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Rückwärts durch die Woche

Petzen, Pech, Proteste

Fahne zeigen, auf Spieler-Art

Dienstag - Am zweitunbeliebtesten Tag der Woche war es Zeit, aus den Demonstrationen für Spielkultur Resümee zu ziehen. Die insgesamt 1.000 Teilnehmer, die am Samstag zuvor in Berlin, Köln und Karlsruhe auf die Straße gingen, klingen auf drei Demos verteilt zwar nicht wirklich nach viel, verschafften ihren Anliegen aber offenbar Gehör - außer bei den SOS-Kinderdörfern natürlich.

Speziell die Anwesenheit diverser Politiker der Grünen, Linken, FDP und Piratenpartei darf man durchaus als Erfolg verbuchen. Andererseits haben diese auch nicht erst seit unserer Interview-Reihe „Eurogamer wählt…“ differenzierte Positionen zum Thema. Ein Aufstehen gegen erlittene oder noch ausstehende Ungerechtigkeiten ist immer wünschenswert, wir werden sehen, was es bringt.

Die gut gemeinte Aktion „Killerschach“, die daran gemahnen sollte, dass Gewaltinhalte in Spielen keine Erfindung der Videogames sind, kann man unterdessen gut finden oder plakativ. Ich habe mich hingegen einfach nur gefragt, ob es - 20 Jahre nach Battle Chess - nicht eigentlich endlich mal Zeit für einen Nachfolger wäre.

Fluchball Manager 2010

Montag - Schlechte Nachrichten für die Fans von 1899 Hoffenheim. Am Montag wurde Ralf Rangnick als Cover-Gesicht für EAs nächsten Fussball Manager präsentiert. Warum das schlecht ist? Nachdem in den USA jahrelang der „Madden-Fluch“ dafür sorgte, dass auf dem Cover der Football-Simulation abgelichtete Spieler in der folgenden Saison schwere Verletzungen oder unerklärliche Leistungseinbrüche erlitten, passiert in Europa seit 2002 ähnliches mit der Fußballmanagement-Simulation.

2002 warb Schalkes unkündbar geglaubter Rudi Assauer auf der Spielepackung, nur um drei Jahre später seinen Job los zu sein. Im Jahr darauf besiegelte der „EA-Fluch“ das Schicksal von Lothar Matthäus‘ noch junger Trainerkarriere und Rainer Calmund nahm zum Ende der Saison 04/05 seinen Hut. Die FM 2005 und 2006 verschonten ihre Testimonials hingegen: Magath erwischte es erst im Jahre drei, nachdem er EA sein Antlitz lieh, während das Bremer Zweigestirn Allofs und Schaaf sogar komplett… ungeschoren davon kamen. Thomas Doll hat es 2007 besonders schwer erwischt: Entlassung nach nur 19 Spielen. Hans Meyer hielt es bei Mönchengladbach immerhin sogar bis zum Saisonende aus, bevor er seinen Vertrag auflösen ließ. Eine erstaunliche Leistung unter diesen Vorzeichen.

Im letzten Jahr war dann unser Schal-Model Jogi dran. Zwar ist der noch im Amt, man müsste allerdings lügen, wenn man behauptete, dass die WM-Qualifikationsspiele 2009 wirklich den Erwartungen entsprächen. Kaum zu glauben, dass das Management des Hoffenheimer Fußballlehrers ihn nicht schon im Vorfeld gewarnt hat. Aber mit ein bisschen Glück klappt es vielleicht ja doch noch mit dem Klassenerhalt, Herr Rangnick!

Vers(ch)iebung der Woche

Die Weihnachtsblockbuster 2009 sterben wie die Fliegen. Sie kommen zwar noch, aber eben nicht mehr zu Weihnachten. Es ist, als hielten es die Publisher-Bosse angesichts der Wirtschaftskrise mit den Worten des großen Andi Brehme. Frei nach dem Motto „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß“ verzichtet man darauf, all die guten, teuren Spiele noch im Seuchenjahr 2009 herauszubringen. Kauft ja eh keiner, richtig?

Nach Bioshock 2, Red Dead Redemption, Max Payne 3, Mafia II (alle rein zufällig von Take-Two) und einem guten halben Dutzend anderer vielversprechender Spiele, die ich im Laufe meines Polenurlaubs vergessen habe, kommt nun auch Sam Fishers Generalüberholung Splinter Cell: Conviction nicht mehr in diesem Jahr. Immerhin werden so nach und nach die unliebsamen Frühjahr-, Sommer- und Frühherbst-Löcher des nächsten Jahresturnus mit guten Titeln gestopft. Trotzdem schade. Ich hatte mich drauf gefreut. Ehrlich.

Spiel der Woche

Da kamen diese Woche für mich eigentlich nur zwei Titel in Frage: Mit Risen und Divinity 2 lieferten sich gleich zwei urdeutsche Spieletypen ein enges Rennen um meine Aufmerksamkeit. Mit dem besseren Ende für die belgische Drachenmär: Divinity 2 ist mit seinem guten Questdesign und schöner Spielwelt mein Spiel der Woche. Im Gegensatz zu Risen ist das nämlich schon da. Auf Piranha Bytes Gegenentwurf müssen wir zwar auch nur noch knapp zwei Monate warten, aber der Spatz in der Hand ist eben doch besser als die Taube auf dem Dach.

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Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.