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Saints Row 2 (dt. Version)

Zurechtgestutzt

Die Struktur entspricht eins zu eins dem Vorgänger. Ihr müsst mit Eurer Gang einen Stadtteil nach dem anderen erobern und Euch dafür Respekt verschaffen. Diese essentielle Währung entsteht durch das Lösen von Nebenaufgaben, besonders beeindruckende Stunts mit den Fahrzeugen und(!) durch das Töten feindlicher Bandenmitglieder. In der englischen Version kann man also einfach herumrennen, die Straßen säubern und damit genug Respekt sammeln, um eine der sechs Storylines weiter zu verfolgen. In der deutschen Variante funktioniert das leider nicht.

Das Töten eines „Bösen“ bringt hier rein gar nichts. Während man die Stilpunkte für Kopf-, Eier- und Mehrfach-Schüsse kaum vermissen würde, entfällt dadurch ein wichtiges Element und es fällt Euch deutlich schwerer, an den benötigten Respekt heranzukommen. Das Spiel verliert dadurch an Freiheit und verändert so seinen Charakter. Die zum Teil genialen Nebenquests bleiben zwar erhalten, doch diese Einschränkungen legen diesem überzogenen Meisterwerk einen Maulkorb an.

Es macht zwar immer noch großen Spaß, Drogendealer zu beschützen, ganze Stadtteile für einen Fernsehsender in Schutt und Asche zu legen oder unvorsichtige Autofahrer als Geiseln zu nehmen, aber irgendwie fühlt sich der Titel im direkten Vergleich beschränkt an. Zum Glück sind diese lustigen Nebentätigkeiten spaßig genug, um den Titel nicht komplett runterzuziehen.

Irgendwie sehen die Screenshots besser aus als das Spiel...

Auch was die Steuerung der Kämpfe und der Fahrzeuge anbelangt, hat Saints Row 2 die Nase meiner Meinung nach knapp vor der übermächtigen Konkurrenz. Mit dem klassischen Shooter-Layout gehen die Feuergefechte herrlich einfach von der Hand und die wirklich umfangreiche Fahrzeugpalette steuert sich deutlich unkomplizierter als bei der Konkurrenz aus dem Hause Rockstar Games. Der Realismus bleibt dabei zwar auf der Strecke, würde aber sowieso nicht zu diesem abgefahrenen Sandkasten passen.

Im Prinzip macht Saints Row 2 dort weiter, wo San Andreas aufgehört hat. Anstatt in Richtung Realismus zu gehen, bietet THQs Alternative Kampfhubschrauber, Panzerfahrzeuge und abgedrehte Waffen so weit das Auge reicht. Der Flammenwerfer hat es nicht in die deutsche Version geschafft, im Gegenzug sorgen Elektroschockpistolen, Kettensägen und Miniguns für reihenweise spaßige Auseinandersetzungen. Auch die Individualisierung Eures Charakters und Eurer Gang erreicht mit dem neusten Teil ungeahnte Höhen. Dank des mächtigen Editors lassen sich nicht unbedingt die schönsten, dafür aber sehr lustige Figuren erstellen, die mit Übergewicht, Frauenkleidern und seltsamen Proportionen für einige Lacher sorgen.

Die kompetente Physik-Engine sorgt für viel Altmetall.

Für schicke beziehungsweise abgedrehte Kleidungsstücke erhaltet Ihr genauso viele Stilpunkte wie für eine Stripperstange oder einen dicken Fernseher in Eurem Gang-Domizil. Habt Ihr dann ein bestimmtes Level erreicht, erhaltet Ihr bei jeder Nebenmission einen Respekts-Bonus. Diese unterhaltsamen Story-Alternativen sind wie das gesamte Stadtgebiet von der ersten Minute an zugänglich.

Ihr könnt Prostituierte für Euch arbeiten lassen, Euch einen gewaltigen Fuhrpark zulegen und ein beeindruckendes Waffenarsenal auf die Beine stellen. Zusätzlich bietet sich an der aufrüstbaren Heimkino-Anlage die Möglichkeit, die brachial inszenierten Zwischensequenzen anzuschauen oder einen Zombie-Survival-Modus zu spielen. Abwechslung wird bei Saints Row 2 groß geschrieben und macht einen enormen Anteil am Spielspaß aus.