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Shape of the World - Test

Wenn im Wald ein Baum umfällt und nur einer hört es.

Entspannendes exploratives Erlebnis in stark reduziert dargestellten Wäldern, Höhlen und unter Wasser. Toller Soundtrack, aber etwas kurz.

Mit Ausnahme von Handheld-Titeln gibt es nur wenige Spiele, bei denen ich mich zum Spielen aufs Sofa legen kann. Einfach, weil der Fernseher dann im Kontext meines Blickfelds um 90 Grad verdreht wirkt. Bei Shape of the World war Hinlegen aber kein Problem, denn dieses Spiel ist pure Entspannung. Und ob da irgendwas verdreht ist, ist bei einer so reduzierten Grafik ganz und gar egal.

Wen ihr in Shape of the World spielt und was ihr eigentlich erreichen wollt - das wisst ihr schlicht und ergreifend nicht. Aber die Spielwelt als solche entbehrt nicht einer gewissen Faszination.

Hier bestimmen noch Pastellfarben das Spielgeschehen. (Shape of the World - Test)

Shape of the World wird aus der Egoperspektive gespielt. Ihr steuert ein namenloses Irgendwas durch eine fantasievolle Welt, die hauptsächlich aus flächigen Farben besteht und die erkennbar nicht unsere Erde, wohl aber an sie angelehnt ist. Ein wirkliches Ziel gibt euch das Spiel nicht vor, nur manchmal seht ihr im Hintergrund ein Lambda leuchten, das euch als Wegweiser dient. Dort könnt ihr oft aber auf dem direkten Weg nicht hinkommen, manchmal müsst ihr auch eine Reihe von Monolithen aktivieren um dann den Aufbau einer Treppe auszulösen, die in der Luft schwebt. Die besteigt ihr dann und findet euch häufig vor einem größeren, zuvor unerreichbaren Lambda wieder, das euch in einen anderen Abschnitt der Spielwelt wirft.

Die Welt ist übrigens nicht leer, sie ist durchaus bevölkert - von seltsamen Kreaturen teilweise, die mich noch am ehesten an Pokémon erinnert haben, auf der anderen Seite aber auch von majestätischen Walen, die durch die Luft schweben als wäre die Luft eigentlich Wasser. Und ebenda fingen meine Zweifel an der Spielwelt an. Denn was ihr seht, ist tatsächlich nur eine Kombination aus verschiedenen Farbflächen. Was genau lässt mich also glauben, dass ich mich hier an der frischen Luft befinde und nicht selbst unter Wasser? Die Physik ist es nicht unbedingt, denn immer wieder beginnt ihr auch zu schweben oder legt endlos lange Sprünge hin, die in der Realität niemals durchführbar wären. Diese verminderte Schwerkraft könnte durchaus für ein Unterwasserszenario sprechen, andererseits findet ihr später tatsächlich Wasser, das sich auch wie Wasser verhält.

Recht schnell drückt sich das Spiel aber auch in kräftigeren Tönen aus. (Shape of the World - Test)

Deutungsversuche für ein Szenario wie dieses können recht vielfältig ausfallen. Ziemlich am Anfang seht ihr in der Spielwelt sehr viele abgestorbene Bäume und fast hätte ich vermutet, es ginge um irgendeine Umweltschutzbotschaft. Andererseits könnt ihr Bäume per Knopfdruck abreißen und Samen durch die Gegend werfen um in Windeseile neue zu pflanzen. Das kann euch übrigens auch beim Vorankommen helfen, denn immer wenn ihr einen Baum entfernt, bekommt ihr einen kleinen Boost nach vorn. Ich weiß allerdings nicht, warum man den Wunsch haben sollte, eine Welt wie diese möglichst zu durchqueren.

Beeindruckend ist der Soundtrack, der sich scheinbar dynamisch an alles anpasst, was ihr in der Spielwelt macht. Lauft ihr eine Treppe empor, wirkt er motivierend, lauft ihr nur durch den Wald, bleiben die sphärischen Klänge ziemlich entspannt. Nach dem Erreichen eines neuen Lambda wird dem Soundtrack stets eine neue Tonspur hinzugefügt, gefühlt gewinnt die ganze Welt so an Komplexität. Bei all meinen Interpretationsversuchen hat mich der Aufbau der Bäume und der anderen Pflanzen aber am meisten zum Nachdenken gebracht. Der funktioniert nämlich prozedural - aber nicht, indem die Spielwelt bei jedem Neustart neu erschaffen wird. Zumindest die Flora wird immer dann neu generiert, wenn ihr euch nähert. Das Spiel selbst stellt lediglich einen gewissen Umkreis um euch herum dar und baut alles andere neu, wenn ihr euch bewegt.

Hurra, mein erster Flugwal. (Shape of the World - Test)

Das ist faszinierend einerseits, verwirrend andererseits, einfach weil ihr manchmal bereits besuchte Gebiete nicht wiedererkennt. Trotzdem schafft es das Spiel aber meistens, euch irgendwie auf den richtigen Weg zu bringen. Verloren war ich kurzfristig nur an einer Stelle, an der ihr euch mit der Hilfe seltsamer Steinmonumente durch die Luft katapultieren müsst, um höhere Stellen zu erreichen - eine befremdliche Platformer-Einlage, in einem Spiel, das mit diesem Genre sonst so gar nichts zu tun hat.

Überhaupt gibt es in Sachen Gameplay außerordentlich wenig zu tun - ihr könnt Samen finden und sie sammeln und indem ihr sie werft, neue Pflanzen in der Spielwelt ansiedeln. Das ist allerdings nur bedingt reizvoll und letzten Endes lebt Shape of the World davon auch nicht. Mit seiner reduzierten Grafik erinnert Shape of the World schon eher an Spiele wie Proteus. Es geht eben gerade nicht darum, irgendwas zu sammeln oder zu erreichen, es geht um die Spielwelt an sich.

Aber: das Spiel hat trotzdem ein Ende und das ist nach etwa 90 Minuten schon erreicht. Es ist ein kurzes Erlebnis, aber es ist eben auch ein sehr reduziertes, das ein längeres Spiel nicht rechtfertigen würde. Ich weiß nicht, ob ich noch zwei weitere Stunden daran interessiert gewesen wäre, Steinportale zu aktivieren, um Treppen in den Himmel entstehen zu lassen, die mich dann zum nächsten Lambda führen und damit über Umwege wieder zum nächsten Steinportal. Dass es so früh zu Ende war, war gut. Da sich ein zweiter Durchgang trotz prozedural generierter Bäume allerdings nur bedingt lohnt, muss jeder für sich selbst entscheiden, ob das die zehn bis 15 Euro wert ist, die auf den verschiedenen Plattformen aktuell dafür verlangt werden.

Licht am Ende des Tunnels. (Shape of the World - Test)

Hat mir Shape of the World also Spaß gemacht? Ja, auf eine komische Art allerdings. Es ist wirklich ein Spiel, das zur Entspannung da ist. Wenn ihr nach einem wirklich harten Tag nach Hause kommt oder wenn ihr einen ruhigen Sonntagvormittag verbringen wollt, dann ist Shape of the World genau das richtige. Ihr erkundet eben wirklich nur, das Spiel erzählt wenn überhaupt nur sehr rudimentär eine Geschichte. Aber es sieht hübsch aus, es lässt in eurem Kopf Raum für Interpretationen und es hat einen tollen Soundtrack. Ihr könnt euch eine eigene Geschichte zusammenspinnen und Fantasien entwickeln, was diese Welt eigentlich ist und wohin sie sich entwickelt. Und was vielleicht vorher war. Das macht Shape of the World am Ende zu einem kurzen, aber eindrucksvollen Erlebnis. Wer lieber eine Shotgun hätte: Naja, die gibt's hier nicht.


Entwickler/Publisher: Hollow Tree Games/Plug In Digital - Erscheint für: PC, PS4, Xbox One, Switch - Preis: 10 bis 15 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: Xbox One - Sprache: deutsch - Mikrotransaktionen: Nein


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