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Shadows of the Damned

Resident Evil 4 – Grindhouse-Edition

Stattdessen schreitet ihr in angemessener Geschwindigkeit in jede erdenkliche Richtung, ohne euer Ziel aus den Augen zu verlieren. Was daran so gefällt, ist, dass die Standard-Gegner sich fast ausschließlich auf Nahkampfattacken verlassen. Sie nähern sich in wechselnder Geschwindigkeit und wann immer ihr auf sie anlegen wollt, opfert ihr notgedrungen ein paar Meter der so wertvollen Distanz zwischen euch und ihnen. Auf diese Weise wird euer Puls effektiv in die Höhe getrieben, ohne dass euch Grasshopper allzu künstlich in euren Fähigkeiten einschränken würde.

Euer Skill-Set erschöpft sich beinahe vollständig in den Talenten eures *hust* Johnson *hust*, der sich in drei verschiedene Waffen mit unterschiedlichen Ausbaustufen verwandelt. Per Steuerkreuz wechselt ihr zwischen der präzisen Boner-Pistole, der Zähne-abfeuernden MP Teether und einer Shotgun-Variante hin und her, um für jede Situation gerüstet zu sein. Seid ihr dagegen umstellt, ladet ihr per Nahkampf-Taste einen Rundumschlag auf. Jede eurer Waffen verschießt außerdem wahlweise einen Light Shot, der von Dunkelheit umhüllte Feinde erst verwundbar macht und sie sogar kurz lähmt. Auch könnt ihr die meisten der Gegner durch das Abschießen ihrer Beine so stark verlangsamen, dass ihr die unmittelbare Gefahr für euch in zu bewältigende Häppchen unterteilt – buchstäblich.

Dies sind die Mittel, die euch Shadows zur höchst blutigen "Crowd-Control" in die Hand legt. Aus diesen entspinnt sich auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ein geradliniger, aber stets interessanter Shooter mit trashigen Splatter-Einlagen. Ein Element, das den Titel von der Konkurrenz in Form des Capcom-Schockers oder EAs Dead Space abhebt, ist die Dunkelheit, die ja eben in der Beschreibung des Light Shot schon Erwähnung fand. Stellenweise taucht das Spiel nämlich komplette Bereiche in eine blaue Suppe, in der sich Garcia nur wenige Sekunden aufhalten kann, bevor sein Lebensbalken – oh Gott, nach diesem Spiel klingt aber auch alles nach einem Peniswitz – dahinschmilzt wie eine Eistüte in der Hölle.

Um diese Dunkelheit zu bannen, muss er strategisch an Wänden platzierte Ziegenköpfe mit seinem Lichtschuss erhellen, denn "Ziegen sind eine natürliche Lichtquelle, das weiß doch jeder". O-Ton Johnson. Andernorts drängt ein gezündetes Feuerwerk den schwarzen Tod vorübergehend zurück. Ein Ende hat die Dunkelheit aber meist erst, wenn ihr den entsprechenden Generator lokalisiert und lahmgelegt habt. Dabei bleibt ein Auge freilich immer auf eurer Lebensanzeige, während ihr versucht, der Situation Herr zu werden. Wenn dann um euch herum die in der blauen Wolke unverwundbaren Teufel mit gierig leuchtenden Augen ihren Beutetanz aufführen, nimmt die Action schon mal arg kribbelige Dimensionen an. Toll, wie das Spiel hier den Stesslevel hoch hält.

Das gelingt dem Titel vor allem auch in den Sequenzen, in denen er euch von einem One-Hit-killenden Monster (mehr mag ich nicht verraten) durch ein Labyrinth scheuchen lässt. Das ist super gelöst und wider Erwarten auch gar nicht frustrierend. Wirft man dann die letzte, rettende Tür hinter sich zu, möchte man erleichtert aufatmen – nur um sich dann direkt zu verfluchen: Bestimmt hat man im letzten Korridor das eine oder andere Extra liegen gelassen, das man noch hätte aufklauben können, hätte man nur die Nerven behalten.

Davon ab bietet der Titel recht gewöhnlichen, aber doch sehr soliden Ablauf, der lediglich zu zwei oder drei Gelegenheiten mit ungünstig (weil vor nicht wegdrückbaren Zwischensequenzen) platzierten Checkpunkten etwas nervt. Schwamm drüber. Die kompletten zehn Stunden, die das Spiel dauert, unterhält es wirklich gut: Durch eine recht lineare Welt mit nur wenigen Abzweigungen und optionalen Räumen gelangt man mit unterschiedlich gearteten Schlüsseln, die man an Türwächter-Dämonen verfüttert. Kleinere Rätsel erschöpfen sich zumeist darin, die rechte Fähigkeit am passenden Ort einzusetzen. Oder aber man deaktiviert einen Schließmechanismus, indem man sich in eine Dunkelzone wagt, um die dort versteckte Energieversorgung mit einem gezielten Schuss lahmzulegen.

Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Shadows of the Damned

PS3, Xbox 360

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