Riders Republic ist der Extremsport-Spielplatz, den ich mir gewünscht, aber nicht erwartet habe
In der Beta hat Riders Republic meine zurückhaltende Erwartung weit übertroffen und bietet tatsächlich viel von dem, was es verspricht.
Bevor ich Riders Republic anspielen durfte, habe ich mir den Titel so vorgestellt: 60 verrückt aussehende Extremsportler stehen auf der Spitze eines Berges - jeder mit seinem liebsten Begleiter, sei es nun das BMX, ein Snowboard oder für die ganz Exotischen der Wingsuit - und warten auf das Go. Danach stürzen alle Spieler drauflos und versuchen als Erster zum Ziel zu gelangen. Dabei versucht sich jeder seiner Sportart entsprechend am besten durch den wilden Parkour zu manövrieren.
Wie ein Spieldesigner ein solches Rennen fair ausbalancieren soll? Das habe ich in meinem Kopf schön Entwickler Ubisoft überlassen. Die Steuerung habe ich mir dabei immer etwas hakelig vorgestellt. Also ein lustiges Spiel für Adrenalin-Junkies und Podest-Jäger, das für ein langfristiges Leben aber zu viele Schwächen und zu wenig Content mitbringt.
Falsch gedacht! In Riders Republic steckt viel mehr Mühe und Inhalt als man es im ersten Moment vielleicht vermuten mag. Ein paar kleine Kritikpunkte gibt es auch weiterhin aber der Spielspaß lässt sich von diesen schon jetzt beim Anspielen nicht unterkriegen. Gehen wir einmal meine frühere theoretische Vorstellung des Spiels durch und schauen wie sich der Multiplayer in der Praxis macht.
Viel fürs Geld
Die wohl einzige Aussage, die zu einhundert Prozent stimmt, sind die verrückt aussehenden Extremsportler. Zwar gab es in der Beta keine unglaublich große oder spektakuläre Auswahl in der Charaktererstellung - mit einem Helm auf dem Kopf sieht man davon eh nicht mehr so viel - dafür glänzt das Spiel mit harten oder humorvollen Outfits, die alle für Echtgeld oder einige für erspielte In-Game-Währung erworben werden können. So fuhren etliche Tester mit Giraffen-Anzügen, als Drache oder Pirat verkleidet auf ihren bunten BMX-Rädern. Von außen sieht das super ulkig aus, habt ihr selbst ein solches Outfit angelegt, kann euch beim Fahren gerne mal der übergroße Tierschädel im Bild herumhängen und euch die wichtige Sicht versperren. Merke: Troll-Outfits nicht zu wichtigen Rennen anziehen!
Wie sieht es mit den Modi aus? Ob es nun meine Fantasie war, die mir einen Streich gespielt hat oder die Trailer mir ein falsches Bild vermittelt haben, ist eine Frage, die ich schlecht beantworten kann. Was aber feststeht ist, dass es das berüchtigte 60-Spieler-Rennen gibt, es aber anders ist als ich mir es vorgestellt habe. Die Teilnehmer treten nämlich in ALLEN Disziplinen gegeneinander an. Ein fliegender Wechsel im Match ermöglicht es, nach einer trockenen Piste mit Rad in die Skier oder das Snowboard zu schlüpfen, sobald die Schneestrecke beginnt. Welches Paar Ski, welchen Gleitanzug und welches Rad ihr aus eurer Sammlung für das Rennen benutzt, bleibt aber euch überlassen. Neues Equipment erhaltet ihr im Laufe des Spiels.
In der Beta wirkte die Performance beim Start des Multisport-Events noch etwas unsauber, nachdem sich das dicke Knäuel an Radfahrern dann auf der Strecke verteilt hatte, lief alles problemlos weiter. Bis zum Release kann Ubisoft da aber sicher noch etwas dran schrauben.
Neben der wahlweise Solo- oder Mehrspieler-Kampagne, in der ihr in jede Sportart eingeführt werdet, ist das aber nicht der einzige Modus. Ihr könnt im 6v6-Modus zeigen welches Team die besseren Moves auf Lager hat oder auf berühmten Strecken um die Zeit fahren, aber diesmal ohne den wilden Sportartenwechsel. Alles ist das noch nicht, aber ich will euch jetzt viel lieber erzählen, wie es sich so auf den Strecken fährt.
Die Steuerung ist... gewöhnungsbedürftig
Ubisoft hat es gut hinbekommen, dass sich die verschiedenen Untergründe und auch die Fortbewegungsmittel alle unterschiedlich anfühlen. Habt ihr euch an das Downhill-Rad gewöhnt, fühlten sich die Skier ganz seltsam an und von den Wingsuits will ich erst gar nicht anfangen. Mein absoluter Favorit und damit vermutlich auch eine gute Einsteigersportart ist das Snowboarding. Während der Fahrt könnt ihr jederzeit manuell zwischen First-Person und Third-Person wechseln. Bei einigen Strecken kann das ein echter Vorteil sein. Allgemein ist die Steuerung sehr empfindlich, scharfe Kurven oder Hindernisse lassen ungeübten Fahrern gerne nach hinten fallen. Damit ihr nicht allzu viel der kostbaren Zeit verschwendet, könnt ihr die Zeit einfach zurückspulen und von einem selbstgewählten Standort weiterfahren oder -fliegen.
Damit ihr ungefähr wisst, wie komplex das Fahren in Riders Republic ist, möchte ich euch mit dem BMX ein Beispiel geben. Ihr könnt ganz normal in die Pedale treten, euch rollen lassen, um Kurven driften oder sprinten. Letzteres ist nur möglich, wenn ihr auch genug Energie dafür übrighabt. Je nach Schnelligkeit ist die Steuerung schwieriger, da nur ein kleiner Stups am Lenker für einen wuchtigen Schlenker sorgt. Eher schlecht gelöst wurde an dieser Stelle die Kenntlichmachung des Terrains, über das ein Downhiller drüberfahren kann. Einige große Steine überwand mein Rad mit federnder Leichtigkeit, einige kleinere sorgten für einen unschönen Aufprall mit unerwarteter Todesfolge (es gibt an dieser Stelle sogar einen grauen Bildschirm). Aber hey, es ist ein kompetitiver Multiplayer, natürlich gibt es auch reichlich Frustmomente.
Zum Glück sind wir in Riders Republic unzerstörbar und stehen nach so eine Lappalie einfach wieder auf und fahren weiter. Sportunfälle sind übrigens keine Seltenheit. Mein Charakter hat sich mindestens schon viermal die Wirbelsäule gebrochen, alle Rippen zehnmal angeknackst, ist Hänge hinuntergepurzelt und nach einem Sturz aus großer Höhe sogar zwischen den Ästen eines Baumes hängen geblieben. Ich weiß schon, warum ich Extremsport nur virtuell betreibe.
Die unerwartet schöne Welt des Extremsports
Doch nicht nur im Bereich des Sports selbst hat sich Ubisoft viel Mühe gemacht, auch von der großen Welt selbst war ich sehr beeindruckt. Die verschiedenen Teile der Karte sind vielen echten Gebieten auf dieser Erde nachempfunden und sehen so schön aus, dass man gerne mal auf dem Weg zum Standort eines Rennens stehen bleibt und einfach den Ausblick auf die detailgetreue Natur genießt. Für alle Welten-Entdecker gibt es Riders Republic elf kleine Relikte zum Sammeln.
Mit dem Social Hub gibt es dann auch noch einen Platz, von dem aus ihr alles findet, was es so zu entdecken gibt. Ein paar sympathische Charaktere schicken euch von dort aus auf Missionen, ihr könnt den Shop besuchen, Trainings in der Akademie absolvieren oder euch mit Freunden zu den Team-Trick-Battles treffen. Für Kommunikationsmöglichkeiten ist gesorgt. Wechselt ihr zur Map, findet ihr alle freigeschalteten Rennen. Ein Schneemobil, Schnellreisepunkte oder die Möglichkeit zum Leader einer Gruppe zu teleportieren machen das Bewegen auf der riesigen Karte erträglich. Laufen ist in keinem Fall zu empfehlen, denn ihr schleppt euch zu Fuß nur mit Schneckentempo voran.
Riders Republic erscheint am 28. Oktober für PC, PS4, PS5, Xbox One sowie Xbox Series X und S. Über den offiziellen Ubisoft Store könnt ihr das 59,99 Euro teure Spiel für jede Plattform vorbestellen. Eine Gold- und eine Ultimate-Edition mit Zusatzinhalten gibt es dort ebenfalls.
Mit diesem Set-up dürfte Riders Republic deutlich langlebiger sein als von mir ursprünglich erwartet. Es bietet massig Inhalte und Modi für jeden Geschmack, sechs verschiedene Sportarten, die es zu meistern gilt und viele Mehrspieler-Optionen. Jetzt kommt es nur noch darauf an, wie Ubisoft das eher untypische Konzept des kostenpflichtigen Multiplayers umsetzt. Denn um ein solches Game am Leben zu halten, muss laufend Content fließen und dieser muss preislich berücksichtigen, dass die Spieler bereits für ihren Extremsport-Erlebnispark gezahlt haben.