Shadowgrounds Survivor
Ein Schritt vor, zwei zurück
Wir schreiben das Jahr 1991. Ein ekeliges Alien hat sich im Kino eingenistet und überrollt mit dem dritten Teil der Serie samt Regisseur David Fincher (Se7en) den Massenmarkt. Mit dem Erfolg schwappt die Welle auch auf die Heimcomputer über und versorgt die Spielergemeinde mit mehr oder minder gelungenen Filmumsetzungen.
Ein Titel sticht aus der Menge heraus und bringt das Kinofeeling nahezu perfekt auf den kleinen Bildschirm. Sein Name ist Alien Breed und er besitzt noch nicht einmal eine offizielle Filmlizenz. Produziert von der Amiga-Software-Schmiede Team 17 liefert das Spiel einen nahezu perfekten Topdown-Shooter, der mit seiner kraftvollen Grafik und den ebenfalls kraftvollen Waffen die Spieler im Sturm erobert.
16 Jahre später gibt es von den Aliens nur noch einen müden Abklatsch im Kino, der durch mittelmäßige Regisseure und unterirdische Geschichten das Andenken der Serie beschmutzt. Topdown-Shooter sind seit Doom & CO. nahezu vollkommen aus den Regalen verschwunden und Fantasy-Games regieren die Welt. Da sorgt ein kleines finnisches Studio, Frozen Byte, mit einer modernen Adaption des alten Themas für Furore. Shadowgrounds lieferte 2005 ein zeitgemäßes Update, das gerade durch seine Simplizität viele alte Shooter-Hasen begeistern konnte.
Die ungewöhnliche Perspektive konnte die Faszination der heißen Feuergefechte mit den aggressiven Monstern kaum schmälern. Aufgeputscht durch Adrenalin kämpfte man sich mit der Maus durch ganze Horden Außerirdischer. Shockeffekte, Endgegnerkämpfe und brutale Stand-Offs beförderten Shadowgrounds spielspaßtechnisch auf Augenhöhe mit Klassikern wie Doom.
Ständige Munitionsknappheit, ein knackiger Schwierigkeitsgrad und Dutzende Waffenupgrades erhöhten drastisch den Wiederspielwert. In Kombination mit moderner Grafik, einem umfangreichen Waffenarsenal und sanften Rollenspiel-Elementen wurde Shadowgrounds dadurch zu einem absoluten Überraschungshit.
Gerade mal zwei Jahr später liefert Frozen Byte nun eine Fortsetzung ab, die man inhaltlich eher als ein Addon bezeichnen müsste. Shadowgrounds Survivor setzt auf den gleichen Event - nur aus einer anderen Pespektive -, die gleiche Engine, benutzt das gleiche Upgrade-System, verwendet die gleichen Gegner und die gleichen Waffen.
Neu sind lediglich die verstärkten Rollenspielelemente, die diesmal auf drei Charaktere verteilt werden. Jeder dieser Figuren kann drei unterschiedliche Waffen tragen und besitzt zusätzlich noch Spezialtalente. Auch die Zusatzfunktionen der Gewehre, Flammenwerfer und Railguns müssen mit der Zeit freigeschaltet werden. Neben den Erfahrungspunkten, die Ihr durch das Töten von Gegnern sammeln könnt, gibt es Upgrade-Plaketten, die in die Waffen investiert werden. So bekommt das Sturmgewehr einen Granatwerfer, die Railgun eine Shockwelle und der Raketenwerfer eine Nuklear-Attacke.
Die Verteilung der Waffen auf drei Charaktere hat aber auch einen Nachteil. Musstet Ihr beim ersten Teil ganz genau überlegen, in welche der 12 Waffen Ihr Eure Upgrades investiert, fällt die Entscheidung durch die Dreiteilung deutlich einfacher. Vor allem da alle Charaktere noch eine Pistole im Repertoire haben, lauft Ihr am Ende mit nahezu allen Erweiterungen durch die Gegner. Dadurch geht nicht nur jede Menge Taktik verloren, sondern auch eine ganze Ecke des knackigen Schwierigkeitsgrades.
Gab es im ersten Teil für alle Waffen recht wenig Munition - Ihr musstet die Waffen deshalb ständig wechseln -, herrscht in der Fortsetzung der Überfluss. Nur mit der Sniper-Lady gab es in den fünf Stunden Spielzeit überhaupt einen kurzen Engpass. Ob mit Flammen-Spezialisten Napalm oder dem Marine, über weite Strecken könnt Ihr Dauerfeuer geben und im Notfall auf die Zweitwaffe zurückgreifen.