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Sennheiser PC 373D PC-Headset - Test

Wenn Haptik und Kabelfreiheit nicht eure Priorität sind…

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Klanglich starkes, offenes USB-Headset mit gutem Mikro. Design und Haptik dürften zu diesem Preis etwas augen- und handschmeichelnder sein.

Mit dem PC 373D USB-Headset zielt Sennheiser einmal mehr auf die Solidität, die der Name verspricht - und landet damit durchaus einen Treffer. Große Experimente wagt man nicht, hält sich an das seit Jahren bekannte, grundlegende Design mit den ovalen, ohrumschließenden Muscheln und dem auffällig robusten Mikrofonarm. Ein paar Schnörkel wagt man mit zuschaltbarem Dolby 7.1 Surround-Sound und einer netten Idee für die Stummschaltung aber doch. Es ist ein ehrliches und gut ausgestattetes, wenngleich nicht unbedingt abenteuerliches Headset, das seinen Platz in der preislichen Premiumklasse mit seinen Leistungsdaten durchaus zu rechtfertigen weiß.

Holt man das PC-Headset allerdings das erste Mal aus der schmucken Verpackung, wundert man sich ein bisschen. Das Design ist ein wenig spröde, fast altmodisch. Doch während das Geschmackssache ist, und das PC373D es auf jeden Fall gut hinbekommt, die Augen nicht zu beleidigen (was man beileibe nicht von allen Gaming-Headsets sagen kann), wirkt der größtenteils verwendete, matte Kunststoff für die immerhin verlangten 249 Euro doch ein wenig windig. Das lässt sich problemlos damit erklären, dass Sennheiser das Gewicht niedrig halten wollte und tatsächlich knarzt und knackt nichts, selbst wenn man es den Bügel ruppig verdreht und dehnt. Die genutzten Werkstoffe sind also offensichtlich wertiger, als das auf gebürstetes Alu oder matt pulverbeschichtete Metallteile geeichte Auge zunächst vermutete. Aber ein Premium-Gefühl geht nicht zwangsläufig von dem PC 373D aus. Immerhin ist es aber tatsächlich schön leicht.

Die Form kennt man von Sennheiser bereits. Auch, dass in erster Linie leichter, aber robuster Kunststoff genutzt wird.

Das Gefühl, dass Sennheiser großartig bei der Qualität gespart hätte legt sich zum Glück, wenn man ihn aufsetzt. Die samtenen Velours(?)-Polster und die Kopfauflage rahmen auch größere Häupter angenehm schwerelos und mit dem richtigen Sitz ein, der Mikrofonarm hebt und senkt sich lautlos und ohne Schaben und lässt sich flexibel genug positionieren. Das Kabel ist mit insgesamt etwa 3 Metern und einem Dongle mit An-/Aus-Taste für den Surround-Sound in der Mitte mehr als lang genug. Fast schon zu lang, denn ab und an bin ich mit dem Schreibtischstuhl schon darübergerollt. Aber wenn es kürzer wäre, würde ich vermutlich jetzt darüber meckern. Belassen wir es dabei, dass man selbst versuchen sollte, das Kabel über den Schreibtisch zu führen, damit kein Unglück geschieht.

Steckt man das Headset an einen beliebigen USB-Port, wird es sofort erkannt. Auch hier gilt unter Windows 10 aber mal wieder, genau hinzuschauen, welche Wiedergabe- und Aufnahmequellen man wählt: Windows will die angezeigten "Sennheiser Lautsprecher" als "Standardgerät", das "Sennheiser Headset" als "Standardkommunikationsgerät" und unter "Aufnahmegeräte" das Sennheiser Mikrofon wiederum als "Standardgerät" ausgewählt sehen. Wählt man nur das Headset als Standard- und Standardkommunikationsgerät, was wegen der verwendeten Piktogramme schnell passieren kann, funktioniert der 7.1 Sound nicht und das Headset arbeitet nicht mit voller Leistung. Diese Verwirrung stiften viele Headsets, die unter Einsatz einer USB-Komponente an Windows-Rechner angestöpselt werden, das ist insofern kein Sennheiser-eigenes Problem und die Anleitung, die wir alle selbstverständlich immer aufmerksam lesen, weist netterweise auch darauf hin.

Eine schlanke Software gibt Zugriff auf drei optionale Soundprofile neben dem normalen Modus: Music, E-Sport und Game. Die darf man leider nicht weiterbearbeiten, aber sie sind schon ab Werk gut justiert. Musik nimmt die entsprechende Einstellung die Schärfe. "E-Sport " liefert ein auf Höhen und obere Mitten fokussiertes und deshalb auf feindliche Schritte abzielendes akustisches Zerrbild, das nicht schön klingt, aber Gegnerbewegungen tatsächlich akkurater erhörbar macht. Der Games-Modus unterdessen zielt auf Bombast. In den anderen beiden Reitern schaltet man die Rauschunterdrückung für das Mikro an- und aus und reguliert den "Sidetone", also die Monitoring-Funktion, in drei Stufen, damit man sich selbst im hitzigsten Gefecht noch selbst sprechen hört. Eines meiner Lieblings-Features in jedem Headset, ich spiele viel nachts und da will meine bessere Hälfte unverständlicherweise nicht von meinem Rainbow-Six-Gebrüll geweckt werden.

Der recht massige Mikrofonarm lässt sich hochklappen, dann ist es automatisch stummgeschaltet.

Ansonsten sind die Zusatzfunktionen überschaubar. Ein Lautstärkeregler in der rechten Ohrmuschel und ein Mikrofon, das sich netterweise stummschaltet, wenn man es hochklappt (sehr schön!), komplettieren eine überlegte Konstruktion. Dass das Headset nicht kabellos ist (und offensichtlich auch keine solche Variante geplant scheint), scheint in dieser Preisklasse befremdlich, bedeutet aber auch, dass es immer einsatzbereit ist.

Zum unaufgeregten, erwachsenen Design-Ethos passt die offene Bauweise, die man gerade im Gaming-Bereich nicht so häufig sieht. Die meisten Gaming-Headsets schotten ihre User mit geschlossener Bauform von der Außenwelt ab und erzeugen so maximal druckvollen Sound. Das PC373D ist dagegen selbstbewusst genug, um Spielklänge und Musik mit offener Konstruktion auf Raumgröße aufzublasen und auch Umgebungsgeräusche zuzulassen. Das Klangbild ist so allgemein deutlich natürlicher, einzelne Töne merklich besser ortbar. Nachteil: So kommen nicht ganz der Wumms und die Lautstärke zustande wie bei der geschlossenen Fraktion. Es ist Geschmackssache, aber man muss wissen: Der Punch der Höhen trifft einen hier weniger hart, während die Bässe nie so wummern, wie es die Beats-Verfechter für en vogue halten. Es ist alles ein wenig lebensnäher, aber auch weit von der in den Rest des Körpers ausstrahlenden Diskomassage entfernt, die man von Geschlossenen kennt.

Einigen könnte das gerade im Musikbetrieb einen Tick zu leise sein. Ich persönlich hatte sie fast immer bis zum Anschlag aufgerissen und nur in Spielen ab und zu das Bedürfnis, sie runterzuregulieren. Die maximale Leistung dieses Sennheiser ist wohl meine Wohlfühllautstärke, die zu überschreiten ich nur selten das Bedürfnis habe. Meine Frau findet diese Pegel immer noch irrsinnig, glaube ich. Ich sage es nur, damit ihr darauf gefasst seid. Netter Nebeneffekt dieser Konstruktionsart: Selbstverständlich setzt es unter offenen Schallwandlern natürlich auch weniger heiße Ohren. Wisst, was ihr wollt und ihr wisst, ob das PC373D etwas für euch ist.

Der Lautstärkeregler ist meistens auf Anschlag gedreht.

Unter diesen Vorzeichen und wenn man weiß, dass diese speziellen Sennheiser-Kannen die Schmerzgrenze eurer Ohren nur aus etwas Sicherheitsabstand betrachten, darf man sich über einen Klang freuen, der jegliche Fragen zum Preispunkt beantwortet. Diese Kopfhörer können einiges. Ich bin eigentlich kein besonderer Freund von Surround-Kopfhörern. Tatsächlich löst das Headset in 7.1 Geräuschdetails aber räumlich differenzierter auf, wie ich finde. Vielleicht auch aufgrund der offenen Bauweise, die dem Klang mehr Platz einräumt. Allerdings hatte ich oft den Eindruck, dass mir ein einfaches Links/Rechts/Oben/Unten lieber gewesen wäre als die Unschärfe, die durch überschüssige Klanginformationen hinzukommt.

Wiederum: Geschmackssache. Spiele mit guten Sound-Engines vermitteln auch auf Stereokopfhörern ausgezeichnet Bewegung im Raum, weshalb viele Puristen Surround-Spielereien in Kopfhörern als Augen- oder besser Ohrenwischerei bezeichnen. Ich würde nicht so weit gehen, es funktioniert hier definitiv. Aber wer davon nichts wissen will, der darf sich zumindest freuen, dass Stereo und Surround hier in ihren jeweiligen Einsatzbereichen gleichwertig gut klingen. Transparent, ausgewogen und im Rahmen offener Kopfhörer durchaus kräftig schickt der Sennheiser ebenso den zärtlichen Wind aus den Witcher-3-Bäumen direkt in euer Spielzimmer, wie das satte Porzellanschrank-im-Erdbeben-Klirren einer Schrotentladung in eine gewisse Art Gegner aus dem hinteren Drittel von Rise of the Tomb Raider.

Für den Musikbetrieb muss jedoch ohne wenn und aber der Stereomodus an, und auch der gefällt ausnehmend gut. Hier klirrt oder zischt nichts, weder verlässt den 373D bei den Höhen die Konzentration, noch schwappen die Bässe barsch über den Rest des Klanbildes hinüber. Wye Oaks "Plains", eine Explosion aus Shoegaze, Folk und Noise, spült einem warm so tief die Ohren aus, dass es einem durch die Nase wieder rauszukommen scheint. Die Übergänge von lethargisch pulsierenden cleanen E-Gitarren ins apokalyptische Verzerrer-Massaker des kurzen Chorus bringt den Sennheiser nicht in Bedrängnis, aber die Horchfelle in Wallung. Lianne La Havas' samtenes Organ weht in "Unstoppable" verträumt über einen steppenden Mama-Bär-Bass hinweg, ohne dass das eine sich dem anderen geschlagen gäbe. Wenn's ruppiger sein soll, steht wie immer Deafheaven mit Dream House parat - ein geordnetes Chaos verzerrter Hochgeschwindigkeitsgitarren, das seine widerborstige Schönheit nur pegelfesten Kopfhörern wirklich offenbart. Dem Sennheiser entgeht sie nicht.

Mit dem Mikro gelingen recht gute Stimmaufnahmen. Skype-, Dischord- und Teamspeak-Gesprächspartner freuten sich über klare, deutliche Verständlichkeit.

Fans elektronischer Klänge könnten besagten fehlenden Druck bemängeln, weil einem die Tiefen unter einem offenen Kopfhörer naturgemäß nicht so sehr die Luft aus den Ohren saugen. Aber auch sie profitieren von der ordentlichen Dynamik, den unerschütterlichen Höhen und der allgemein vorbildlichen Transparenz.

Das Mikro kommt an das des fantastischen MMX 300 von Beyerdynamik bei Weitem nicht heran, leistet aber dennoch gute Dienste. Stimmaufnahmen gelingen ihm klar, die mitgelieferte Software-Rauschunterdrückung funktioniert gut und der zu den Ohren durchgeschleifte Eigen-Sound ist ein echter Haussegen-Retter. Ich klinge nach meinem Dafürhalten eine Idee nasaler als in Natura und ein Popp-Filter wäre schön gewesen. Ich musste ein wenig herumprobieren, bis ich eine Mikro-Stellung gefunden hatte, bei der nicht zufällig durch meinen Atem Windgeräusche übermittelt wurden. Aber insgesamt war ich mit der klaren und deutlichen Aufnahmequalität gut zufrieden.

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Ich stand dem PC373D nach dem Auspacken noch etwas skeptisch gegenüber. 250 Euro wirken für ein etwas zu vertrautes, nicht gerade aufregendes und noch dazu kabelgebundenes Design mit fast kompletter Kunststoffausstattung schon recht stramm. Nach rund zwei Wochen Dauerbetrieb steht für mich allerdings außer Frage, dass irgendjemand einen Kauf dieses Headsets bereut. Es sei denn natürlich, derjenige wählt seine Hardware in erster Linie nach ihrem Show-Faktor. Es ist sicher keins zum Angeben, aber eines, das man auch seinem Hi-Fi-verliebten Schwiegervater mal aufsetzen kann, ohne dass der vom Glauben abfällt, was sich die jungen Leute heutzutage so aufsetzen. Ich habe lange und aufmerksam hingehört und kann keine klangliche Blöße entdecken, die sich der 373D gäbe und damit punktet er dort, wo es darauf ankommt.

Es ist nicht die Sorte Produkt, das auf den ersten Blick einen unmittelbaren Schnappreflex provoziert. Aber es ist eines, bei dem man nach eingehendem Abwägen seiner Präferenzen landen kann - und dann sehr wahrscheinlich eine vernünftige Wahl getroffen haben wird.

Hersteller: Sennheiser - Kompatibel mit: PC - Preis: 249,00 Euro - Erscheint am: erhältlich

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Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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