Riot Games beurlaubt Führungskraft wegen "abscheulicher" George-Floyd-Bemerkung
Und leitet eine Untersuchung ein.
Es ist nur ein paar Tage her, dass League-of-Legends- und Valorant-Anbieter Riot Games ankündigte, in Minderheiten-geführte Studios zu investieren, da ist das Unternehmen schon wieder in den Schlagzeilen. Diesmal anders, als ihm lieb sein kann: Riot beurlaubte nämlich einen hochrangigen Mitarbeiter, nachdem der sich öffentlich auf "abscheuliche" Weise über den Tod von George Floyd durch einen Polizisten geäußert hatte.
Ron Johnson, Global Head of Consumer Products bei Riot - und ja, das ist kein ganz unwichtiger Posten, deutete auf seiner Facebook-Seite an, dass der "kriminelle Lebenswandel" Floyds zu seinem Tod geführt habe (siehe Vice). Johnson postete ein Bild Floyds, das mit einem Strafregisterauszug unterlegt war und bezeichnete dessen Tod als "eine Lerngelegenheit für Menschen (und ihre Kinder), die lehrt, dass diese Art krimineller Lebenswandel nie in guten Dingen für dich und die Leute um dich herum resultiert."
Johnsons Äußerungen relativieren den gegen Schwarze in den USA verbreitet weit höheren Einsatz von Polizeigewalt. In Minneapolis, wo Floyd starb, erfahren Schwarze siebenmal häufiger Gewalt durch Polizisten als Weiße. USA-weit ist die Wahrscheinlichkeit, als Schwarzer durch einen Polizisten zu Tode zu kommen, drei Mal höher als die eines Weißen. Relativierungsversuche wie die von Johnson lassen neben Kleinigkeiten wie Verhältnismäßigkeit und Gewaltenteilung außer acht, dass in mehrheitlich von Minderheiten bewohnten Gegenden eine höhere Polizeipräsenz herrscht - als wären Strafen und Verfolgung die beste Lösung für soziale Probleme - und dass diese folglich auch mehr Verbrechen entdecken, denn wo mehr gesucht wird, wird auch mehr gefunden. Dass Schwarze in der Kriminalstatistik häufiger auftauchen, ist vor allem deshalb nicht mehr verwunderlich, weil sie auch über alle Verbrechensarten hinweg überproportional festgenommen und angeklagt werden (via Washington Post).
George Floyd war am 25. Mai wegen des Verdachts, mit einem falschen 20-Dollar-Schein bezahlt zu haben von einem Polizisten zu Boden gedrückt und festgesetzt worden. Der Beamte kniete fast 9 Minuten auf dem Hals des Verdächtigen, der mehrfach äußerte keine Luft zu bekommen und schließlich das Bewusstsein verlor. Im Krankenhaus konnte nur noch dessen Tod festgestellt werden. Der Beamte ist mittlerweile wegen Mordes mit bedingtem Vorsatz (in den USA "2nd degree murder") angeklagt. Drei ebenfalls anwesende Polizisten müssen sich wegen Beihilfe verantworten. Der Fall hat weltweit für Proteste gegen Polizeigewalt und Aufrufe zu Reformen gesorgt, die weiter andauern. In den USA kam es zu Unruhen und Ausschreitungen zwischen Polizei und Demonstranten.
Riot hat Johnson, der in der Vergangenheit auf seinem privaten Account Trumps Management der Coronakrise lobte und Quarterback Drew Brees wegen seiner Äußerungen gegen das Knien bei der USA-Hymne als "großen Amerikaner" bezeichnete, nun beurlaubt und eine Untersuchung des Vorfalls angekündigt.
"Wir sind uns des anstößigen Social Media Posts eines Riot-Angestellten bewusst und haben eine Untersuchung begonnen", so Riot gegenüber Vice. "Wir sagen in aller Deutlichkeit, die Äußerungen in dem Bild sind abscheulich, gegen unsere Werte und direkt im Gegensatz zu unserem Glauben, dass systemischem Rassismus mit schnellen gesellschaftlichen Veränderungen begegnet werden muss (...)