Serious Sam HD
Spiel nochmal Sam!
Aaaaaaaaaaaaaaahhhhhh!! Lauthals schreiend stürmt eine kopflose Gestalt mit nacktem Oberkörper und Bomben statt Händen auf euch zu. Sofort ist es wieder da, das alte Serious-Sam-Wohlgefühl. Dieses Gefühl, sein Hirn auf Notstrom zu schalten und sich nur auf seine Reflexe verlassen zu dürfen.
Wer es noch nicht weiß: Serious Sam HD ist eine überarbeitete Neuauflage von Serious Sam: The First Encounter, des Ego-Shooters von 2001. Die gute Nachricht zuerst: Entwickler-Studio Croteam hat am Spielablauf des Originals nichts verändert. Jetzt die schlechte Nachricht: Entwickler-Studio Croteam hat am Spielablauf des Originals nichts verändert.
Der Namenszusatz HD bedeutet, dass die kroatischen Entwickler die alten Levelkarten inklusive Gegnern auf ihren neuen Grafikmotor „Serious Engine 3“ übertragen haben. Das Spiel sieht hübscher aus, ohne in Verdacht zu geraten, einen Schönheitspreis zu gewinnen.
Wo früher nur grau-braune Polygon-Klumpen im Hintergrund standen, zieren nun vorzeigbare Felsformationen die Landschaft. Statt matter Gegnerhaut erwarten euch fortan schimmernde Oberflächen. Regentropfen platschen auf den Boden, statt einfach zu verschwinden. Und so weiter und so fort. Eben all die Leckerbissen, die die Technik in den vergangenen neun Jahren dazu gelernt hat. Ansonsten: Keine Zusätze. Keine beigefügte Kampagne. Keine neuen Leveln. Nichts. Enttäuschend.
Vor euch über dem Staub der Wüste dreht sich das Extra. Ein Rucksack namens „Serious Pack“ – maximale Munition für eure Wumme. Als ihr euch das Paket einverleibt, hört ihr in der Ferne plötzlich die Hufe nahender Skelettpferde klappern. Lauter, immer lauter. Gleichzeitig materialisiert vor euch ein Riesenhirn auf Beinen, das euch mit Raketen aufs Korn nimmt. „Let's Rock 'n' Roll!“, äußert Hauptfigur Sam „Serious“ Stone trocken. Recht hat er, der Mann in Jeans und Muskelshirt!
Schnell tauscht ihr die Schrotflinte gegen eurer tragbares Baron-Münchhausen-Kanonenrohr, legt an und hämmert eine Urankern-Kanonenkugel Richtung Angreifer aus dem Lauf. Klotzen statt kleckern, lautet das Motto. Die ganze Zeit, bis auch der Endgegner fällt. Lange dauert das nicht, Serious Sam HD löst ihr mit etwas Geschick in wenigen Stunden. Schade, dass Croteam nicht wie seinerzeit bei der Xbox1-Fassung gleich auch den Nachfolger „The Second Encounter“ dazu packt. Doch immerhin lässt sich ein zusätzlicher Schwierigkeitsgrad namens „Aberwitzig“ freispielen.
Bereits als das Original Serious Sam erschien, war dessen Spielkonzept gnadenlos veraltet – euch erwartet eine Art „Doom in Ägypten“, dessen lineares Geschehen Duke-Nukem-Verschnitt Sam ab und an mit witzigen Kommentaren würzt. Dieses Rezept übernimmt die HD-Wiedergeburt unverändert. Tiefschürfende Handlung? Auf keinen Fall. Bedingungsloser Realismus? Im Gegenteil. Die Künstliche Intelligenz der Gegner beschränkt sich auf „Gegner orten, auf ihn zurennen und schießen“, die Rätsel auf „Drücke diesen Schalter, damit noch mehr Gegner kommen“.