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Ridge Racer - Test

Anders ist nicht immer besser

Und da ist es wieder, das obligatorische Ridge Racer, das jede neue Hardware unweigerlich zum Start begleitet. Im Grunde ist das Prinzip ja bekannt - diverse schicke Autos europäisch anmutender Fantasiemarken rasen und driften über mal urbane, mal mediterrane Rundkurse, während im Hintergrund satter Motorensound dröhnt und treibende Techno-Klänge wummern. Das ist im Jahr 2012 natürlich nicht mehr so frisch wie in der Mitte der guten, alten 90er Jahre, aber immer noch ein recht rundes Spielspaß-Konzept - vor allem für die Spieler, denen Simulationen wie Gran Turismo oder Forza Motorsport zu trocken sind.

Eines muss man Entwickler Namco Bandai auf jeden Fall zugestehen: Auf der Vita wird ehrlich versucht, ein paar neue Ansätze und Ideen zu implementieren - sowohl inhaltlich als auch in Sachen Vermarktung. Leider sind es aber gerade diese beiden Elemente, die Ridge Racer eine ganze Menge Sympathien kosten. Denn auch wenn sich die Raserei spielerisch ordentlich hält und technisch auch brauchbar, wenn auch nicht allzu spektakulär daherkommt, durch den neuen Online-Fokus tut Namco Bandai den Spielern keinen Gefallen.

Bevor ihr das erste Mal Gas geben könnt, tretet ihr zuerst einem von vier Rennställen bei. An den seid ihr dann im Laufe eurer Rennfahrer Karriere auch fest gebunden. Jedes Rennen, das ihr absolviert, bringt diesem Rennstall dann Punkte, die permanent ins Netz hochgeladen werden - so liefern sich die vier Gruppen dann ein permanentes weltweites Wettrennen. Das ist im Grunde gar keine üble Idee für ein Bonus-Feature. Leider ist es aber der spielbestimmende Modus des neuen Ridge Racer und fühlt sich als solcher erschreckend dünn an. Daran kann auch das eher unglücklich implementierte Upgrade-System nichts ändern.

Ganz im Gegenteil, dieses System kostet Ridge Racer auch Mehrspielerspaß. Ist eure Karre nicht ordentlich aufgerüstet, dann könnt ihr so gut fahren wie ihr wollt, ihr seid anderen Spielern, die länger dabei sind, einfach unterlegen. Hier wird nicht Können, sondern Ausdauer belohnt und diese Art von Dorfpartei-Politik hat gerade in einem flotten Arcade-Rennspiel nun wirklich nichts zu suchen.

Ridge Racer - Trailer

Dann ist da noch die Sache mit dem Umfang. Ridge Racer kommt auf der Vita in der Basis-Variante mit drei Strecken (bekannt aus Ridge Racer 7) und fünf verschiedenen Autos daher, die sich eigentlich nur optisch unterscheiden. Das ist eher… wenig. Gut, dafür wird das Spiel auch für weniger Geld als andere Vita-Titel angeboten: Die Retail-Variante kostet etwa 30, der Download 20 Euro und Erstkäufer bekommen vorerst einen Goldpass, mit dem man sich bis Ende des Jahres (Online-Käufer nur bis Ende März!) fünf weitere Autos, drei neue Strecken und noch zwei Musikstücke runterladen kann - danach kostet's Geld.

Begeistern kann dieses Prinzip nicht wirklich. Letzten Endes ist doch schnell durchschaut, dass wir es hier mit kaum mehr als einer mäßig gut getarnten Maßnahme zu tun haben, die zum baldigen Kauf animieren soll, den Gebrauchtwert mindert und dazu gleich noch die sauteuren Speicherkarten füllt. Warum packt man das alles nicht einfach von vorneherein mit auf die Karte oder in den Download und würzt es auch noch mit etwas mehr Inhalt für Solisten, die keine Lust haben, ihre Vita ständig online zu haben.

Hat Ridge Racer 3D auf dem 3DS die Spielspaß-Kurve trotz eher durchschnittlichem 3D-Effekt und des Verzichts auf neue Ideen noch geschafft, tut sich die Vita-Variante da schon schwerer. Grafisch ist der Fortschritt zu den feinen PSP-Vorgängern sehr überschaubar, leichte Ruckel-Einlagen verstärken noch ein wenig den Schnellschuss-Charakter. Letzten Endes ist es also die gewohnt gute Spielbarkeit (nach einem Patch auch weitgehend ruckelfrei) und das saubere Fahrgefühl, das Ridge Racer auf der Vita noch über die 5er-Grenze hebt. Könnt ihr euch für das neue Online-Rennmodell begeistern und habt ihr eure Vita stets über WLAN oder 3G im Netz, dann ist Ridge Racer auf der Vita schon eine spaßige Angelegenheit. Habt ihr an internationalen Teams, Online-Modi und Punkterennen aber wenig Interesse, dann spart euch diese Raserei lieber und dreht noch ein paar Runden auf 3DS und PSP.

5 / 10

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Thomas Nickel Avatar
Thomas Nickel: Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Ridge Racer

PlayStation Vita, PSP, PS1

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