Rückwärts durch die Woche
Von Tod, Drohungen und Lösungen
Ist es ein Abklatsch, ist es nachgemacht oder ist das egal? Vollkommen egal, denn hier ist unser Wochenrückblick „Rückwärts durch die Woche“ mit ein paar Gedanken zu den wichtigsten Ereignissen der letzten Tage.
Wir gehen dabei ein wenig anders vor als die anderen und nehmen Euch eben rückwärts mit durch die vergangenen fünf bis sieben Tage, kommentieren die Meldungen, Artikel und Ereignisse und küren am Schluss das Spiel, die Reizfigur, das Video oder die tropische Schlingpflanze "… der Woche". Was immer halt gerade aktuell ist, denn wie jeder weiß, liebt doch jedermann Awards.
Der King (of Pop) ist tot, lang lebe der King (of Pop)
Freitag - Heute machen die Spielenews mal eine kleine Pause. Heute gibt es nur eine News: Michael Jackson ist tot.
Trifft mich das jetzt persönlich? Nicht wirklich. Ein großer Jackson-Fan war ich nicht einmal zu seinen Hochzeiten, aber das hält mich nicht davon ab anzuerkennen, dass einer der letzten Superstars die Welt verließ, der diesen Titel zu recht trug. Im Gegensatz zu den Luxus-Karaoke-Shows des Fernsehens, wo jeder, der dort so gekürt wird, noch in der gleichen Woche vergessen wird, dürfte Jackson wohl ohne große Zweifel in die Reihe der Pop-Größen gehören, die nie ganz verschwinden werden.
Der Ruhm kommt nicht von ungefähr, denn jenseits des ganzen Glimmers und des Moonwalks sind Alben wie Thriller, Bad oder Dangerous absolute Meisterwerke, die den Begriff Pop für sich eigenständig definierten. Das Video zu Thriller dürfte wohl für viele Kids der erste Horrorfilm in ihrem jungen Leben gewesen sein. Und wenn jemand noch nach einem Machwerk wie dem ungehemmten Selbstinszenierungsverbrechen Moonwalker eine Karriere hat, dann muss er gaaaanz oben sein.
Sehr wichtig für das Gedenken an Jackson dürfte es sein, dass der Vorwurf wegen Kindesmissbrauch in 2005 mit einem eindeutigen Freispruch endete. Ein Schatten bleibt, aber dass dürfte die zukünftigen Plattenverkäufe nicht groß beeindrucken. Und zur Freude seiner vielen Gläubiger und der Musikindustrie wird der Star in den nächsten Monaten sicher sehr hell scheinen: Jede Menge Material liegt noch in den Studios und ihr könnt sicher sein, bald auf eine Menge neuer Jackson-CDs zu stoßen. Frei nach dem Motto: Der König ist tot, lang lebe der König. Das gilt auch für den King of Pop.
Vernunftehe mit Verlusten
Donnerstag - Macht es Sinn, zwei auf den ersten Blick unterschiedliche Studios wie Mythic, das auf MMOs spezialisiert ist, und das Single-orientierte Bioware zusammenzulegen? Absolut. Einer der großen kommenden Trends bei Rollenspielen dürfte Koop in kleineren Gruppen online sein. Eine Gruppe von Spielern erlebt gemeinsam eine Geschichte, die über einen einfachen Raid hinausgeht und notfalls auch als vollwertige Solo-Erfahrung allein gespielt werden kann. Die Trennung von Solo- und Multiplayer wird verwischen. Fable 2 zeigte bereits, wie das aussehen könnte und Biowares Neverwinter Nights leistete hier bereits 2006 Pionierarbeit.
Ein bitterer Beigeschmack einer solchen Vernunftehe bleibt allerdings und das ist der sicher nicht ganz freiwillige Weggang des großen Mythic-Kreativen und CEO Mark Jacobs. Er gehört zusammen mit Richard Garriot zu den Pionieren der Massenmarkt-kompatiblen Onlinewelt und bereits Jahre vor dem großen Erfolg Dark Age of Camelots versuchte sich Mythic 1996 mit Castles 2 Online und dem actionorientierten Rolemaster: Magestorm an der Zukunft des Multiplayers. Wow, 1996. Hatte ich da nicht ein 56k-Analog-Modem?
Es dürfte kein leichter Abschied nach 13 Jahren gewesen sein, aber gefeuert ist nicht ganz weg und wer weiß, wo Jacobs demnächst die Zukunft des MMO mitgestaltet.
Das kleinste Internet der Welt
Mittwoch - Die Xbox hat sich dem Internet geöffnet. Das ist natürlich total wichtig. Vielleicht nicht ganz die wichtigste News auf der E3, aber zumindest nah dran. Wenn es denn wirklich so wäre. Das Internet auf der Xbox wird nämlich noch weit kleiner ausfallen als es in den wildesten Filterphantasien enden dürfte. Vier Seiten – Facebook, Netflix, Last FM und Twitter – sind es gerade mal, die sich ins Dashboard verirren werden. Das wahrscheinlich kleinste Internet der Welt.
Damit hat sich diese wichtige Neuigkeit erledigt. Als Normalnutzer besuche ich gerade eine Seite wie Facebook doch eher mit einem Mac, PC oder was auch immer man traditionell nutzt. Vielleicht sogar lieber mit einer PS3, die beispielsweise mit dem sehr praktischen Logitech Keyboard und einem echten Browser aufwarten kann. Sehen wir einfach mal von drei iranischen Oppositionellen ab, die versehentlich eine Xbox statt eines Laptops kauften, und jetzt trotzdem twittern dürfen, bleibt von dieser News am Ende nicht viel und sicher nichts Wichtiges. Außer vielleicht die Erkenntnis, dass ein Analyst wie Michael Pachter die Welt mitunter ein wenig anders sieht als man selbst.