Rise of the Argonauts
Verschenktes Potential
Des Weiteren steigert man dadurch seine Gunst bei dem jeweiligen Gott. Wesentlich effektiver ist es allerdings, wenn man absolvierte Haupt- und Nebenaufgaben oder spezielle Errungenschaften, wie etwa 30 getötete Gegner, im zugehörigen Menü quasi nachträglich einem Gott widmet. Je öfter man das tut, desto mehr passive Boni und aktive Götterkräfte, die im Gefecht aktiviert werden müssen, kann man freischalten. Wer im Kampf auf Stärke setzen will, wird natürlich mit Ares glücklich. Apollo liefert im Gegensatz dazu schützende Fähigkeiten, darunter einen Heilungszauber. Je nach Lust und Laune stellt man sich somit seine eigene Kombination zusammen. Alle Fertigkeiten wird man aber niemals gleichzeitig freischalten können, die Auswahl sollte also wohl durchdacht sein. Ein klassisches System inklusive Erfahrungspunkten und Levelaufstieg ist nicht vorhanden.
Die dadurch verdienten Kräfte sorgen für ein wenig Variation im ansonsten simpel gehaltenen und leicht verständlichen Kampfsystem. Rise of the Argonauts hält sich nicht großartig mit taktischen Gefechten auf. Prinzipiell reicht es, wenn man sich einfach mitten ins Getümmel stürzt, fleißig die Taste fürs Blocken gedrückt hält und selbst zuschlägt. Dazu stehen wiederum drei Waffen zur Verfügung: Schwert, Streitkolben und Speer. Jede davon verfügt über ihre eigenen Vor- und Nachteile. Mit dem Schwert haut Jason äußerst schnell zu, macht aber vergleichsweise wenig Schaden. Wesentlich effektiver ist logischerweise der Streitkolben. Er zertrümmert schnell feindliche Schilde und haut dann die Gegner zu Brei.
Obendrein hat man verschiedene Attacken anzubieten. Mit dem Standardangriff wird lediglich ein einfacher Schlag ausgeführt. Tötungsangriffe sind langsamer, aber wesentlich effektiver. Und je nach ausgerüsteter Waffe können sie einen Kontrahenten zerteilen, aufspießen oder ihm den Kopf abschlagen – alles mit nicht zu knappen Blutspritzern inszeniert.
Diese Finisher werden stets für kurze Zeit in Slowmotion dargestellt, was auf Dauer allerdings ein wenig nervig sein kann. Insbesondere, wenn man es bei jedem einzelnen Gegner so macht. Weniger wäre hier mehr gewesen. Im Spielverlauf lernt man anschließend auch noch die eine oder andere Spezialattacke dazu, wodurch Jason etwa seinen Speer in ein tödliches Wurfgeschoss verwandelt.
Generell gesehen bereitet das System aufgrund seiner Einfachheit viel Freude, wird mit der Zeit aber etwas repetativ. Solltet Ihr übrigens gerne haufenweise Items sammeln, um unter Hunderten von Gegenständen die beste Waffe oder die beste Rüstung zu finden, seid Ihr bei Rise of the Argonauts am falschen Ort. Erstens gibt es kein richtiges Inventar im klassischen Sinne und damit keinen Handel. Zweitens erhält man lediglich an vorgegebenen Stellen neues Equipment, das man dann gegen vorhandene Teile austauscht – oder auch nicht. Bereits gesammelte Belohnungen lassen sich anschließend nur auf der Argo, Jasons pfeilschnellem Schiff, nach Belieben anlegen.
Neben diesem minimalistischen Inventar sorgt auch die Karte nicht gerade für Freudensprünge. Auf eine fehlende Minimap auf dem Bildschirm kann man im Prinzip verzichten, aber wenn die große Karte erst umständlich über das Startmenü aufgerufen werden muss, vergeht mit jedem Aufruf einfach nur unnötig Zeit.
Und selbst hier hätte man gerne noch etwas mehr Arbeit reinstecken können. Es bleibt Euch lediglich die feste Ansicht von oben, ohne Zoom. Wenigstens darf man zwischen den einzelnen, derzeit aktiven Aufgaben durchschalten und sich die Zielorte ansehen, sofern diese vorhanden sind. Das war es dann aber schon in Sachen Interaktivität.
Letztlich bleibt ein fader Beigeschmack zurück, wenn man Rise of the Argonauts spielt. Und es stellt sich mir die Frage, warum man das Spiel noch schnell vor Weihnachten auf den Markt werfen musste? In Großbritannien erscheint es zum Beispiel erst im Februar. In der Zeit hätte man sich vieler der Probleme noch annehmen können. Im jetzigen Zustand erweckt der Titel leider den Eindruck eines unfertigen Produkts, das dem eigenen Anspruch auf unglückliche Art und Weise nicht gerecht wird.
In der Summe sind diese Fehler durchaus ärgerlich, allerdings macht das Gameplay mit seinen blutigen, schnellen Kämpfen hinter der bröckelnden Fassade dennoch Spaß. Das Szenario wurde wirklich gut ausgewählt, sehr durchdacht zum Leben erweckt und in eine spannende Geschichte verpackt. Wer etwas Abwechslung zum üblichen Szenario-Einheitsbrei gebrauchen kann, wird hier fündig. Ich werde Rise of the Argonauts jedenfalls gerne nochmal in Angriff nehmen, wenn Codemasters die Tonprobleme per Patch in den Griff bekommt.
Rise of the Argonauts ist für PC, Xbox 360 und PlayStation 3 zu haben.