Schade: Last Call BBS ist das letzte Spiel der SpaceChem-Macher! Warum nur?
„Es war schwer für uns, irgendetwas anderes zu machen.“
Vor einigen Tagen gab es sowohl gute als auch schlechte Nachrichten für die Fans der Zachtronics-Spiele, denn im selben Atemzug, mit dem das Indie-Studio um Zach Barth nach längerer Pause einen bevorstehenden Release ankündigte, hieß es auch, dass es der letzte sein würde. Mit Last Call BBS geht damit ein Kapitel zu Ende, das im Bereich der Puzzle-Spiele seinesgleichen sucht.
Denn Zachtronics steht nicht für gewöhnliche Rätsel, in denen man die vom Entwickler vorgegebenen Lösungen sucht. Man bekommt vielmehr eine Aufgabe sowie je nach Spiel sehr verschiedene Werkzeuge und hat anschließend freie Hand dabei eine möglichst effektive Lösung zu erstellen. Ein Höhepunkt dessen war Shenzhen I|O, für das man eine fiktive Programmiersprache lernen musste, um Mikrocontroller so zu programmieren, dass die damit ausgestatteten elektronischen Geräte gewünschte Funktionen ausführen würden.
Und dieses Problemlösen wird auch in Last Call BBS stecken, wobei interessanterweise gleich mehrere Konzepte darin vereint sind, die in anderen Veröffentlichungen des Studios bereits zum Einsatz kamen. Genauer gesagt bedient man einmal mehr einen fiktiven altmodischen Computer, in dem sich neben zwei Solitaire-Varianten sechs weitere Programme befinden. Mit denen entwirft man unter anderem möglichst gewinnträchtige Produktionsanlagen für die Herstellung von Speisen, löst Verschiebepuzzles und stellt aus Transistoren, Kondensatoren und Drähten Schaltkreise her. Eine ausgesprochen bunte Mischung also.
Doch wie kam diese Mischung zustande? Ist sie als Best-of des Studios zu seinem Abschied gedacht? Das und ein paar weitere Fragen haben wir Zach Barth geschickt und in seiner Antwort erklärt er unter anderem, dass sich auch Last Call BBS ursprünglich nur um ein einziges Prinzip drehen sollte, nämlich das erwähnte Herstellen der Produktionsanlagen von Lebensmitteln.
Doch „eine Mischung aus a) der Tatsache, dass die Spielmechanik zu wenig Tiefe hatte, und b) der seltsamen Arbeit per Home-Office dank Corona“ habe dazu geführt, dass aus der einen großen Idee mehrere kleine wurden. So konnten zudem verschiedene Sachen Teil des Spiels werden, die in den Jahren zuvor bereits im Raums schwebten, sich aber ebenfalls nie als eigenständige Konzepte materialisierten. Dazu zähle auch eine Neuauflage von Zachs frühem Flash-Titel KOHCTPYKTOP, was im Englischen als „Constructor“ zu lesen ist.
Einige dieser Spiele werden die Größe von Mini-Games haben, andere ausgewachsenen Zachtronics-Titeln gleichen. Und wer Zachtronics nicht kennt: Alleine die Solitaire-Varianten, in den vergangenen Jahren stets als Bonus dabei, können einen Dutzende Stunden beschäftigen!
Bleibt die Frage, warum das Studio nun also seine Pforten schließt, die Zach mit der Angst vor Stagnation erklärt: „Es klingt vielleicht komisch, aber während wir in den vergangenen zwölf Jahren sehr gut darin wurden, ‚Zachtronics-Spiele‘ zu entwickeln, war es schwer für uns, irgendetwas anderes zu machen. Wir besetzen eine spezielle Nische und ich bin dankbar dafür, dass es uns möglich war darin zu überleben, aber […] niemand von uns wollte für immer dort ausharren.“
Was aus dem Team wird, befindet sich dabei noch in der Schwebe. Zach selbst ist seit dem aktuellen Schuljahr bereits als Informatiklehrer tätig, wird dies aber wohl nicht fortsetzen. Was die Zukunft bringt, lässt er für sich derzeit genauso offen wie auch seine Mitarbeiter noch dabei seien, sich neu zu orientieren.
Interessanterweise wollte er mit seinem beruflichen Wechsel unter anderem übrigens herausfinden, welche Spiele und Programme an Schulen gebraucht würden. Schließlich hatte Zachtronics in der Vergangenheit schon Spiele für Lehreinrichtungen zur Verfügung gestellt. Jetzt sagt er allerdings: „Gleich in den ersten Wochen, nachdem ich den Job begonnen hatte, wurde mir klar, dass neue Computersoftware das absolut Letzte ist, das ich Lehrer gebrauchen könnte. Die Probleme, die uns an Schulen begegnen […] können nicht einfach durch das Einführen neuer Technologie gelöst werden.“ Auf Nachfrage reißt er kurz an, dass er zum Beispiel das fehlende Mitspracherecht der Schülerinnen und Schüler hier dazuzählt. Alles in allem sei das allerdings ein „unfassbar großes Thema“, wohl für einen anderen Platz und eine andere Zeit.
Und keine Angst: Zachtronics wird seine bestehenden Spiele weiter unterstützen, wo es nötig ist. Neue Inhalte werde es selbstverständlich nicht geben, aber Zach Barth sagt selbst: „die Spiele dauerhaft zu betreiben ist ein aktiver Vorgang und etwas, das ich so lange wie möglich tun will.“
Einmal noch also veröffentlicht er ein brandneues Spiel und man darf gespannt darauf sein, was in den finalen Kopfnüssen alles drin steckt. Am 5. Juli wird es so weit sein. Dann wird Last Call BBS auf Steam erhältlich sein.