Scribblenauts
Alles ist möglich!
Ich kann Scribblenauts einfach nicht spielen. Ich komme nicht über den Titelbildschirm hinaus. Nicht aus Unvermögen, nein! Es ist eher so, dass ich schon hier so viel Spaß habe, dass ich gar nicht mehr weg will. Im Titelbildschirm von Scribblenauts wird nicht einfach nur die übliche Wahl „Neues Spiel – Spielstand laden – Optionen“ getroffen, gerade dort ist das Spiel völlig entfesselt. Dort gibt es keine Aufgaben, keine Missionen, keine Gefahren und so gut wie keine Beschränkungen. Hier habe ich vermutlich mehr Zeit verbracht als in all den teilweise richtig knackigen Missionen des Spiels zusammen. Hier könnt ihr per Texteingabe fast jedes Objekt erschaffen, das ihr wollt.
Eine Katze. Katzenfutter. Verschiedene Hunde. Einen Teich. Mechanische Dinosaurier. Hubschrauber. Pfarrer, Rabbis und Imame. Fast-Food-Restaurants. Handheld-Konsolen. Den mächtigen Cthulhu. Einen Barbecue-Grill. Eine Sonnenbrille. Regen. Goliathfrösche. Klempner. Schottischen Haggis. Der Titelbildschirm von Scribblenauts ist das, was ich Leuten in die Hand drücke, die glauben, Videospiele seien nur noch graue Dauerballereien mit stiernackigen Space Marines. Die könnt ihr übrigens auch erschaffen. Das einzige, was ihr nicht kriegt, sind Sauereien, markenrechtlich geschützte Dinge und Figuren sowie abstrakte Konzepte. Und Tapire. Ja, leider weiß Scribblenauts nicht, was ein Tapir ist und liefert lediglich ein generisches Wildschwein. Aber Schwamm drüber.
Der Titelbildschirm ist die Stelle von Scribblenauts, an der ihr tatsächlich das Potenzial des Spiels voll ausreizen könnt. Und wie groß ist dieses Potenzial? Ganz einfach – es ist so groß wie eure Bereitschaft, euch auf etwas Neues einzulassen. Es ist so weit wie euer Horizont und so tief wie eure Vorstellungskraft. Ich versuche das mal mit folgendem Vergleich zu verdeutlichen...
In einem gewöhnlichen Sandbox-Spiel geben euch die Designer eine bestimmte Anzahl an Hilfsmitteln und Gegenständen und lassen euch damit in einer großen Welt freie Hand. Scribblenauts dreht das Prinzip um. Hier gibt es sehr kleine, überschaubare Szenarien und eindeutig gestellte Aufgaben, die ihr mit einer praktisch unüberschaubar großen Zahl an Hilfsmitteln lösen könnt. Lautet euer oberstes Zocker-Ziel, einfach nur schnell durchzuwetzen, um danach gleich das nächste Spiel auf der Liste abzuhaken, dann werdet ihr mit Scribble-Held Maxwell keine große Freude haben. Manche Aufgaben sind euch dann zu simpel, andere zu frustrierend.
Mal sollt ihr ein paar Leuten die Gegenstände geben, die sie gerne hätten. Mal sollt ihr einem Mädchen drei Blumen bringen. Dann sollt ihr einen König auf seinem Pferd in sein Schloss geleiten. Oder an einem Schlägertypen vorbeikommen, um einen Schokoriegel aus einem Automaten zu holen. Oder einfach mal ganz simpel einen Starite, den kleinen, goldenen Stern, den ihr euch verdienen müsst, um einen Level abzuschließen, aus einem Baum holen.
Geht ihr da jetzt mit der richtigen Portion Experimentierfreude an 5th Cells originelles Abenteuer heran, seid ihr auf der Suche nach unorthodoxen Lösungen und ist euch eine innovative Spielidee wichtiger als handwerklich perfekte Inszenierung, dann ist Scribblenauts mit hoher Wahrscheinlichkeit genau das Spiel, auf das ihr gewartet habt. Denn unorthodoxe Lösungen sind die große Stärke von Scribblenauts. Natürlich ist die einfachste Methode, den begehrten Starite vom erwähnten Baum zu holen, schlicht den Stamm mit einer Kettensäge zu bearbeiten.