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Risen

Angespielt und ausgehorcht

„Du hast doch nichts dagegen?“, fragt der Bursche rhetorisch, als er mein bewusstloses Alter Ego um ein paar Geldstücke aus dem Beutel erleichtert. Eine Unverschämtheit! Das ist ja noch schlimmer als bei Ryanair, die demnächst Münzschlitze an den Türen ihrer Flugzeug-Toiletten anbringen wollen. Zugegeben, der Kampf war fair und ich habe verloren. Der Typ verdient eine Belohnung. Aber er war auch ein harter Brocken. Zwei Treffer von ihm und schon singen bei mir die Engel. Schlagen, blocken, kontern, ausweichen – das ist nicht so leicht, wie es sich anhört.

„Es kommt vor allem darauf an, die Körpersprache des Gegners zu lesen“, verkündet Oberlerchner. Wer schon einmal in einer lauten Heavy-Metal-Kneipe erfolgreich ein Bier bestellt hat, weiß, wie wichtig das sein kann. Mithilfe ein paar Cheat-Codes demonstriert Oberlerchner, was er genau meint. Hält der Held mit einer niedrigen Erfahrungsstufe im Schwertkampf die Klinge wie eine Stange Lauch, steht er mit einem höheren Wert schon kampflustig wie Conan mit erhobener Waffe bereit. Bei den Gegnern verhält es sich genauso. Man weiß gleich, auf was man sich bei einer Auseinandersetzung einlässt.

Je höher die Erfahrungsstufe, desto mehr Kombinationen sind möglich. Ab Level 3 dürft ihr zum Beispiel bei Ausweichschritten noch zusätzlich zuschlagen. Es gibt Rundumschläge, Block-Angriffe, härtere Kraftschläge und so weiter. „Als besonderen Bonus kann ein Schwertkämpfer auf der zehnten und höchsten Stufe einen Zweihänder mit nur einer Hand führen“, macht Oberlerchner mir die Charakterentwicklung schmackhaft. Ähnliche Boni existieren auch für die anderen Fertigkeiten in Kristallmagie, Runenmagie, Diebeskunst oder Herstellung, für die es jeweils weitere Unterrubriken gibt.

Übersichtlich: Hier verteilt ihr die Erfahrungspunkte.

„Alles auf einmal lässt sich aber in einem Spiel nicht auf Maximum bringen“, schränkt Oberlerchner ein. „Du musst dich entscheiden, auf welche Art du das Spiel bestehen willst.“ Da wären sie wieder, die Entscheidungen. Bei wem sich schon an der Eisdiele eine Schlange bildet, wenn es um die Wahl zwischen Vanille oder Schokolade geht, hat mit Risen vermutlich wenig Freude.

„Wer bist du?“ Der Glatzkopf in weißer Kutte starrt mich misstrauisch an. Über seinem rechten Auge hängt ein rotes Okular. Ein bisschen erinnert mich sein Aussehen an die Borg-Version von Captain Picard aus Star Trek. Sieht schon cool aus, der Mann. Nur seine Augen wirken enttäuschend leblos – wie übrigens bei allen Figuren. Bei dem Herrn heute handelt es sich um Inquisitor Mendoza persönlich. Genau, den Kerl vom Schiff, eine der Schlüsselfiguren in Risen. Zu seinen Füßen liegt eine Leiche. „Du wirst herausfinden, wer für diese Schweinerei verantwortlich ist“, beauftragt er mich, nachdem ich ihm glaubhaft versichern konnte, mit dem Mord nichts am Hut zu haben. Jawohl, Detektiv „Namenloser Held“ meldet sich zum Dienst! Auf jeden Fall besser, als weiter den Hof in dieser Vulkanfestung zu fegen.

Das Inventar des Spielers nimmt schon bald epische Ausmaße an. Kein Wunder, wenn man an jeder Ecke stehen bleibt, um Kräuter für Tränke zu pflücken und Kisten zu öffnen. Zum Glück ordnet Risen die Beute recht übersichtlich nach Gattung des Gegenstands und Wert. Rüstungssets stellt das Spiel als ein Objekt dar. Fein.

Hebel lassen sich auch durch Zauber betätigen. Oder mit einer Fernwaffe.

Weitere individuelle Sortier-Funktionen bietet das Spiel allerdings nicht. Genauso wenig wie eine Taste, um alle Gegenstände im Umkreis einzusacken. Wäre das denn wirklich so schlimm? Nun gut, immerhin braucht ihr nicht in jedem Dorf zu einer blöden Truhe oder zum nächsten Händler rennen, um den Plunder wieder los zu werden; das Inventar ist eine Art Fass ohne Boden. Ihr dürft soviel mit euch herumschleppen, wie ihr möchtet.

Auch speichern dürft ihr nach Belieben. Ob an PC oder Xbox 360 spielt dabei keine Rolle. „Automatisches Speichern, Schnellspeichern, normales Speichern – in Risen darf der Spieler alles“, so Oberlerchner. „Wir wollen verhindern, dass Frust aufkommt. Man kann nämlich auch leicht sterben.“ Die Entwickler strecken also zumindest das Spiel nicht künstlich. Eine Idee, auf die böse Menschen wegen der überschaubar wirkenden Weltkarte zunächst kommen könnten. Doch die täuscht offenbar ohnehin ein wenig.