Shin Megami Tensei: Persona 4
Hit-RPG ohne HD!
Und die sind der Schlüssel zum Sieg. Trefft Ihr in den rundenbasierten Kämpfen einen Feind mit dem Element, gegen das er anfällig ist, bekommt Ihr einen weiteren Angriff. Das sogenannte „Press Turn“-System sorgt so für das richtige Maß an taktischem Vorgehen, Frust wird dagegen tunlichst vermieden. Entwickler Atlus hat erkannt, dass 2009 Zufallskämpfe nicht mehr gefragt sind und lässt die Monster weithin sichtbar durch die Dungeon-Gänge krauchen.
Genauso überlegt will Euer Alltag gestaltet sein. Auch dort bieten sich viele, viele Möglichkeiten. Ihr könnt an der Schule verschiedenen AGs beitreten, einen Nebenjob annehmen und sogar versuchen, bei einem der hübschen Mädels von Inaba zu landen. Und diese sozialen Aspekte sind kein reiner Selbstzweck. Je mehr und je tiefere Bande Ihr zu Euren Mitmenschen knüpft, desto stärkere Personas könnt Ihr schließlich fusionieren.
Das liest sich jetzt zunächst vielleicht etwas arg kompliziert, im Spiel selbst werdet Ihr an all diese Feinheiten aber behutsam herangeführt und nach einigen Stunden Spielzeit dämmert dann die Erkenntnis, wie perfekt all die einzelnen Elemente ineinander verzahnt wurden.
Aber trotz aller spielerischer Cleverness sind es die Figuren und ihre Schicksale selbst, die Euch stundenlang vor die Konsole fesseln. Eure Mitstreiter sind keine generischen Pappkameraden, sie sind echte Teenager mit all ihren Eigenheiten und Fehlern, die sie im Laufe der Geschichte zu akzeptieren und auch zu überwinden lernen. Und ehe Ihr Euch verseht, freut Ihr Euch über die virtuelle Freundschaft zu einem Klassenkameraden plötzlich mehr, als über den nächsten Level-Up! Solch sorgfältige Charakterisierung ist im Spielesektor selbst heute noch die Ausnahme, Plot und Protagonisten von Persona 4 würden auch einer anspruchsvollen TV-Produktion gut zu Gesicht stehen.
Natürlich ist es für Persona 4 gar nicht möglich, grafisch mit den Rollenspielen auf den aktuellen Konsolen zu konkurrieren. Deswegen setzt Persona 4 nicht auf aufwendige Technik, sondern auf stilvolle Präsentation. Das beginnt bei den faszinierenden Designs der Personas an sich und endet schließlich bei einfachen Dingen, wie Menüs und Textkästen. Selten war ein Rollenspiel so stilsicher und geschmackvoll präsentiert wie Persona 4, der poppige, aber niemals zu grelle Look ist aktuellen HD-Produktionen in Sachen Design meilenweit voraus. Ähnliches gilt für die Musik. Anstelle des üblichen Fantasy-Geschraddels unterstreicht stilsicher eingesetzter Pop die jugendliche Atmosphäre.
Für die PAL-Version von Persona 4 hat sich Square Enix durchaus Mühe gegeben, auf den entscheidenden Schritt – komplett deutsche Texte – wurde aber leider trotzdem verzichtet. So sind gute Englischkenntnisse für das dialoglastige Abenteuer unabdingbar. Dafür wurde das Spiel an die PAL-Norm angepasst, anstelle der üblichen Pal-Balken bleibt lediglich ein schmaler Balken am unteren Bildschirmrand, die Videos sind flüssig und das Spiel selbst läuft in Originalgeschwindigkeit.
Persona 4 ist letzten Endes ein weiterer Beweis, dass Spielspaß niemals Technik-abhängig ist. Das enorm umfangreiche Mystery-Abenteuer deklassiert spielerisch, inhaltlich und stilistisch den größten Teil der bislang erschienenen HD-Rollenspiele aus Japan und sollte daher ganz oben auf der Einkaufsliste eines jeden Rollenspielers stehen. Selten war ein RPG so stimmig präsentiert, so sympathisch und so durchdacht wie Persona 4.
Persona 4 ist ab sofort für die PlayStation 2 im Handel erhältlich. Nette Überraschung: Die Soundtrack-CD, die der US-Version beilag, ist auch in der PAL-Fassung behalten!