Section 8: Prejudice
Multiplayer-Überraschung
Aufgrund des Turboschubs, über den jeder Soldat verfügt, ist man auf die fahrbaren Untersätze jedoch nicht zwangsläufig angewiesen. Auch zu Fuß braucht man keine halbe Ewigkeit, um gut auf dem Schlachtfeld voran zu kommen. Davon abgesehen präsentieren sich die Vehikel zuweilen etwas schwerfällig und kompliziert, was natürlich insbesondere auf den Panzer zutrifft. Zumindest in dem Punkt reicht Section : Prejudice nicht ganz an den Komfort eines Battlefield heran. Hier besteht noch Optimierungsbedarf.
Alleingänge bringen euch in Prejudice nicht unbedingt sehr weit, insofern erweist es sich auch als besonders praktisch, dass ihr auf der Karte die Position eures gesamten Teams sowie der Squadmitglieder seht und dann genau dort abspringen könnt. Eingeteilt werdet ihr übrigens automatisch, ihr könnt nicht manuell wechseln und auch das echte Zusammenspiel mit Freunden, die gerne mal im jeweils anderen Team landen, ist somit leider alles andere als garantiert – ein Ärgernis, an dem Entwickler TimeGate auf jeden Fall noch schrauben sollte.
Eine weiterer sehr positiver Aspekt des orbitalen Spawn-Systems ist, dass Camper in der Welt Section 8 scheinbar genau so ungern gesehen sind, wie in der Gemeinde der Online-Spieler. Da man sich theoretisch an jedem Punkt des Schlachtfeldes vom Himmel stürzen kann, könnt ihr einen Gegner, der zu lange an einer Stelle verweilt, mit etwas Glück, gutem Timing und einer frühzeitigen Auslösung der Bremsen gezielt zermalmen. Ein tolles Gefühl, wenn man denn jemanden erwischt.
Die Gefechte selbst bieten dann auch noch den ein oder anderen weiteren interessanten Aspekt. Ihr habt einerseits die Möglichkeit, mit einem Jetpack kurzfristig durch die Luft zu fliegen, und könnt andererseits eine automatische Zielverfolgung aktivieren, wodurch euer Fadenkreuz für einige Sekunden fest am gewählten Ziel klebt, sofern keine Hindernisse dazwischen sind. Ganz praktisch in bestimmten Situationen, etwa wenn man mit dem Jetpack abhebt und gleichzeitig einen Feind aufs Korn nehmen will.
Das Ganze braucht dann eine gewisse Zeit, bis es wieder aufgeladen ist und erneut benutzt werden kann. Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, dieses System zu stören und unterm Strich kann man sagen, dass die Hauptarbeit immer noch beim Spieler liegt. Alleine mit dem Lock-On-System werdet ihr zwar den ein oder anderen Feind etwas leichter besiegen, ihr könnt euch aber nicht einzig darauf verlassen.
Für langfristige Motivation sollen unterdessen die verschiedenen Ränge sorgen. Ihr könnt maximal Level 100 erreichen und in regelmäßigen Abständen schaltet ihr euch durch Stufenaufstiege neue Objekte für eure Waffen frei. Zum Beispiel eine Schnellfeuer-Modifikation für den Raketenwerfer oder verschiedene Munitionsarten mit eigenen Vor- und Nachteilen, die zum Beispiel hohen Schaden an Panzerung, aber dafür nur geringen Schaden an Schilden anrichten.
Zusammenstellen könnt ihr eure Ausrüstung individuell nach eigenen Vorlieben. Packt die Waffen ein, die euch am ehesten zusagen und wählt die passende Munition, Gadgets (Granaten, Mörser, etc.). Ihr könnt sogar mehrere verschiedene Loadouts festlegen und bei Bedarf vor dem Respawn schnell wechseln. Einzige Enttäuschung bei den Waffen sind die doch recht schwachbrüstigen Sound-Effekte. Man hat nicht wirklich das Gefühl, eine tödliche Waffe in den Händen zu halten, dafür sind die Sounds zu leise und nicht eindringlich genug – Bad Company 2 zeigt, wie man es macht.
Der zweite große Online-Modus nennt sich „Schwarm". Auch hier setzt das Spiel auf den Team- beziehungsweise Koop-Aspekt, allerdings in kleinerem Rahmen als das in Eroberung der Fall ist. Vier menschliche Mitspieler müssen hier in 15 Minuten einen Kontrollpunkt gegen eine anstürmende KI-Übermacht verteidigen. Auch die obligatorische Einzelspieler-Kampagne hat es in den Download-Titel geschafft. Hier geht es in 24 Missionen gegen die KI. Wie auch bei SOCOM: Special Forces gilt: Solisten sollten keine wirklich grandiose Unterhaltung erwarten. Für zwischendurch eignet sich der Single-Feldzug aber allemal und ihr macht euch so Stück für Stück mit dem Spiel vertraut, lernt die Waffen, die Fahrzeuge und die Gadgets kennen.
Jaja, mal wieder ein Multiplayer-Shooter im Arcade-Spiel-Format, der mit der großen Konkurrenz mithalten möchte. Hat ja schon bei Breach nicht geklappt. Aber Section 8: Prejudice ist nun mal kein Breach. Zum Glück, möchte man fast sagen. TimeGate hat sich für den Nachfolger mächtig ins Zeug gelegt und präsentiert tatsächlich eine mehr als gelungene, spielerisch gute und durch die DCMs auch stets abwechslungsreiche Alternative zu den Vollpreis-Produkten der Konkurrenz.
Besonders zu dem Preis kann man hier eigentlich gar nicht "Nein" sagen. Section 8: Prejudice macht wirklich nur sehr wenig falsch. Sicher, da gibt es die nicht unbedingt spektakuläre Einzelspieler-Kampagne und die schwachen Waffensounds. Die fehlende Möglichkeit, gezielt mit seinen Freunden in Teams zusammenspielen zu können, ist ärgerlich und die verbesserungswürdige Fahrzeugsteuerung irritiert ab und an. Doch das sind bestenfalls kleine – teils durchaus per Patch zu behebende – Schmutzflecken auf dem ansonsten recht glänzenden Brustpanzer eines frischen, motivierenden und allgemein sehr guten Multiplayer-Shooters.
Section 8: Prejudice ist für XBLA erhältlich, erscheint in Kürze auch für den PC und später im Jahr ebenfalls für die PS3.