Scorpion

Mehr Schutz und Gimmicks, wie eine Taschenlampe, verstehen sich von selbst. Spannender sind die PSI-Kräfte, die Euch der Batterie-betriebene Anzug zu Verfügung stellt. Diese geben Euch die bekannten Slow-Motion-Effekte, Nachtsicht und im späteren Verlauf auch die Möglichkeit, Gruppen von Feinden aufeinander zu hetzen. Ohne diese Spezialitäten hättet Ihr nur wenig Chancen, gegen die nicht nur geschickt und intelligent wirkenden, sondern auch ausgesprochen kräftigen Wächter des Komplexes anzutreten.

Das Ganze soll aber nicht nur in Richtung kalter High-Tech-Action gehen, sondern auch die Horror-Ader ansprechen. Zombies sind selbstverständlich heutzutage und sie sind auch ein trauriges Nebenprodukt des schrecklichen Planes, den Ihr enthüllen werdet. Diese Gestalten lassen sich nicht viel von ihrer ehemaligen Intelligenz anmerken, sie stürzen auf Euch zu und wollen Euch einfach nur direkt an den Anzug. Trotzdem versucht man es halbwegs glaubwürdig zu halten und so müsst Ihr auf Capcom-eske Super-Bösewichte am Ende eines Levels verzichten.

Es ist auch nicht alles nur feindlich, was Euch begegnet. Die Rätsel werden niemanden vom Hocker werfen. Findet eine Keycard, einen Weg oder beschützt einen Wissenschaftler, den Ihr besser auf gar keinen Fall erledigen solltet. Er wird Euch nämlich Codes zu den Computern geben, ohne die Ihr zwar immer noch vorankommen werdet. Nur halt nicht so leicht und mit wesentlich mehr Einsatz von Munition.

Auf einen Multiplayerteil verzichtet man erstaunlicherweise ganz. Es ist ein kleines Team, das sich vollständig auf die Erfahrung des weit umfangreicheren Solo-Parts konzentrieren möchte. Und um es noch einmal gebührend zu würdigen: Die angepeilten 25 Stunden Spielzeit liegen weit über allem, was es in den letzten Jahren im Genre gab. Derzeit wird ein Release für das erste Quartal 2009 angepeilt und die reine Technik scheint zu stehen.

Die eigens entwickelte Engine kann es wohl nicht mit den aktuellsten Schwergewichten aufnehmen, wenn es um die reine Masse an Effekten geht. Für einen zeitgemäßen, wenn auch nicht spektakulären Look reicht es allemal. Zumindest solange man die kleinen Glitches hier und da noch ausbügelt. Aber es bleibt ja noch ein wenig Zeit. Und über das Blut braucht Ihr Euch keine Sorgen machen. Es ist da. Wir werden sehen, ob es auch in diesem Land drin bleibt. Die Chancen stehen nicht einmal schlecht, da auf übertriebenen Splatter während der präsentierten Abschnitte verzichtet wurde.

An Scorpion mögen ein paar der S.T.A.L.K.E.R.-Programmierer mitgewirkt haben, aber es zeigt sich bei dem mit Scorpion entstehenden gradlinigen Shooter klassischer Machart kaum. Der Weg ist klar, die Level werden einer nach dem anderen abgearbeitet. Und trotzdem kann ich mich nicht dem Reiz eines Shooter entziehen, der so energetische Kämpfe verspricht, der die Essenz der Action erfasst und in spannende Duelle in einer glaubwürdigen Umgebung umsetzt. Scorpion wird sicher nicht der Shooter, der das Genre voranbringen wird. Aber einer, der das, was Ihr kennt, richtig gut machen könnte.