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Saints Row IV: Gat out of Hell - Die Hölle ist auch nur ein Buddelkasten

Besser in der Hölle prügeln, als vor dem Himmel warten.

Saints Row 4 weit draußen und bekloppt? Aber nicht doch. Es geht noch viel wilder. Während die inzwischen endgültig zur Sitcom jenseits aller Zwänge umgebaute dysfunktionale Familie der Saints einen Kindergeburtstag feiert - diesmal meine ich wirklich eine In-Game-Feier, nicht das ganze Spiel -, wird der Präsident inmitten einer Séance in die Hölle entführt, um die Tochter Satans zu heiraten. Gat und Kinzie hopsen hinterher, ihr Plan ungefähr so ausgereift wie das ganze Drehbuch dieser eigenständig lauffähigen Ergänzung zum wundervollen Chaos, das sich SR IV nannte: Sie wollen dem Teufel eins auf die Zwölf geben.

Und wie ich schon dort schrieb: Erst wenn man alles verloren hat, hat man die Freiheit, alles zu tun, egal wie bescheuert es sein mag. Die Zwänge, ein GTA-Klon sein zu wollen, ließ man eh schon lange hinter sich. Warum also nicht die Geschichte im Märchenstil erzählen und eine kleine Version der nun leicht verkleinerten Stadt als Spielwiese präsentieren? Diese erhielt dem Thema gemäß einen passenden Anstrich - viele dunkle Rottöne -, ist nicht von KI-Zombies, sondern nur noch von Zombies bevölkert, die nun doppelt verdammt und als Prügelknaben-Massenware herhalten müssen, und auch der Fuhrpark bekam einen neuen Touch. Feuerspuckende Monstertrucks, irre herumrasende und in alles hereinrauschende Krankenwagen und jede Menge Karren, die aussehen wie New Jersey. Darüber schweben die nun ebenfalls rötlich schimmernden Konstrukte der Aliens - wie auch immer die es in die Hölle schafften - und statt Wasser fließt Lava. Hölle eben.

Der Kindergeburtstag geht weiter.

Shakespeare in dieser vorzufinden, das war dann allerdings doch eine Überraschung, aber er und ein paar andere Gestalten, darunter die eher hier anzutreffenden Vlad der Pfähler und Schwarzbart, geben euch die Spezialkräfte, die ihr dringend braucht. Herumfliegen und Supersprünge gibt es zuvor aufs Haus, der fast übermächtige Bodenschlag oder das Herbeirufen erstaunlich effizienter Helferlein müsst ihr euch in kurzen Episoden mit der Handvoll Persönlichkeiten erst verdienen. Diese Begegnungen, zumindest die, die ich bisher sah, ließen den infantilen Humor der Saints Rows durchschimmern, machten aber spielerisch nicht sonderlich viel draus. Kurze Hordekämpfe mit prominenten Kommentaren, für aufwändige Zwischenepisoden wie zuvor reichte es dann leider wohl doch nicht. Nun, ich sah nur Teile der Hölle, vielleicht folgt noch etwas mehr in Richtung des unausweichlichen Finales.

Dieses ist natürlich, dem Teufel wirklich eins auf die Zwölf zu geben, das geht aber nur, wenn ihr seine Aufmerksamkeit erheischt. Das heißt Chaos in der Hölle, besiegte Großdämonen und gewonnene Herausforderungen. Damit ist auch die Marschrichtung klar. Es gibt kaum eine echte Missionsstruktur, die Welt wurde zur Sandbox umfunktioniert und ein echtes Problem habe ich damit eigentlich nicht. Besagte Großdämonen bieten Bosskämpfe, wenn ihr Lust darauf habt. Herausforderungen reichen von Rennen über Crash-Derby hin zu Hordekämpfen. Überall gibt es was zu erobern, freizuschalten und kaputt zu kloppen. Für Beschäftigung auf dem Weg zur Spitze ist gesorgt, nur Professor Genki ließ sich noch nicht blicken - schwer vorstellbar, dass er im Himmel wartet. Und wenn einem mal nichts mehr einfällt, dann setzt man sich in den Fernsehsessel aus der Hölle, ballert mit Raketen um sich und lässt es sinnlos krachen. Das gerne auch im Koop-Modus.

Wenn man erst mal die eine, bestimmte Waffe hat, warum dann noch was anderes benutzen?

Preislich bewegt sich das alles in einem sehr fairen Rahmen. 20 Euro sind es gerade mal am PC und auf den alten Konsolen. Die PS4- und Xbox-One-Spieler müssen allerdings zum Doppelpack aus Gat out of Hell und der HD-Version von SR IV greifen - die mit 50 Euro auch eine Menge Spiel für das Geld bietet -, wenn sie eine Box haben wollen. Online dürfte es dann auch wieder getrennt zu haben sein.

Saints Row IV - Gat out of Hell ist das Add-on, das das Spiel verdient. Es macht Abstriche, wie das bei vielen Add-ons so ist, vor allem scheint es auf die zuvor so willkommenen Ausbrüche aus der Routine in Form von Spezialmissionen zu verzichten. Dafür senkt es die Einschränkungen, die euch innerhalb der so dezent umgemodelten Stadt ausbremsen, packen drollige Animationen für die Zombies dazu und lassen euch einfach Chaos mit und gegen Dämonen spielen. Chaos des Chaos willen, es ist eine wundervoll unstrukturierte Rettungsmission, die erneut jede Aktion ihrer selbst willen abfeiert. Und meist noch sich selbst dazu, denn doppelt hält besser.

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