Shadow Harvest: Phantom Ops

Wenn ihr denn mal draufgeht, solltet ihr auf jeden Fall vermeiden, nach dem Ladevorgang durch Betätigung der Feuertaste wieder in den Level zu gehen, denn dann schaltet euer Protagonist auf Autofeuer, bis ihr nochmal schnell die Feuertaste drückt. Im Fall von Myra verschwendet man somit unter Umständen wertvolle Munition, denn für sie gibt es innerhalb der Missionen keinen Nachschub. Also: Nach dem Laden NICHT mit der Feuertaste bestätigen – oder sie einfach nochmal schnell drücken.

Wir haben also zwei spielbare Hauptcharaktere, da muss es doch irgendwelche Koop-Features geben. Richtig, die sind durchaus vorhanden, allerdings beschränken sich diese „Dual Actions" auf sehr, sehr wenige Aktionen im gesamten Spiel. Die beiden helfen sich dann etwa auf Knopfdruck, um ein Gitter zu überwinden oder in einen Lüftungsschacht zu klettern, viel mehr ist aber nicht drin.

Je nach Mission und je nach Situation habt ihr auch die Möglichkeit, per TAB-Taste zwischen den Figuren zu wechseln, falls ihr für eine bestimmte Aktion Myra oder Aron braucht. Auch hier gibt es jedoch sehr wenig Gelegenheiten und es zeigen sich weitaus größere Probleme dieses Features. Steuert ihr eine Figur, steht die andere nur dumm in der Gegend rum, geht höchstens mal aus der Schusslinie, sofern er oder sie beschossen wird. Ansonsten passiert nichts weiter. Es wird nicht zurückgeschossen, der Kollege gibt keine Deckung und so weiter, ihr müsst weiterhin alles alleine erledigen. Zudem folgt einem der inaktive Charakter nicht, ihr müsst also selbst zur Position des jeweils anderen Charakters aufschließen, falls er ihn benötigen solltet.

Und wenn dies das einzige Problem im Zusammenhang damit wäre, könnte man froh sein. In einem späteren Kapitel hat man knapp eine Minute Zeit, um beide für eine solche Dual Action vor einem Lüftungsschacht zu platzieren. Das Problem hierbei: Habt ihr euch vorher schon mit Aron zu nah in Richtung Myra bewegt, habt ihr mangels Sprint-Funktion nicht genügend Zeit, um beide ans Ziel zu bringen.

Wie praktisch wäre es, wenn der Kollege einem nun automatisch folgen könnte... Da sich das mit dem Laden des letzten Checkpoints nicht bessert, müsst ihr auf den Speicherstand davor ausweichen, der aber wenigstens nur ein paar Minuten alt ist. Dann könnt ihr die beiden auch vor dem Start des Countdowns schon besser postieren.

Andere Begebenheiten machen ebenso wenig Sinn. Als Aron habe ich die Aufgabe, eine Tür zu sprengen, doch bevor ich dazu komme, rückt feindliche Verstärkung in meinem Rücken an. Also schnell ins stationäre MG schwingen und sie erledigen. Myra habe ich zuvor auf einer erhöhten Position links von mir platziert. Eine Position, an der nun Feinde auftauchen und Myra durchlöchern... jedenfalls wäre das eigentlich der logische Ablauf. Aber nein, tun sie nicht. Myra ist in diesem Moment nicht getarnt und wird von den nur ein paar Meter neben ihr stehenden Soldaten konsequent ignoriert, weil sie stur Aron unter Beschuss nehmen. Und Myra kniet natürlich weiterhin ihrerseits in der Gegend rum, ohne irgendetwas zu tun. Are you serious?

Alles in allem hat man es also nicht geschafft (oder versucht), eine KI für den Partner zu schreiben. Aber auch die Feinde sind nicht immer die Hellsten. Es scheint sie etwa nicht großartig zu interessieren, wenn ich ihnen mit Aron eine Granate vor die Füße werfe. Sie bleiben einfach stehen. Ebenso knien sie sich gerne mal mitten auf den Weg, etwa vor einer offenen Tür. Aron kann sie dann bequem aus seiner Deckung heraus abknallen. Intelligent sieht anders aus.

Da hilft auch die Tatsache, dass ihr euch mal am Steuer eines Fahrzeug-MGs oder in einem Battle Walker durch die Straßen schießt, nicht wirklich weiter. Denn, ihr ahnt es schon, selbst hier gibt es Dinge, die einfach nicht sein müssten. Ich kann simple Holzbarrikaden mit den MGs des Mechs auseinanderschießen, aber das tonnenschwere Gerät ist nicht in der Lage, diese zu zerstampfen. Vielleicht hätten die Feinde einfach Betonbarrikaden errichten sollen, dann würde ich vermutlich immer noch versuchen, mir meinen Weg zum Ende des Levels zu bahnen.

Und dann hätten wir auch noch unabhängig davon einige weitere Bugs. Nach dem Laden eines automatisch angelegten Speicherpunktes (kein freies Speichern möglich) konnte ich beispielsweise eine Wand nicht mehr sprengen, kam also nicht mehr weiter und musste einen 20 Minuten älteren Spielstand laden. Sehr ärgerlich. Da man den weiteren Weg kennt, ging es anschließend natürlich schneller wieder voran. Auch der eine oder andere Trigger wurde gelegentlich nicht ausgelöst, was ebenfalls das Laden des letzten Spielstandes erforderte.

Rein optisch gesehen präsentiert sich Shadow Harvest: Phantom Ops sehr ordentlich. An ein Crysis beziehungsweise Crysis 2 kommt man dabei jedoch nicht ran. Außerdem scheinen die Hardwareanforderungen für das Gebotene doch recht hoch zu sein. Selbst auf den niedrigsten Einstellungen machte das Spiel auf meinem – zugegebenermaßen schon etwas älteren – Rechner noch Probleme. Ein Mass Effect 2 läuft hingegen auf höchsten Einstellungen und mit 8x AA noch sehr ordentlich. Was das Design anbelangt, präsentiert sich die Umgebung vornehmlich braun in braun – dem hauptsächlich im Mittelpunkt stehenden Mogadischu sei dank, aber auch Regionen wie Dubai sehen nicht sonderlich spektakulär aus. Alles mehr oder weniger Standard. Keine wirklich ausgefallenen Gegnertypen und dergleichen.

Was soll man dazu noch großartig sagen? Ich bin mir sicher, dass Shadow Harvest in der Theorie ganz ordentlich klingt und entsprechend umgesetzt auch Spaß machen könnte, aber in diesem Zustand leidet das Spiel unter so vielen Problemen, so vielen mal mehr, mal weniger großen Ärgerlichkeiten, dass man sich eigentlich nur an den Kopf fassen kann. Und dabei sind das Dinge, bei denen andere Titel schon gezeigt haben, wie man es deutlich besser machen kann, nein, sollte. Letztlich ist es die Gesamtzahl der Probleme, die Shadow Harvest das Genick bricht, obwohl irgendwo da drin etwas grundsätzlich Spielbares schlummert. Gegen die hochkarätige Konkurrenz kommt man so jedoch nicht mal im Traum an.