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Rock Band 3

Harmonisch

Hätte man mir vor zwei Jahren die Frage gestellt, mit welchen Erweiterungen ich das für mich damals fast perfekte Rock Band 2 noch verbessern würde, wäre mir nicht viel eingefallen. Erst nachdem ich die letzten Tage fast ausschließlich mit Harmonix neuestem Geniestreich verbrachte und nur aufhören musste, weil der Nachbar sich wegen der dauerhaften Beschallung lautstark beschwerte, bemerkte ich die Stagnation, in der das Genre feststeckte.

Bereits nach den ersten Sekunden im neuen Menü erfreuen sich Veteranen an den vielen Kleinigkeiten, die euch stets aufs Neue überraschen, sodass unweigerlich die Frage auftaucht, wie man es zuvor bloß mit dem umständlichen Navigieren aushielt.

Ich gehe sogar soweit und bezeichne die neue Menüführung als perfekt. Selbst wenn sich irgendwo ein Fehler finden sollte, habe ich ihn in den über 25 Stunden Spielzeit nicht entdeckt. Es ist erstaunlich, wie eine solch obligatorisches Element mit dem hier gezeigten Eifer das Spielgefühl derartig stark verbessert.

Das überarbeitete Design der Tonspuren gefällt.

Neben dem normalen Hauptmenü besitzt jeder Spieler am unteren Bildschirmrand seine eigene kleine Leiste, die er jederzeit unabhängig von den Bandkollegen aufrufen darf, um seine persönlichen Einstellungen zu ändern. Sei es nun der Charakter, das Profil, mit dem ihr angemeldet seid, oder der Schwierigkeitsgrad. Das Ganze funktioniert selbst während eines Songs.

Euer Gitarrist hat sich mal wieder übernommen und versagt beim Solo gnadenlos? Dann wechselt er schnell von Expert auf Schwer zurück und weiter geht’s. Falls jemand mitten im Geschehen den Raum verlassen muss, weil seine Blase durch den erhöhten Bierkonsum zu platzen droht, verlässt er das Spiel und rennt ins Bad, während der Rest ohne nervigen Zeitverlust weiterspielt. Im Anschluss steigt der nun entleerte Chaot ohne Zeitverlust wieder ins Geschehen ein. Auf Wunsch sogar mit einem anderen Instrument.

Ihr müsst das Lied nur dann komplett neustarten, wenn die Punktzahl von jedem Spieler zählen soll. Ansonsten spult sich der aktuelle Song nach der Pausierung ein paar Takte zurück, wodurch ihr genügend Zeit erhaltet, um euch auf die nächsten Noten vorzubereiten. Ein kleiner Kniff mit großer Wirkung, da ihr durch plötzliches Pausieren nie wieder eure Kombo verliert.

Man bekommt beim Spielen ständig den Eindruck, dass die hellen Köpfe bei Harmonix jeden erdenklichen Punkt aufgelistet und darüber diskutiert haben, wie dieser verbessert werden könnte. Ein weiteres Beispiel dafür ist die exzellente Auswahl eurer Songs. Anstatt jeden davon wie bisher in den wenigen Kategorien zu suchen, was bereits bei meinen knapp 500 Tracks nervte, lässt sich euer gesamter Katalog durch eine stattliche Anzahl an Optionen kinderleicht ordnen. Legt mit wenigen Klicks das favorisierte Genre, die Songlänge oder das Jahrzehnt fest und schon dezimiert sich die Liste auf wenige Lieder.

Bei 17 Tasten leidet die Hand-Augen-Koordination gewaltig.

Ein Element, an dem sich jedes Studio für zukünftige Projekte bedienen sollte, sind die Ladezeiten. Vergesst den immer gleichen Bildschirm, den ihr mehrere Sekunden anstarrt. Sobald ihr einen Song auswählt und sämtliche Einstellungen festlegt, versteckt Rock Band die Wartezeit hinter kurzen Videos, die eure Band dabei zeigen, wie sie sich auf den Gig vorbereitet. Selbst nach dem hundertsten Song vergesst ihr teilweise, dass es sich bei der Sequenz um eine Ladezeit handelt. Genial!

Legen wir den Fokus jetzt aber auf die neuen Instrumente, die das ohnehin schon großartige Spielgefühl in neue Höhen katapultieren. Den Anfang macht dabei das Keyboard, das ihr auch als Keytar benutzen könnt, indem ihr es euch mit dem beigelegten Gurt über die Schulter hängt. Es sieht unglaublich dämlich aus, lässt einen am eigenen Geschmack zweifeln und sorgt für einige der besten Spielmomente der letzten Jahre. Wer an einem Sonntagmorgen nur in Unterhose und Shirt mit der Keytar vor dem Fernseher rumhampelt, vergisst jegliche Sorgen.