Rise of the Triad: Ludicrous Edition - Dieser Boomer-Shooter ist einfach nicht mein Fall
Es brauchte nie dieses zweite Wolfenstein.
Kann’s mir einer von euch vielleicht erklären? Warum hat Rise of the Triad damals schon, anno ‘94 von sich reden machen? Wieso gab es ausgerechnet von diesem Oldie vor ziemlich genau zehn Jahren schon ein Remake? Und weshalb legen Nightdive und Apogee das Ding jetzt noch mal neu auf – selbstverständlich mit dem bewährten Feinschliff, der das eigentliche Spiel nahezu unangetastet lässt, es aber an moderne Empfindsamkeiten in Sachen Steuerung, Grafikeinstellungen und Nutzerfreundlichkeit heranführt.
Immerhin gibt es neben dem Original verschiedene Varianten der HUD-Anzeigen, die Bildrate kann auf so ziemlich alles von 23 bis hastenichgesehen justiert sowie komplett entfesselt werden und den Bildausschnitt muss man nicht bei 74 Grad belassen, sondern darf ihn bis 150 maximieren. Verbesserte Beleuchtung ist wahlweise ebenfalls drin sowie der Multiplayer für bis zu elf Spieler und die Möglichkeit dem Orignal-Soundtrack oder der Variante aus dem Jahr 2013 zu lauschen.
Nightdive hat sogar eine komplett neue Episode erstellt und packt mal eben einen Editor dazu, mit dem ihr gleich noch eure eigenen Levels und Kampagnen basteln könnt. Das geht ratzfatz – nur ist das eben auch kein Wunder, weil das Spiel eine dermaßen profane Ballerbude ist, dass ich partout nicht verstehe, wie man damit Spaß haben kann.
Okay, wenn ich das Original starte und mich ins Jahr 1994 zurückdenke, dann hat Rise of the Triad schon seinen Reiz. Das war ja noch nicht die Zeit der mit Maus zu steuernden Shooter, auch wenn das durchaus ging. En vogue war damals aber noch das Manövrieren und Zielen komplett per Tastatur, bei dem über oder unter dem Alter Ego stehende Gegner automatisch ins Visier genommen wurden, sodass man das freie Umsehen gar nicht brauchte.
Aber meine Güte, war das damals schon ein stilistisch… überschaubares, akustisch belangloses und spielerisch dröges Tontaubenschießen. Zugegeben: Das war Wolfenstein 3D auch. Es wurde trotzdem ein Klassiker. Aber 1994 war ein geschlagenes Jahr nach Doom! Da hätten Atmosphäre, Arsenal und Abwechslung locker drei Klassen besser sein müssen, um einen noch hinter dem Ofen hervorzulocken.
Stattdessen rauscht man in Rise of the Triad jedoch durch ausschließlich rechtwinklige Gänge, ständig gleich aussehende Häuser- und Steinwände, um das unendliche Magazin des immer gleichen Sturmgewehrs in immer gleiche Gegner zu entleeren, die gefühlt ohne System ständig aus allen Richtungen eintrudeln. Ab und an findet man einen Raketenwerfer mit nicht mal zehn Schuss und mickrigem Bereichsschaden – danach ist wieder das Gewehr dran.
Ein paar gut versteckte Geheimecken lenken zwar von dieser Einöde ab, aber auch die erinnern eher an das relativ stumpfe Wände-Abklappern in id Softwares Wolfenstein als an die cleveren Verstecke in Doom. Okay, manche Wand musste man auch dort anklicken. Dafür war das Geschehen insgesamt viel dynamischer. Denn obwohl die Umgebung freilich ähnlich abstrakt wirkte, war sie logischer konstruiert. Höhepunkte haben sich organisch aus geschickt platzierten Ereignissen ergeben. Diese kleine Dramaturgie im Levelaufbau fehlt mir in Rise of the Triad leider sehr.
Dass ich weiter Wolfenstein als Vergleich heranziehe, hat übrigens einen Grund. Rise of the Triad sollte ursprünglich nämlich dessen Nachfolger sein: eine Fortsetzung, in der man gegen die Drahtzieher kämpft, die ids fiktiven Hitler erst zu dem gemacht haben, der er in Wolfenstein war. Die Idee wurde zwar eingestampft, das Projekt unter neuem Namen aber fortgeführt und seine Wurzeln sieht man ihm eben deutlich an, während id selbst den Ego-Shooter längst auf ein neues Level gehoben hatte.
Naja, und so rast man eben noch heute in dieser durchaus gut gemeinten Neuauflage an nach wie vor langweiligen Bösewichten vorbei, lässt das nach wie vor unendlich geladene Sturmgewehr knattern oder wie überlaute Kanonen donnernde Pistolen paffen und kann sich endlich frei mit der Maus umsehen – wodurch die profane Ballerei sogar das letzte bisschen Charme verliert, weil man durch den gefühlten Vergleich mit modernen Shootern noch viel stärker spürt, wie banal das Ballern eigentlich ist.
So geht es mir jedenfalls. Aber ich mag es auch nicht, ständig vor engen Gängen hängenzubleiben, weil die Spielfigur in Relation zur Kulisse relativ dick erscheint. Und dass man beim Beenden des Programms standesrechtlich erschossen wird, ist im Übrigen partout nicht mein Humor.
Offenbar zähle ich hier einfach nicht zur Zielgruppe. Ich fand ja schon das Remake vor zehn Jahren absolut furchtbar. Wenn ich heute grandiose Boomer-Shooter spiele (Warum heißen die eigentlich so? Boomer sind bestenfalls die Eltern derer, die mit Doom & Co. aufgewachsen sind.) – ich werfe mal das famose Turbo Overkill, das starke Ion Fury oder das überraschend gute Project Warlock 2 in den Raum – oder gar die großen Klassiker selbst, dann frage ich mich bei Rise of the Triad jedenfalls, worin da der Reiz liegen soll.
Seid mir also nicht böse, wenn ihr kurz vor Release an dieser Stelle keinen Test dazu findet. Ich will niemandem seinen Spaß mit diesem Oldtimer absprechen und falls ihr das Original liebt, könnte die Neuauflage genau euer Fall sein. Falls es euch aber auch nur im Ansatz so wie mir geht, dann sei hiermit erwähnt, dass die gute Arbeit, die Nightdive mit der Ludicrous Edition geleistet hat, dieses dröge Wolfenstein 2 leider auch nicht besser macht.