ob das Geld jetzt Respekt heißt, a rose by any other name. Das Setting und der Bike-Fetischismus bringt aber schon für sich genug Reiz mit, um allein bestehen zu können, sobald er in einer lebendigen Umgebung zelebriert wird. Jetzt muss nur noch eine spielbare Version zeigen, ob wir mit Wonne in den Sonnenuntergang reiten. Fonda-Style.

Ride to Hell ist für das zweite Quartal 2009 angekündigt und zwar auf dem obligatorischen Trio: PC, Xbox 360 und PS3.

   

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