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Shadow Puppeteer - Test (Wii U)

Style over Substance.

Schöne Welt, schöne Idee, aber wenig spielerisches Fleisch und nach drei, vier Stunden schon wieder vorbei.

Shadow Puppeteer, vor eineinhalb Jahren für PC erschienen, diese Woche für Wii U, ist ein süß erdachtes kleines Spielchen. Die Sorte, die vor sieben, acht Jahren beim Losbrechen der großen Indie-Welle Herzen erobert hätte, allein mit der putzigen Art-Direction. Irgendwo zwischen den vereinfachten Gesichtszügen eines Monkey Island 4 und der Wandlauferei von Link Between Worlds steckt eine Welt der Dunkelheit mit neugierig machender Prämisse. Ein Leierkastenspieler trennt einen Jungen von seinem Schatten und schafft damit eine Loslösung des Letzteren von der körperlichen Vorlage. Beide bewegen sich fortan getrennt voneinander. Beide steuert ihr.

Der Schatten bewegt sich überall, wo die Umgebung einen ebensolchen wirft, nirgendwo anders. Meist dort, wo sich Schattierungen auf hintergründig die Tiefe absteckenden Mauern abzeichnen, sei es ein Hüttendach, ein Baukran oder ein ramponierter Schiffsmast. Da Schatten für gewöhnlich Räumlichkeit meiden, ist diese Figur im zweidimensionalen Raum gefangen, kann nur nach links, rechts und oben. Der Junge bewegt sich auch in die Tiefe, ohne dass man die Kamera anpassen könnte.

Schöner Stil, solides Spiel: Ihr müsst beide Figuren durch die Level bugsieren, euch gegenseitig Hindernisse aus dem Weg nehmen und hier und da miteinander interagieren. Echte Rätsel zum Hängenbleiben sucht man vergeblich. Spielerisch bleibt Shadow Puppeteer recht seichte Kost.

Richtiges 3D ist das zwar streng genommen, aber fürs Spiel ist nur das seitliche Scrolling relevant, 2,5D sozusagen, womit das Vortäuschen räumlich verlaufender Aktionen leichter fällt, obwohl sie im Grunde gar nicht existieren.

Damit wäre umrissen, was das Spiel als Aufhänger für einen soliden Platformer, aber zu selten für echte Rätsel nutzt. Meist geht es darum, der jeweils anderen Figur in Wechselwirkung den Weg zu ebnen. Ihr müsst Kisten schieben, um deren Schatten entsprechend der Lichtverhältnisse zu verrücken. Schalter drücken, um auszufahren oder herunterzulassen, was euch aus anderen Spielen gerade als Erstes in den Sinn kommt. Wippen beschweren, um Kollege Schatten den Aufstieg zu ermöglichen.

Momente angedeuteter Pfiffigkeit - wenn sich der Junge auf einen Schornstein stellt, um den Rauch verstummen zu lassen - verpuffen entweder im Ansatz oder vergehen sich in endlosen Wiederholungen. Keine Ahnung, wie oft ich den Jungen auf ein Schild bugsieren und ihn tragen musste - und umgekehrt.

Mit der Schere kann der Schatten Seile durchschneiden, mit der Bombe Hindernisse sprengen. Den Faden benutzt der Junge, um Ösen zu verbinden und so für seinen Begleiter einen Weg zu bauen. Auch hier: nett, aber keineswegs so clever, wie es sich vielleicht anhört.

Nichts davon zeigt die Cleverness eines Braid, Limbo oder PB Winterbottom, bei denen man teils minutenlang in nachdenklicher Starre hockte und sich dachte: "Das kann nicht klappen, nicht so, nicht mit diesen Mitteln". Shadow Puppeteer gefällt sich mehr als vorsichtig mit Rätselansätzen hantierender Platfomer, als die Formel auf den Kopf zu stellen. Wer ein, zwei der bis hierher genannten Puzzler in den letzten Jahren erlebt hat, hüpft in drei, vier Stunden in die Credits und fragt sich, was von dem Nachmittag hängen bleiben soll.

Der Stil ist immer noch reizend und Sympathie heischend, weshalb ich keine Minute zurückhaben möchte und mich gestern solide unterhalten fühlte, aber große Klasse sieht anders aus. Besonders wenn ihr Shadow Puppeteer allein spielt. Das Steuern beider Figuren mithilfe der Analogsticks erinnert im ersten Moment an Brothers: A Tale of Two Sons, ist aber noch nerviger, insbesondere mit der Erkenntnis, dass in die Tiefe gehende Plattformen in einem 2D-gerichteten Spiel nicht die beste Idee sind.

Man verhüpft sich einfach zu oft, gerade im Abschnitt mit den Minenaufzügen, obwohl es nicht Kern der Herausforderung ist. Spielt zusammen mit wem auch immer und wenigstens die Krampffinger bleiben euch erspart. Hinzu kommen kleinere Ruckler, die sich in nahezu jedem Abschnitt bemerkbar machen. In einem weniger die Reflexe ansprechenden Spiel wie diesem mögen sie ein Kratzer sein, doch er stört nun mal.

Ab und zu könnt ihr mit dem Jungen in die Tiefe laufen, etwa in der Höhle, um Sammelorbs zu finden, aber das Spiel ist von links nach rechts gerichtet.

Das Geschehen kommt ohne Worte aus, nutzt kleine körperliche Gesten - der Junge winkt seinem Schatten zu - in den wenigen Zwischensequenzen aber leider zu selten, um einen wirklichen Verlust oder eine Beziehung aufzuzeigen. Den muss man sich dazudichten.

Mit diesen Vorzeichen versehen bleibt Shadow Puppeteer ein überaus süßes Spiel, dem man gern mehr abnehmen möchte, als es zu tragen in der Lage ist. Für einen Platformer ist es weit von der handwerklichen Perfektion eines Mario oder Rayman entfernt, für einen Puzzler zu schüchtern, überschaubar und routiniert. Übrig bleiben drei bis vier Stunden in einer stilistisch ansprechenden Welt, der man trotz aller Verfehlungen nicht so recht böse sein, aber auch nie mit Liebe begegnen kann. Entscheidet ihr, ob der Aufenthalt darin allein 15 Euro wert ist.

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Sebastian Thor Avatar
Sebastian Thor: Steht auf Bier und Bloodsport. Mag weiche Sofas und verliert sich gern in Gedanken an dies und das. Seit 2014 bei Eurogamer dabei, aktuell als freier Redakteur.

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