Serious Sam 4 Test - Der Tanz des Todes
Crowd Control: The Game.
Serious Sam 4 Test - Okay, es ist endlich soweit. Ihr möchtet erneut die Erde gegen finstere, außerirdische Invasoren verteidigen? Dabei coole und witzige Oneliner hören (und ein paar, die einfach nur zum Augenrollen sind)? Und ihr habt kein Problem damit, dass sich das alles so anfühlt, als hättet ihr es schon einmal gespielt? Nicht umsonst bezeichnet Crotream "if it works, don't fix it" als sein Mantra hinter der Entwicklung von Serious Sam 4.
Was nicht heißt, dass Teil vier sich nicht frisch anfühlen würde. Natürlich gibt's Neuerungen, Erweiterungen, Verfeinerungen, die der bekannten Formel zugute kommen. Eines ist dabei gleich geblieben: Horden von Feinden strömen gefühlt bei jeder zweiten Begegnung auf euch zu, während ihr euch im Rückwärtsgang über die Schlachtfelder bewegt, ausweicht und aus allen Rohren feuert, was euch auf zwei oder mehr Beinen an den Kragen möchte. Croteam nennt es einen Tanz mit den Feinden. Und das ist es, denn eure Bewegungen sind entscheidend dafür, dass euch die Gegnerscharen nicht zerfleischen.
Crowd Control mit den richtigen Waffen
Wenn es ein Spiel gibt, das Crowd Control zelebriert, dann ist es die Serious-Sam-Reihe. Ballert ihr euch in anderen Shootern offensiv durch die Level und zieht euch selten zurück, legt ihr hier wie erwähnt häufig den Rückwärtsgang ein. Ein Ansatz, der sich so frisch anfühlt wie damals, als die Serie ihr Debüt gab. Zugegeben, Teil drei ist mittlerweile neun Jahre alt, ein Gefühl der Übersättigung gibt's hier definitiv nicht. Die richtige Taktik resultiert daraus, das passende Werkzeug in Form von Waffen parat zu haben.
15 Stück erwarten euch in Serious Sam 4 und sie bringen zum Teil alternative Feuermodi mit. Zum Beispiel der Raketenwerfer, der im zweiten Modus mehrere Ziele anvisiert. Ihr habt klassische Waffen wie Schrotflinten, Sturmgewehr und Co und ein paar ausgefallenere Dinge sind ebenso dabei, darunter die riesige Kanonenkugel, die anrückende Feinde plättet. Hinzu kommen einige Gadgets, die Sam aufsammelt. Die sind seltener und erfüllen in mehrerer Hinsicht nützliche Zwecke. Sie heilen euch oder sorgen für eine holografische Ablenkung, während Mini-Atombomben oder Scherben, die schwarze Löcher erzeugen, effektiv aufräumen, wenn ihr euch in bestimmten Situationen überfordert fühlt.
Ihr möchtet eine Story in Serious Sam? Könnt ihr haben!
Serious Sam 4 setzt dabei wie seine Vorgänger auf das pure Ballervergnügen. Wenngleich Croteam die Leute anzusprechen versucht, denen ein wenig mehr Story zusagt. Es gibt eine Geschichte, die das Spiel in Zwischensequenzen erzählt, ebenso ein Ensemble an verschiedenen Charakteren, das aus einem beliebigen Actionfilm der 80er Jahre stammen könnte, inklusive eines Professors von Kieselberg, der ein stereotypes Englisch mit deutschem Akzent spricht. Wer das nicht möchte, überspringt sie einfach und hat dabei nicht das Gefühl, viel zu verpassen. Es ist kein erzählerisches Meisterwerk, hält das Ganze aber zusammen und packt es in einen hübscheren Rahmen. Und wenn ihr alles überspringt, entgeht euch der ein oder andere Witz, möchtet ihr das riskieren?
Es ist nicht der Bereich, in dem Serious Sam 4 glänzen muss, das erwartet auch keiner. Auf das Gameplay kam es in der Reihe immer hauptsächlich an und hier stimmt das Gesamtpaket.Viele Kampfsituationen fordern euch mit unterschiedlichen Gegnertypen, wobei eine gute Übersicht gefragt ist. Es geht darum, die Feinde um euch herum zu erkennen und dann anhand dessen, was euch zur Verfügung steht, das geeignete Gegenmittel zu finden. Natürlich ist ein Raketenwerfer im Grunde gegen alles effektiv, auf der anderen Seite möchtet ihr dessen Munition nicht an schwachen Widersachern verschwenden, die ihr auch mit einer (oder nach Freischaltung des Skills) mit zwei Pistolen - die unendlich Munition haben - locker über den Haufen ballert.
Panik, Chaos, Adrenalin!
Dieser taktische Aspekt ist wichtig, denn es kann euch nichts Schlimmeres passieren, als dass euch mitten im Gefecht die Munition ausgeht. Eure unbegrenzt nutzbaren Pistolen helfen euch zwar weiter, in manchen Situationen sind sie aber überfordert. Schnelle Reaktionen sind daher ebenso gefragt wie präzises Zielen und die Wahl der richtigen Waffe für die richtige Situation. Das ist dieser spezielle Reiz, den Serious Sam im vierten Teil einmal mehr versprüht.
Von kleinen bis großen Widersachern ist dabei alles vertreten und in nicht wenigen Situationen entsteht ein wenig... ich weiß nicht, ob ich es Panik nennen soll, aber ihr geratet in einen Adrenalinrausch, während ihr euch bemüht, Geschossen und heranstürmenden Feinden auszuweichen, während ihr verzweifelt nach den selbstmörderischen, Bomben tragenden Kerlen Ausschau haltet, die mit ihrem typischen "aaaaaaah"-Schrei bereits von weitem Unheil ankündigen. Das treibt den Puls in die Höhe, macht einfach unglaublich viel Spaß und jeder eurer Bildschirmtode spornt euch dazu an, es besser zu machen beziehungsweise eine andere Lösung oder besser geeignete Waffe für die Kampfsituation zu finden.
Kommt euch ein Gegner einmal zu nah, gebt ihr ihm mit einem Finisher im Nahkampf den Rest. Und wenn ihr den jeweiligen Skill freigeschaltet habt, lassen sich einzelne Gegner als Reittier zweckentfremden. Was gibt es Schöneres, als auf dem Rücken eines Werebull mitten durch eine Horde von Feinden zu galoppieren? Richtig, wenig! Neue Skills schaltet ihr frei, indem ihr die "Sirian Artifacts of Might" findet, kleine, lilafarbene Kugeln, die euch einen Skillpunkt bescheren. Damit lassen sich verschiedene Vorteile freischalten, mit denen ihr euch das Leben im Gefecht ein wenig einfacher macht, zum Beispiel zwei Exemplare einer Waffe gleichzeitig tragt, schneller nachladet oder auch bei größeren Feinden Finisher im Nahkampf ausführt.
Warum alleine spielen, wenn ihr es auch zu viert könnt?
Das Spiel schickt euch dabei in weitestgehend lineare Level, in denen sich engere Korridore mit größeren Arealen abwechseln, in denen ihr viel Platz zum Ausweichen und Rückwärtslaufen habt. Dank Croteams Legion-System seht ihr dabei ab und an riesige Armeen um euch herum, während ihr euch in der näheren Umgebung mit Feinden unmittelbar um euch herum befasst. Das gibt den Kämpfen einen epischeren Rahmen, ohne die Performance negativ zu beeinflussen. Und damit ihr nicht einfach immer stupide von Punkt A nach B rennt, hat Croteam noch ein paar einzelne Nebenmissionen eingestreut. Die dienen nicht allein zur Streckung der Spielzeit, was sie zum einen natürlich tun, zum anderen belohnen sie euch mit nützlichen Gadgets und anderen Ausrüstungsgegenständen, die euch im Kampf weiterhelfen.
Es lohnt sich daher, sie zu absolvieren, denn jede Hilfe ist willkommen. Bereits auf dem Schwierigkeitsgrad "Normal" ist es nicht so, dass ihr viele Treffer einstecken könntet. Ich möchte ehrlich gesagt nicht wissen, wie es auf "Hard" und "Serious" ist. Unter der normalen Stufe gibt's noch "Tourist" und "Easy", wenn ihr an einer bestimmten Stelle nicht weiterkommt und es euch vorübergehend leichter machen möchtet. Die mittlere Einstellung stellt aber eine gute Herausforderung für den typischen Shooter-Fan dar und lehrt euch schnell, wie ihr am besten ausweicht und euch bewegt, um nicht in Sekundenschnelle in Einzelteile zerlegt zu werden.
Wer noch mehr Hilfe benötigt, stürzt sich mit bis zu drei Freunden oder Freundinnen in den Koop-Modus und spielt so die Kampagne durch. Einen klassischen Multiplayer-Modus gibt's bisher nicht. Technisch gesehen liefert Croteam hier gute Arbeit ab und hat seine hauseigene Engine modernisiert. Es ist keine Unreal Engine 5 und Animationen habt ihr woanders besser gesehen, wobei zu bedenken ist, dass Croteam ein unabhängiges Studio ist und nicht die gleichen finanziellen Mittel hat, um zum Beispiel Animationen auf dem Niveau eines The Last of Us 2 zu realisieren. Was es auch nicht braucht, für dieses Ballervergnügen ist die Technik mehr als ausreichend und liefert überzeugende Ergebnisse.
Serious Sam 4 Test Fazit
Am Ende liefert Serious Sam 4 exakt das, was vom Spiel zu erwarten war. Kein Umkrempeln der Formel, keine unnötigen Ergänzungen oder Neuerungen, kein Hinterherlaufen von Trends. Das war von Croteam nicht anders zu erwarten und das ist gut so. Serious Sam 4 ist ein Shooter der alten Garde und das, was neu hinzukam, wirkt durchdacht und ergänzt das Spiel sinnvoll. Somit erwartet euch in den 16 Levels, die auf drei Kapitel verteilt sind, pures und vor allem adrenalintreibendes Ballervergnügen. Ab und an hektisch und chaotisch, aber wenn ihr den Dreh raus habt, ist dieser Tanz des Todes einer, den ihr gerne aufs Parkett legt!
- Entwickler / Publisher: Croteam / Devolver Digital
- Plattformen: PC, Google Stadia
- Release-Datum: 24. September 2020
- Sprache: Deutsch, Englisch und weitere
- Preis: 39,99 Euro