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Sega Rally

It's all about control!

Abgesehen von neuen freischaltbaren Designs Eurer Fahrzeuge sind die Modifizierungsmöglichkeiten damit übrigens auch erschöpft. Man beschränkt sich eben auf das Wesentliche! Ein Schadensmodell hat man sich gespart, sonst müsste man angesichts der verbitterten Positionskämpfe schon nach der zweiten Kurve den ADAC rufen.

Wo wir gerade bei den gelben Engeln und dem öffentlichen Straßenverkehr sind: Kennt Ihr eigentlich diese 'Vorsicht Spurrinnen'-Schilder auf der Autobahn? Die meist nur als kurze Momentaufnahme in Euren Augenwinkeln aufblitzen, während Ihr mit Tempo 220 vorbeifliegt? Das sind diese mitunter tückischen Furchen in der Oberfläche, die Autofahrer oft gepflegt ignorieren und nur Motorrädern schnell zum Verhängnis werden können. Die Schilder gibt es in Sega Rally zwar nicht, wohl aber die Furchen.

Hier hinterlassen die lizensierten Rally-Fahrzeuge dermaßen tiefe Rillen auf der Piste, dass man meinen möchte, hier wäre zuvor ein völlig überladener serbisch-kroatischer MAN 18-Tonner auf seiner persönlichen Rally Paris-Dakar durchgerauscht. Einfach so, nur um den Spieler vor neue Herausforderungen zu stellen. Nun LKW-Fahrer sind nicht für die Furchen verantwortlich, sondern vielmehr Ihr und Eure fünf Kontrahenten sowie Segas durchaus revolutionäres 'Terra Forming'-Feature.

Mit jeder Runde verändert sich die Piste. Tiefe Rillen erschweren das Durchkommen durch den Matsch, lassen die dicke Schneeschicht zur Qual werden und bremsen Euren Boliden ab. Erstaunlich realistisch, denn man hat das Gefühl, jede einzelne Furche förmlich zu spüren. Und sich mitunter alternative Routen abseits der Ideallinie zu suchen. Zumindest wenn man das Fahrerfeld nicht anführt. Aber das passiert Profis natürlich nicht.

Manchmal bin ich von Rennspielen schwer enttäuscht. Besonders in Momenten, in denen das Streckendesign wirkt, als hätte der Architekt im Vollrausch ein paar unkoordinierte Striche in Paint hingekrakelt und der Spielbarkeit keine Bedeutung geschenkt, geschweige denn sich selbst mal hinters Steuer gesetzt. Sega Rally Revo bietet zwar nur fünf thematisch unterschiedliche Szenarien (Tropen, Arktis, Canyon, Apline und Safari), die aber jeweils bis zu fünf unterschiedliche Strecken offerieren und dank ausgefeiltem Kursdesign Spieler in einen Rausch versetzen.

Die Perspektive für Profis: Direkt über dem Aspahlt!

Ein Rausch, der einer Offenbarung gleicht. In der man erkennt, warum die eng geschnittene Doppelhaarnadel-Kombination in einer weitläufigen Rechtskurve mündet. Weil es die logische Konsequenz der Lenkbewegungen ist und den Flow diesen sich sonst so selten einstellenden Spielfluss erzeugt.

Keine Kritik am Streckenumfang also. Gleiches gilt für den über 30 Fahrzeuge großen Fuhrpark, der mit seinen drei Wagenkategorien 'Premier', 'getunte Fahrzeuge' und 'Masters' auch gleich die Struktur des Spiels vorgibt. Hinterm Steuer von Toyotas, Lancias, Skodas, Fords, Audis und VWs gilt es mehrteilige Meisterschaften zu bestehen und sich über die Stufen Amateure, Profis, und Experte bis ins Finale vorzukämpfen. In jedem Rennen gibt es Punkte, die am Ende einer Meisterschaft addiert werden und dadurch neue Klassen und Fahrzeuge freischalten.

Leider hat man sich bei den Rennen wenig Mühe gegeben: Abwechslung durch Driftchallenges, Eliminator-Rennen oder spezielle Spielmodi gibt es nicht – klassische Start-Ziel-Wettbewerbe sind alles, was Sega Rally bietet. Zusätzlicher Kritikpunkt: Man kann einzelne Herausforderungen zur oft zwingend notwendigen Verbesserung der Punktzahl nicht direkt anwählen, sondern muss die komplette Meisterschaft erneut bestreiten. Online bietet Sega Rally übrigens gehobene Standard-Kost inklusive frei zu gestaltender Meisterschaften.

In der Artkis frieren sich die Zuschauer einen Wolf.

Habe ich etwas vergessen? Oh, ja. Die Arcade-Wurzeln. Und das wunderschöne Umgebungsdesign, das Sega Rally zum beschaulichen Sonntagsausflug machen würde, wenn die Konkurrenz nicht wäre. In der Savanne steht die gleißende Mittagssonne über den Weiten der Prärie. Giraffen stolzieren erhaben zwischen den Affenbrotbäumen, halten inne, um ein Büschel Gras zu fressen. Am Wasserloch tummeln sich die Elefanten, während unweit das belebende Rauschen eines riesigen Wasserfalls zu vernehmen ist. Schmetterlinge flattern vorüber und am wolkenlosen Himmel genießen Heißluft-Ballonfahrer die prächtige Aussicht von oben. In der Arktis starten Wasserflugzeuge über Euch hinweg, während Nordlichter die Strecke in ein mystisches Licht tauchen. Oder die Alpen: Dort schlängeln sich die Kurse serpentinenartig den Berg hinauf, führen dann wieder steil ins Tal, während Segelflieger am mit Cumulus-Wölkchen gespickten Himmel kreisen – 'Autofahren macht Spaß', schießt einem da durch den Kopf! Auch wenn der Ausflug nur mit flüssigen 30 Frames stattfindet.

Sega Rally ist nichts anderes als auf das Wesentliche beschränkter, puristischer Rennspielspaß. Rasen ohne Schnick-Schnack, ohne Kompromisse. Das geniale Streckendesign fasziniert, die wunderschönen Umgebungen verzaubern und die gradlinige Arcade-Steuerung fesselt von der ersten bis zu letzten Sekunde. Es ist wie eine Sucht, die einen nicht mehr los lässt. Eine Sucht, die in tiefer innerer Zufriedenheit endet, wenn man auch den kniffeligsten Drift am Ende perfekt beherrscht. Und wenn Ihr die ersten Stunden mit Sega Rally verbracht habt, werdet Ihr an meine einleitenden Worte denken und sagen: Stimmt – It's all about control!

Ab dem 28. September wird auf Xbox 360, PlayStation 3 und dem PC gedriftet.

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In diesem artikel

SEGA Rally

PS3, Xbox 360, Nintendo GBA, PSP, PC

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