Sechs von Japans wildesten Arcade-Automaten, die ihr gespielt haben müsst
Falls ihr Mal in Tokyo seid.
Nehmen wir einmal an, ihr befindet euch irgendwann in der glücklichen Lage und könnt einmal nach Tokyo reisen. Ihr kommt dort an und begebt euch natürlich sofort nach Akihabara, um die Atmosphäre zu genießen und jeden einzelnen der 500 Läden abzuklappern. Nebenher bemerkt ihr ein paar Arcade-Hallen und wollt dort euer restliches Kleingeld loswerden, nachdem die Kreditkarte bereits bis zum Maximum ausgereizt wurde. Doch welche Maschinen solltet ihr mit 100-Yen-Münzen füttern?
Natürlich könnt ihr euch an ganz normale Automaten setzen, die ihr meist sogar in Deutschland finden könnt. Sich einmal bei Street Fighter von einem zehnjährigen Japaner schlagen zu lassen, gehört sicherlich zur essentiellen Japan-Erfahrung dazu, doch ein paar wenige Geräte werdet ihr so schnell nicht vergessen. Hier sind ein paar Automaten, die euch mit verrückten Ideen komplett begeistern werden und die ihr auf jeden Fall einmal spielen solltet.
Big Bang Smash!
Ok, mir ist vollkommen egal, wen ihr bei eurem Trip nach Japan dabei habt. Selbst wenn es eure Großmutter ist, packt ihr sie am Arm und zerrt sie in die Spielhalle. Es gab bisher keinen Besuch in Akihabara, bei dem ich nicht mindestens eine Runde gespielt habe. Den meisten Personen müsst ihr wahrscheinlich nur von der simplen aber dennoch genialen Idee erzählen, um sie zu überzeugen. Im ersten Moment wirkt Big Bang Smash! Wie ein etwas zu groß geratener Hockey-Tisch. Ihr werft das Kleingeld ein und jeder Spieler schnappt sich seine zwei dicken Schläger. Ein kurzer Countdown ertönt und der erste rote Puck wird auf die Platte geschmissen. Nichts Besonderes bisher. Man fragt sich innerlich, warum es überhaupt zwei so riesige Schläger sein müssen.
Im ersten Moment wirkt Big Bang Smash! Wie ein etwas zu groß geratener Hockey-Tisch.
Aber dann fällt der erste Puck wie ein Zäpfchen in den Tisch und befreit knapp 30 kleine Pucks, die alle gleichzeitig auf den Tisch gelassen werden. Eure motorischen Fähigkeiten setzen aus und ihr beginnt wie unter Strom gesetzt mit den Armen zu wedeln. Während die kleinen Pucks über den Tisch flitzen und die Punkteanzeige in die Höhe schießt, werden immer wieder neue Plättchen nachgeschmissen. Das Ganze artet in einen nicht enden wollenden Multiball aus und ihr schiebt genauso ahnungslos wie euer Kollege die Arme über die Platte. Nur, dass ihr dabei ein breites Grinsen auf dem Gesicht tragt. Bis zum Ende habt ihr eigentlich keine Ahnung, wer genau gewonnen hat, da ihr zu sehr mit dem Schlagen der Pucks beschäftigt seid. Big Bang Smash! ist Tisch-Hockey auf Speed.
Cho Chabudai Gaeshi
Für den Text musste ich das erste Mal den Namen dieses Automaten nachschlagen. Denn bisher nannte ich ihn nur den Tableflip-Simulator. Und der Name ist Programm. Vor dem Bildschirm habt ihr einen kleinen Plastiktisch, der all euren Frust absorbieren kann. Wählt zu Beginn eines von vier Szenarien aus. Ihr sitzt beispielsweise als Familienvater am abendlichen Esstisch oder steht im Brautkleid hinter eurer Hochzeitstorte. Das Ziel ist simpel. Richtet so viel Chaos wie möglich an.
Vor dem Bildschirm habt ihr einen kleinen Plastiktisch, der all euren Frust absorbieren kann.
Ihr könnt Personen zum Stocken und Objekte zum Wackeln bringen, indem ihr beide Händen kräftig auf die Tischkante zimmert. Wartet nun den richtigen Moment ab, packt beide Arme unter den Tisch und werft ihn mit voller Kraft nach vorne. Am Automaten bleibt dieser natürlich an der Hinterseite befestigt, doch im Spiel fliegt die gesamte Zimmereinrichtung über den Bildschirm. Einmal habe ich es sogar geschafft, die Mutter durch die Wucht des Tisches bis in die Küche zu schleudern. Jede Runde wird mit einem kurzen Song beendet, der komplett unpassend und viel zu fröhlich für die Situation ist, während euer angerichtetes Chaos in Punkte umgemünzt wird.
DeadStorm Pirates
Ja, DeadStorm Pirates könnt ihr auch gerne zu Hause vor dem Fernseher mit PlayStation Move spielen, doch wie euch Elijah Wood aus Zurück in die Zukunft 2 sagen würde, ist das bloß Babyspielzeug. Richtige Männer gehen in die Arcade-Halle, steigen zu zweit in die große Kabine und setzen sich hinter die fetten Geschütze. Sogar die leidigen Quick-Time-Events machen am Automaten Spaß. Denn hier befindet sich zwischen beiden Spielern ein großes Schiffsrad, das ihr zum Steuern benutzen müsst, falls euch das Spiel dazu auffordert.
Richtige Männer gehen in die Arcade-Halle, steigen zu zweit in die große Kabine und setzen sich hinter die fetten Geschütze.
In der Kabine selbst wackelt es dabei ordentlich unter euren Hintern. Man erhält also eine wunderbare Verbindung aus Lightgun-Shooter und Freizeitpark-Attraktion, die das bisschen Kleingeld auf jeden Fall wert ist. Hat eigentlich bloß noch gefehlt, dass beim Spielen ein mechanischer Papagei auf eurer Schulter sitzt und Anweisungen gibt. Naja, vielleicht bei der nächsten Auflage.
F-Zero AX Deluxe
Viele Rennspiele könnt ihr in einer Arcade-Halle im größeren Format mit passendem Sitz und Lenkrad spielen. Was unterscheidet F-Zero AX also von einem Outrun oder Daytona? Das Cockpit. Die Deluxe-Variante des Automaten bietet eine besondere Sitzfläche, die an Captain Falcons Flitzer angelehnt ist und sich beim Fahren passend zu euren Manövern bewegt. Es war das erste Mal, dass ich mich vor dem Start anschnallen musste.
Die Deluxe-Variante des Automaten bietet eine besondere Sitzfläche, die an Captain Falcons Flitzer angelehnt ist.
Im ersten Moment ist es auch seltsam und ungewohnt. Jede kleine Bewegung am Lenkrad sorgt dafür, dass sich euer Cockpit wild zur Seite dreht. Ihr bekommt wirklich das Gefühl einer starken Kurve vermittelt, wenn ihr euch zur Seite lehnen müsst, um nicht rauszufallen. Wenn ihr bereits ein Force-Feedback-Lenkrad für einen großen Schritt gehalten habt, wird euch eine Fahrt im F-Zero AX Deluxe komplett umwerfen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wer übrigens noch einen Speicherstand des GameCube-Spiels hat, darf seine Memory Card gerne mitnehmen, um weitere Inhalte freizuschalten oder seine Highscores im ganzen Land zu verbreiten. Vollkommen sinnlos und gerade deswegen so genial.
Dark Escape 3D
Hier haben wir etwas für die Horror-Fraktion, die bei normalen Lightgun-Shootern vor Langeweile einschläft und sich eher über die Untoten lustig macht als vor ihnen zu erschrecken. Bei Dark Escape 3D vergeht euch schnell das Lachen. Zusammen mit einem Freund steigt ihr in den abgedunkelten Kasten und setzt euch die 3D-Brillen auf. Selbst als jemand, der 3D normalerweise für den sinnlosesten Schund seit dem Butterstift hält, muss ich die Effekte loben, da sie richtig integriert wurden.
Selbst als jemand, der 3D normalerweise für den sinnlosesten Schund seit dem Butterstift hält, muss ich die Effekte loben, da sie richtig integriert wurden.
So besitzt einer der Gegnertypen beispielsweise lange Hälse, die sie ausfahren können, um euch zu beißen. Oder ihr geht langsam an einem spitzen Holzpflock vorbei, der bedrohlich in euer Gesicht ragt. Wenn ihr den Blick nicht mehr länger ertragen könnt, bricht eine weitere Kreatur durch die Wand und ihr feuert schreiend auf den Monitor. Für eine gesteigerte Horror-Erfahrung sorgt die restliche Ausstattung der Kabine. Neben vibrierenden Sitzen ertönen Geräusche aus verschiedenen Richtungen und sogar Luft wird euch ins Gesicht geblasen. Ach ja, das eigentliche Spiel ist auch nicht schlecht.
maimai
Sieht auf den ersten Blick aus wie eine Waschmaschine mit Deckelbeleuchtung, entpuppt sich bei näherer Betrachtung allerdings als süchtig machendes Musikspiel. Auf der großen Wäschetrommel befindet sich ein Touchscreen, auf dem beim Spielen das Musikvideo läuft. Gleichzeitig erscheinen in der Mitte Symbole, die ihr drücken müsst, sobald sie den äußeren Ring erreichen. Manchmal müsst ihr auch einen Bogen nachfahren oder euren Finger quer über den Bildschirm wischen. Es wirkt ein wenig wie EyeToy Groove, falls sich daran noch jemand erinnern kann. Nur funktioniert es besser und ist bis zum Rand vollgepackt mit japanischer Pop-Musik.
Sieht auf den ersten Blick aus wie eine Waschmaschine mit Deckelbeleuchtung, entpuppt sich bei näherer Betrachtung allerdings als süchtig machendes Musikspiel.
Wie für japanische Automaten gewohnt, schafft ihr die Lieder recht einfach auf den unteren Schwierigkeitsgraden. Wählt allerdings einen schwereren Modus und ihr verknotet euch beim Spielen die Arme, weil ihr nicht einmal mehr sehen könnt, wo wann welche Note wohin geht. Das macht aber nichts. Bei solchen Automaten geht es alleine um die Erfahrung, die euch nach dem rhythmischen Tippen auf jeden Fall in Erinnerung bleibt. Die seltsame Aufmachung des Geräts hilft sicherlich dabei. Nur wählt bitte keinen Song von AKB 48. Es soll Leuten schon der Gehörgang zugekrustet sein.
Und sonst so
Natürlich existiert neben diesen Automaten noch eine Vielzahl an wunderbaren Maschinen, die es in den Hallen Japans zu entdecken gibt. Wer noch mehr rhythmische Spiele ausprobieren möchte, sollte sich Taiku no Tatsujin, Pop'n'Music oder Hatsune Miku ansehen, die alle bereits in mehreren Versionen überall im Land vertreten sind. Sucht ihr eine mehr körperliche Erfahrung, kann ich neben F-Zero auch das klassische Afterburner empfehlen, das eure Innereien ebenso in Schwingungen bringen wird.
Eigentlich kann es fast egal sein, wo ihr euch hinbegebt. An den meisten Automaten werdet ihr einen Heidenspaß haben und ich kann jedem nur empfehlen, zumindest einmal in seinem Leben einen großen Streifzug durch japanische Arcade-Hallen zu machen. Selbst wenn es nur darum geht, Tische umzuwerfen.