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Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt

Pixelpracht!

Scott Pilgrims Leben rockt. Der 23-jährige Slacker aus Toronto ist Bassist in der aufstrebenden Band Sex Bob-Omb und hat seit kurzem eine niedliche chinesische Freundin – besser könnte es doch kaum sein, oder? Doch da trifft er auf die Amerikanerin Ramona Flowers und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Und tatsächlich, auch Ramona ist nicht abgeneigt. Doch da gibt es ein Hindernis: Bevor Scott und Ramona zusammen kommen können, muss Scott Ramonas sieben böse Ex-Freunde besiegen. Und die werden es ihm garantiert nicht einfach machen!

Mit den sechs Scott-Pilgrim-Comics – in den USA ist der letzte vor kurzem erschienen, in Deutschland wurden mittlerweile die ersten beiden Bände von Panini übersetzt – hat der kanadische Zeichner und Autor Bryan Lee O'Malley ein Phänomen geschaffen. Scotts ganze Welt funktioniert nach Videospiel-Logik: Besiegte Feinde hinterlassen Münzen (die leider nicht ganz für den Bus nach Hause reichen), in so mancher Ecke findet sich schon einmal ein Savepoint und selbstverständlich beherrscht Scott neben dem Bass-Spielen auch wichtige Talente wie Juggle-Kombos und Schwertkampf. Kurzum: Scott Pilgrim ist der Held der Nintendo-Generation.

O'Malley gelingt in den Graphic Novels der perfekte Spagat: Die Mischung aus Action-Szenen und Romantik, aus 8-Bit-Logik und echtem Drama ist so gut gelungen, dass Scott Pilgrim nicht nur vom Geheimtipp zum Bestseller wurde, auch die Kinos bleiben von Scott, Ramona, Kim Pine, Knives Chau und dem Rest der Truppe nicht verschont.

Perfektes Teamwork: Scott, Ramona, Kim und Steven Stills räumen in Toronto kräftig auf.

Regisseur Edgar Wright (Shaun of the Dead) hat die Filmrechte geschnappt und – darf man ersten Stimmen glauben – eine exzellente Verfilmung mit Michael Cera und Mary Elizabeth Winstead in den Hauptrollen abgeliefert. Dieser Verfilmung haben wir wohl auch die Spieleumsetzung für das PlayStation Network zu verdanken.

Spiele zu Filmen zu Comics... sind wir mal ehrlich, das klingt nicht sonderlich prickelnd. Das klingt nach Abfallprodukten, nach Drittverwertung. Und wer mäßige Titel zu tollen Comics beziehungsweise Filmen wie Watchmen oder Kick-Ass kennt, der wird sofort zustimmen. Aber bei Scott Pilgrim verhält sich die Sache zum Glück anders. Von der ersten Minute an ist offensichtlich: Hier waren Fans am Werk. Fans, die den Comic gelesen und auch verstanden haben, Fans, die genau wissen, was für ein Spiel sich die anderen Fans und der Autor selbst wünschen.

Das Spiel basiert auf dem Comic, nicht auf dem Film. Das bedeutet: Keine Polygone. Scott Pilgrim ist komplett in 2D. Das bedeutet kräftige Farben, ausdrucksstarke Gesichter und schnelle Haudrauf-Action. Anstatt die Schauspieler mit niedrigem Budget mehr schlecht als recht in polygonale Helden zu verwandeln, schickt Ubisoft butterweich animierte Sprites in die verschneiten Pixelstraßen von Toronto.

Der abgedrehte Subspace-Highway verbindet entfernte Levelabschnitte – Comic-Kenner wissen Bescheid.

Zuerst wählt ihr eure Figur. Anfangs stehen Titelheld Scott, die herrlich misanthropische Drummerin Kim Pine, Sex Bob-Omb-Sänger Steven Stills und natürlich die aparte Ramona Flowers zur Auswahl. Die Figuren unterscheiden sich leicht in ihren Stärken und Attacken, letzten Endes ist es aber eine Frage der Sympathie, mit wem ihr antretet.

Wie in Tecmos NES-Klassiker River City Ransom (Street Gangs) wetzt ihr dann alleine oder besser doch mit ein paar Freunden von links nach rechts durch die Levels, haut zahllosen Gegnern die Lichter aus und sammelt Geld ein. Das investiert ihr in Nahrung und andere Gegenstände: Tee, Nachos oder Sushi laden nicht nur verlorene Energie auf, sie verbessern auch permanent die Kampfwerte – härtere Schläge, höhere Geschwindigkeit oder mehr Einsteckvermögen, nur wer regelmäßig konsumiert, kann in den späteren Levels mit den aggressiven Gegnern fertig werden. Auch Erfahrungspunkte werden gesammelt: Ein Level-Up lädt nicht nur eure Lebensenergie komplett auf, ihr lernt auch neue Kombos und Manöver.

Der Spielspaß verhält sich dabei direkt proportional zur Anzahl der Spieler. Alleine ist Scott Pilgrim nett, aber etwas langatmig und teilweise auch frustig: Oft kommt es trotz der blitzsauberen Steuerung vor, dass euch die Gegner einkreisen und gnadenlos beharken. Mit einem oder mehreren Freunden, die euch den Rücken freihalten, passiert das natürlich nicht.