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Shift Happens (Switch) - Test: Geteilte Körper

Wär' ich nicht klein, wärst du nicht groß ...

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Liebenswerter Puzzle-Platformer, der vor allem im Couch-Koop Spaß macht. Immer wieder frische Ideen im Leveldesign. Technisch etwas schwach.

Ich sage das nicht ohne eine gewisse Ehrfurcht vor dieser Erkenntnis, aber, liebe Kinder, es ist im Leben sehr wichtig, dass man sich verträgt. Im beruflichen Leben wie im privaten, in guten wie in schlechten Zeiten. Und erst recht, wenn man körperlich untrennbar miteinander verbunden ist. Das ist bei Plom und Bismo der Fall, zwei gallertartige Blobs in rot und blau, die insofern aneinander gebunden sind, als dass sie eine gemeinsame Körpermasse teilen.

Beide haben die Fähigkeit, ihre Größe zu verändern, beeinflussen damit aber auch jeweils den anderen. Wird Plom groß, wird Bismo klein und umgekehrt. Ebendieses Grundprinzip war schon vor zwei Jahren das Erfolgsrezept für einen feinen, kleinen Puzzle-Platformer des Münchner Entwicklerstudios Klonk Games. Jetzt ist Shift Happens auch für die Switch erschienen und passt auf Nintendos Hybrid-Gerät wohl besser als auf jedes andere.

So schnell kanns gehen: Kaum stellt man sich unter zwei Haartrockner, ist man plötzlich körperlich miteinander verbunden. (Shift Happens - Test)

Im Zentrum des Platformers steht klar der Koop-Modus. Hier übernimmt ein Spieler Bismo, der andere Plom. Beide können springen, Dinge greifen und sie werfen aber nur einer ist jeweils der große, der andere zwangsläufig der kleine Bruder. Beide Spieler können aber die Körpergröße ändern, was allerdings für den jeweils anderen unschöne Konsequenzen haben kann. Steht beispielsweise der Kleine gerade an einer engen Stelle und wird dann vergrößert, wird er von seinem eigenen Körper zerquetscht. Steht dagegen der Große im Wasser und wird geschrumpft, kann es passieren, dass er ertrinkt. Es ist deshalb zwangsläufig notwendig, dass ihr euch vor dem Bildschirm absprecht.

Das eigentliche Gameplay besteht aus einer Mischung aus Puzzles und Geschicklichkeitseinlagen. Mal gilt es, herauszufinden, wie ein Aufzug bewegt, eine Brücke gesenkt oder eine Elektro-Barriere deaktiviert werden kann. Dann wieder müsst ihr schlicht im richtigen Moment springen oder Gegenstände im richtigen Winkel werfen. Gegenstände - oder den anderen Spieler. Denn der große Blob ist immer in der Lage, seinen kleinen Kollegen aufzuheben und zu werfen. Das kann zu unfreiwillig komischen Szenen führen, etwa, wenn der große, seinen Animationen nach auch leicht tollpatschig wirkende Blob, seinen kleinen Kollegen unfreiwillig ertränkt oder gegen eine Wand aus Stacheln wirft. Glücklicherweise ist das spielerisch nur selten ein Problem, den auf Knopfdruck könnt ihr einen toten Freund jederzeit wiederbeleben. Ein Leben verliert ihr wirklich nur dann, wenn ihr beide sterbt, was für gewöhnlich aber nicht passiert, wenn ihr nicht blindlings durch den Level rennt.

Unterschiedliche Körpergröße, unterschiedliche Fähigkeiten. Der Kleine springt drüber, der Große geht lieber untenrum. (Shift Happens - Test)

Das primäre Ziel ist es in jedem der über 40 Level schlichtweg, den Ausgang zu erreichen. Wer mag, kann sich aber auch Mühe geben, jeweils 75 goldene Kugeln pro Level zu sammeln. Muss man nicht machen, aber immerhin lassen sich so Bonuslevel freischalten. Zusätzlich gibt es in jedem Level noch einen Spezialwürfel. Sorry, ich weiß wirklich nicht, wie ich ihn anders beschreiben soll - es ist ein goldener, schwebender Würfel und er ist meist so platziert, dass es besonders herausfordernd ist, ihn zu erreichen. Dass ihr diese Aufgaben in jedem Level erneut habt, mag sich zunächst langweilig lesen, in der Tat warten aber immer wieder neue Herausforderungen auf euch und die Entwickler variieren ihre Rätsel ziemlich gut. Klar habt ihr irgendwann das ein oder andere Rätsel schon mal gesehen, insgesamt war der Variantenreichtum in meinen Augen aber zufriedenstellend, zumal ich es hin und wieder auch als befriedigend empfunden habe, gleich zu wissen, wie in etwa ein Rätsel zu lösen ist.

Nach jedem Level bekommt ihr eine kleine Zwischenabrechnung und erfahrt, wie viele Bonusgegenstände ihr gesammelt habt. (Shift Happens - Test)

Shift Happens macht aber ohnehin nicht hauptsächlich deswegen so viel Spaß, weil euch seine Rätsel auf einem intellektuellen Level so unfassbar fordern würden. Es ist das Zusammenspiel mit eurem menschlichen Mitspieler vor dem Bildschirm, das gemeinsame Knobeln, das mal geduldigere, mal etwas ruppigere Zurufen von Ratschlägen und Befehlen. Meine Mitspielerin und ich klangen irgendwann beide wie kleine Kinder: "Fang' mich, fang' mich, jetzt fang' mich endlich!" "Nein, das Ding holen wir uns jetzt noch, wir haben doch Zeit! Ich will aber gehen! Jetzt lass mich endlich los!" "Und bring mich nicht wieder um!" Okay, letzteres gehört hoffentlich nicht zu den Dingen, die kleine Kinder häufig sagen, aber ich denke, ihr versteht, was ich meine.

Insgesamt hüpft und rätselt ihr euch in Shift Happens durch vier verschiedene Themenwelten: Labor, Wald, Canyon und Grotte. Diese Szenarien sind okay anzusehen, aber nicht allzu abwechslungsreich und auch die Grafik könnte hier und da ein paar mehr Details haben. Wirklich gestört hat mich das beim Spielen aber nicht, zumal das Spiel selbst bei seinem etwas grobschlächtigen Look, der auf die niedrige Polygonzahl zurückzuführen ist, immer noch mit liebevollen Details glänzen kann. Im Wald reagieren beispielsweise im Hintergrund immer wieder Tiere auf die Aktionen der Blobs. Auch die Hintergrundmelodien sind gelungen, es gibt aber im gesamten Spiel nur eine Handvoll. Da wäre mehr gegangen, aber hey, letztlich haben wir es hier mit einem Indie-Titel zu tun. Was die Entwickler machen wollten, nämlich einen wirklich netten und leicht zugänglichen Koop-Platformer auf die Beine zu stellen, das ist ihnen auch gelungen.

Gelingt es euch nicht auf Anhieb, herauszufinden, wie ein Rätsel zu lösen ist, greifen die Entwickler euch ein bisschen unter die Arme. (Shift Happens - Test)

Shift Happens hat übrigens auch einen Einzelspielermodus. Darin spielt ihr leicht andere Versionen der Level, was daran liegt, dass einige der Rätsel eben wirklich nur im Koop zu erledigen sind. In dieser Variante wechselt ihr manuell zwischen den beiden Figuren, was dem Spiel einiges an Dynamik nimmt, es aber keinesfalls unspielbar macht. Allein dafür solltet ihr euch Shift Happens aber trotzdem nicht unbedingt kaufen. Der Schwerpunkt liegt eben doch auf diesen zwei Figuren, von denen bitte jede ihren eigenen Willen haben sollte, die aber dennoch genötigt sind, zusammenzuarbeiten. Und natürlich profitiert die Switch-Umsetzung genau von diesem Spielprinzip: Es ist kein Problem, auch mal im Zug schnell die Switch auszupacken und mit den Joy-Cons ein paar Level zu spielen. Die simple Grafik leidet ebenso nicht unter der Darstellung auf dem kleinen Bildschirm. Im Gegenteil.

Auch kleinere Geschicklichkeitspassagen gehören zu Shift Happens. (Shift Happens - Test)

Shift Happens ist es definitiv immer noch wert, gespielt zu werden - gerade auf der Switch. Die kleinen Puzzles machen gerade im Zusammenspiel mit einem menschlichen Mitspieler Spaß und die Ergebnisse vieler Lösungsversuche sind häufig Slapstick-artig lustig. Die Entwickler wollen, dass ihr euch vor dem Bildschirm beratet und gerade darin liegt der Reiz des Spiels. Es mag nicht aussehen wie ein High-End-Titel, aber das stört nicht weiter. Der Einzelspielermodus ist eher eine nette Dreingabe, als ein echter Kaufgrund, aber als Koop-Platformer überzeugt Shift Happens. Spätestens wenn ihr vor dem Bildschirm abwechselnd lacht und euch anschreit.


Entwickler/Publisher: Klonk Games/Daedalic - Erscheint für: PC, PS4, Xbox One, Switch - Preis: 14,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: Switch - Sprache: deutsch - Mikrotransaktionen: nein


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