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Rise of the Tomb Raider: Baba Yaga (DLC) - Test

Wenn es mehr von dem Haus auf den Hühnerbeinen gehabt hätte, dann vielleicht…

Ein solider, aber unspektakulärer und auch recht kurzer DLC gibt euch ein wenig was zu rätseln, zu suchen und sogar einen soliden Bosskampf.
Rise of the Tomb Raider: Baba Yaga (DLC) - Test

Das nenne ich mal einen ganz klassischen Fall von "etwas mehr von dem, was man schon hatte und (hoffentlich) mochte". Erinnert man sich an mutige DLCs wie Brigmore Witches aus Dishonored, dann muss man wohl zum Schluss kommen, dass Baba Yaga für Rise of the Tomb Raider es ganz konservativ angehen lässt. Nicht, dass es schlecht gemacht wäre oder auch nur lieblos, ganz im Gegenteil. Es ist halt nur so, dass man ziemlich genau das alles auch schon im Hauptspiel hatte.

Es ist einer der vielen schönen Tage, nachdem die Welt gerettet wurde. Da erreicht Lara, die immer noch in dem Tal in Sibirien rumhängt, ein Notruf von jemandem, den man nicht kennt, dass ein Opa verschwunden sei, von dem man nie hörte und das in einem Tal, von dem keiner so genau weiß, wo es ist (außer der Questmarker natürlich). Logisch, wer würde da nicht sofort drauf anspringen? Hat Lara etwa einen leichten Helferkomplex? Vielleicht war ihr auch nur langweilig.

Dass ich hier stehe heißt, dass ich es gelöst habe. Aber so richtig groß fühlt sich das nicht an...

Heldenmotivation mal außen vor, was folgt ist eine wirklich nette, wenn auch schnell durchsichtige Adaption des alten russischen Märchens der Hexe Baba Yaga und ihrem - hierzulande vielleicht nicht so sehr - berühmten Haus auf riesigen Vogelbeinen. Das Spiel schafft sich seine eigene kleine Interpretation der Geschichte. Und obwohl ich es trotz einer wie immer sehr schicken und düsteren Drogensequenz nicht gerade mitreißend nennen würde, ist es dank der knapp zwei Dutzend zu findenden Dokumente stimmig und schlüssig. Weitestgehend zumindest. Vor allem ist es eine in sich geschlossene, eigenständige Episode, die nicht verzweifelt an etwas anknüpft, das im Hauptspiel schon abgeschlossen war.

Spielerisch jedoch sind die ersten zwei Drittel sehr, sehr einfallslos. Ihr habt ein kleines Gefecht und ein Rätsel, das wieder mal mit Seilzügen arbeitet. Dieses zu lösen, liegt auf dem Niveau der mittleren optionalen Gräber, hat aber weder die optische Eleganz dieser noch die Komplexität der Sprungabfolgen der Highlights aus dem Hauptspiel. Es ist okay. Aber besonders clever fühlte ich mich nicht, als ich es nach zwanzig Minuten gelöst hatte.

Imagine somewhere safe. Imagine yourself in a frozen forest... Halt. Falsches Spiel.

Ein Stückchen weiter überrascht das Spiel dann mit einem Bosskampf. Und damit meine ich nicht den sehr luschigen Versuch eines solchen aus dem Hauptspiel - sicher nicht der große Moment der Glorie dieses schönen Games - sondern ein richtiger. Mit verschiedenen Stufen, leicht variierenden Strategien und allen Extras, die ein guter Bosskampf bieten kann. Er dauert sogar richtig lange und das nicht mal aus den falschen Gründen, sondern einfach, weil ihr euch nach und nach durch die verschiedenen Phasen des Kampfes durcharbeiten müsst. Vom Härtegrad ist es sicher kein Dark Souls, aber im Rahmen dieses sonst auch eher moderaten Spiels war das schon fast episch. Wenn er noch die herausragende Stimmung der ersten Begegnung zum Start von Baba Yaga eingefangen hätte, wäre es ein echtes Highlight gewesen.

Im Anschluss durfte ich mich dann doch noch mal clever und geschickt fühlen, denn zumindest eines der Dokumente hat sich einen sehr sicheren Platz als Versteck ausgesucht und die eine neue Herausforderung war auch ganz nett. Leider gibt es kein neues optionales Grab und eigentlich war es das dann auch schon. Ihr schaltet eine neue Pfeil-Option frei, ein paar Klamotten lassen sich mit Geduld craften, mehr ist da leider nicht. Zumindest gibt es nur ein kurzes Backtracking in bekannte Gebiete, auf solche Streckungen wird also weitestgehend verzichtet.

This... is my boomstick! The twelve-gauge double-barreled Remington. S-Mart's top of the line. You can find this in the sporting goods department. That's right, this sweet baby was made in Grand Rapids, Michigan. Shop smart. Shop S-Mart... Halt. Falscher Film.

Auch wenn ich Baba Yaga für seine besten Momente schätze und für mich wirklich mag, muss ich doch sagen, dass es dünn ist, was hier 10 Euro kostet. Die reine Spielzeit ohne das Abgrasen der optionalen Sammelitems belief sich vielleicht auf zwei Stunden, aber wohl doch eher etwas weniger. Alles einzuheimsen und die hundert Prozent zu erreichen, kostete dann drei, vielleicht dreieinhalb Einheiten Lebenszeit. Wenn das Rätsel besser gewesen wäre, wenn der Bosskampf atmosphärischer gewesen wäre, die nette Geschichte etwas lebendiger gestaltet… wenn, hätte, könnte, sollte. War leider nicht. Baby Yaga ist eine kleine, stimmige Streckung von Rise of the Tomb Raider, aber alles andere als essenziell oder aufregend. Wie gesagt, ich mag es, es ist niedlich, aber weiter als „ganz nett“ lehne ich mich dafür nicht aus dem Fenster.

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