Samurai Warriors 3
Hacken, metzeln, schnetzeln...
Davon abgesehen verbringt ihr den Großteil der Spielzeit folgendermaßen: Hacken, metzeln, schnetzeln, prügeln, hauen, stechen, kloppen, kämpfen, dreschen, keilen, vermöbeln, schlitzen, spalten, schlagen, wamsen, zerteilen, versohlen, handfest argumentieren. Und ja, das fühlt sich tatsächlich gut an. Kernige Sounds, krachige Effekte und Gegner, die wie Dominosteine umfallen, geben euch ein überzeugendes Gefühl von Macht und Überlegenheit. Irgendwann erkennt ihr in eurem Daumen dann den runden Abdruck des A-Knopfes. Und nach einiger Zeit ist schließlich auch die Schlacht geschafft – genau wie ihr.
Dabei gibt sich Koei dann doch durchaus Mühe, die eher eintönige Natur des grundlegenden Spielprinzips durch eine ordentliche Modi-Auswahl und variable Schlachtverläufe auszugleichen. Ihr folgt nicht nur dem Story-Modus, ihr könnt auch einen eigenen Helden erstellen, um an historischen Schlachten teilzuhaben. Oder, und das ist in der Theorie die spannendste Neuerung von Samurai Warriors 3, ihr versucht euch am neuen Burg-Murasame-Modus. Der basiert auf dem NES-Titel Nazu no Murasamejō, einem Actionspiel im alten Japan, das ein wenig an The Legend of Zelda erinnert und nur in Japan erschienen ist.
Dank Geistersetting, kleineren, überschaubareren Szenarien und auch Online-Multiplayer stellt die Neuinterpretation des 8Bit-Abenteuers eine willkommene Abwechslung zu den üblichen Massenschlachten dar. Dumm nur, dass auch hier der Nostalgiefaktor komplett am westlichen Spieler vorbeigeht.
Auf Wiimote-Fuchteleien verzichtet Samurai Warriors 3 zum Glück – hätte Koei die normale Attacke wie in Zelda oder Prince of Persia auf die Bewegungserkennung gelegt, könntet ihr nach einer bestandenen Massenschlacht direkt eine Armprotese ordern. Aber auch so ist das Spielgefühl mit Fernbedienung und Nunchuk nicht wirklich optimal – Spezialangriffe per Steuerkreuz oder Minus-Knopf sind dem flüssigen Spielgefühl nicht unbedingt zuträglich. Besser fühlt sich die Steuerung schon per GameCube- oder im Idealfall dem Classic Controller an, dank zweitem Analog-Stick habt ihr dabei dann auch bessere Kontrolle über die Kamera.
Bei der Darstellung der historischen Figuren interessiert sich Koei nicht sonderlich für die Realität: Kai, Masamune Date, Hanbei Takenaka und Yukimura Sanada werden wie Popstars präsentiert. Wilde Rüstungsdesigns, übergroße Waffen und trendige Frisuren haben mit den real existierenden Kriegern wenig zu tun, kommen aber beim japanischen Publikum einfach wahnsinnig gut an.
Ähnliches gilt für die Musik: Anstatt auf historische Klänge zu setzen, werden die Schlachten mal von poppigem, mal elektronischem Sound untermalt. Und um auch noch ein paar kreischende Fan-Girlies in Japan zum Kauf zu bewegen, steuerte Popstar Gackt seinen Teil zum Soundtrack bei.
Die Wertung unter diesem Test ist jetzt nicht allzu hoch ausgefallen. Aber ich vergebe sie auch nur unter Vorbehalt. Wie jedes Genre ist auch das Koei´sche Geschnetzel in gewissem Maße Geschmackssache. Spieler, die im Verlauf einer ganzen Schlacht nur wie kopflose Hühner herumrennen, und den Angriffsknopf malträtieren, haben natürlich weniger Spaß als die, die sich auf die Spielmechanik einlassen, die kleinen RPG-Aspekte gezielt zu nutzen wissen und sich tatsächlich Gedanken über Taktik und Herangehensweise machen. Wer Dynasty Warriors unreflektiert kritisiert, weil man einfach nur endlose Horden von Gegnern beiseite fegt, der kann auch ein Jump’n’Run kritisieren, weil man nur springt, oder einen Shooter abtun, weil man nur auf Gegner schießt.
Permanentes Hacken, Hauen und Stechen ist eben das Spielprinzip von Dynasty Warriors. Wer dieses schätzt, der wird hier auch vollends bedient. Trotzdem – und hier bin ich mir sicher – wird das Spiel an neun von zehn deutschen Spielern mehr oder weniger komplett vorbeigehen. Kaum ein Deutscher kennt die historischen Figuren und Ereignisse, auf denen das Spiel basiert, und auch die Mischung aus (kaum erklärter, weil als bekannt vorausgesetzter) Geschichte und japanischen Popstar-Frisuren ist... nun... gewöhnungsbedürftig. Wollt ihr einmal in die in Japan so heiß geliebte Kultreihe hineinschnuppern, dann ist Samurai Warriors 3 sicherlich nicht die schlechteste Wahl. Aber um sicher zu gehen, leiht ihr das Spiel vielleicht doch zunächst einmal aus der Videothek aus. Seid ihr dagegen ohnehin Fan der Musō-Spiele, dann verflucht mich nicht allzu sehr ob der mäßigen Wertung und holt euch schon Samurai Warriors 3. Bereuen werdet ihr es sicher nicht.
Samurai Warriors 3 ist ab sofort für Wii im Handel erhältlich.