Shaun White Snowboarding
Alt gegen neu
Auf Xbox 360 und PlayStation 3 soll Shaun White Snowboarding ein bisschen wie skate sein, habe ich gehört. Ein wenig wie Amped und wie Burnout Paradise übrigens auch. Es soll voll und ganz auf Realismus setzen, Euch allein entscheiden lassen, was Ihr wann machen wollt. Und es soll Freiheit bieten. Viel Freiheit. Außerdem verwendet es das Beste von Assassin's Creed: Die Engine.
Tatsächlich ist der erste Eindruck überwältigend. Vor Euch, neben Euch, hinter Euch hunderte Meter Schnee. Schnee, der nur darauf wartet, von Euch erkundet, von Euch befahren zu werden. Mein selbst erstellter Charakter steht nahe eines Gipfels und ich kann den Schnee förmlichen riechen. Ich habe den Eindruck, die kalte Luft des Berges zu spüren, sie ein- und auszuatmen. Die Freiheit - sie gehört mir.
Nachdem ich dieses Gefühl auf mich habe wirken lassen, steige ich auf's Board, schnalle meine Stiefel fest und fahre los. Langsam, man will sich ja nicht gleich blamieren, dann schneller, immer schneller. Ein erster Sprung, gleich mal gemault, egal, aufstehen, weiter. Es sieht so gut aus, es klingt so gut, es fühlt sich so gut an.
Der nächste Sprung gelingt, ich wage mich an einen Trick, auch der glückt. In der Ferne erkenne ich einen Baumstamm, ich steuere gefühlvoll auf ihn zu, setze zum Sprung an, will über ihn grinden. Ich springe, hebe ab und... nein, wirklich, ich hebe ab. Nicht einen halben Meter, nicht einen ganzen, sondern sicher fünf, sechs, acht. Senkrecht in die Luft.
Zu diesem Zeitpunkt wird mir klar: Irgendetwas stimmt hier nicht. Hinter der tollen Fassade verbirgt sich ein weitaus weniger tolles Spiel und das ist keine Enttäuschung, sondern eine Katastrophe. Denn Shaun White Snowboarding hätte DER Snowboard-Titel schlechthin werden können. Allein, er ist es nicht.
Das liegt an einer Vielzahl von Gründen und einer dieser Gründe ist die Steuerung, die eigentlich so simpel klingt und schnell erlernt ist. Der linke Analogstick zum Lenken, der rechte für Grabs, der rechte Trigger zum Springen - das war's schon fast. Für ein Spiel, das sich so betont dem Realismus verschrieben hat, ist die Steuerung beinahe zu simpel, resultieren die einzigen Tücken und Stolpersteine doch anscheinend aus Programmfehlern oder seltsamen Reaktionen, die Ihr nicht vorausahnen könnt. Das Geschwindigkeitsgefühl lässt ebenfalls zu Wünschen übrig.
Auch die vier wahrlich riesigen Berge des Spiels, die Ihr komplett frei erkunden könnt, halten nicht vollkommen das, was sie versprechen. Ja, die Freiheit ist beeindruckend. Ja, die Integration von Multiplayer-Herausforderungen in das Singleplayerspiel ist im Prinzip gelungen.
Aber auf der anderen Seite verbringt Ihr mehr Zeit damit, Euch den Weg zur nächsten Challenge zu bahnen, als wirklich Eure Snowboard-Künste unter Beweis zu stellen. Das Erkunden wirkt forciert, der Schwierigkeitsgrad künstlich in die Höhe getrieben und die Bewertung Eurer Leistung ist nicht immer verständlich.
Ich könnte noch lange so weitermachen, ich könnte ebensogut die vermeintlichen Stärken preisen, aber letztendlich ist es das einfach nicht wert. Denn wo ich darüber nachdenke, hat Shaun White Snowboarding vielleicht mehr mit Assassin's Creed gemein als nur die Engine. Es baut auf eine spannende Idee, ein faszinierendes Gesamtkonzept, stolpert dabei jedoch über seine eigenen Ambitionen. Möglicherweise hätte ein halbes Jahr mehr Entwicklungszeit dem Titel gut getan, aber das werden wir wohl frühstens beim Nachfolger erfahren. In dieser Form jedenfalls sind es vor allem Steuerung, Fahrgefühl, Leerlauf und kleine Bugs, die das großartige Potential im Schnee versinken lassen.
Xbox 360/PlayStation 3:
Shaun White Snowboarding ist im Handel für Wii, PS3, Xbox 360, PSP, DS und PC erhältlich.