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Shin Megami Tensei V: Vengeance im Test: Ich bestimmte das Schicksal der Welt gerne ein weiteres Mal

Die perfekte Erweiterung.

Shin Megami Tensei V: Vengeance bleibt auch drei Jahre später das perfekte JRPG, das in der Neuauflage mit sinnvollen Ergänzungen und besserer Performance glänzt.

Mit Vengeance kehrte kürzlich Shin Megami Tensei V ein weiteres Mal zurück, dieses Mal auf allen großen Plattformen, nachdem es 2021 exklusiv für die Nintendo Switch erschienen war. Dass Entwickler Atlus einige Jahre nach dem Release eine überarbeitete, vollständige Version ihrer Hauptreihen neuveröffentlicht, ist nichts Neues (siehe Persona 3 FES/Portable, Persona 4 Golden oder Persona 5 Royal), dass es sich dabei meist um sinnvolle Ergänzungen von Geschichts- und Spiel-Elementen handelt, ebenfalls nicht.

Shin Megami Tensei V: Vengeance reiht sich da sehr gut ein. Ein weiteres Mal begibt sich der Nahobino auf die düstere Reise durch ein apokalyptisches Tokyo voller Dämonen, Monster und anderer Wesen, die alle möglichen weltlichen Glaubensrichtungen repräsentieren. In Vengeance kommt ein neuer Handlungsstrang in Form der Schülerin Yoko Hiromine hinzu. Rund 40 neue Dämonen, ein neues Gebiet und sogar ein neuer Dungeon sind ebenfalls große Ergänzungen. Aber das war noch lange nicht alles, denn diese Erweiterung bietet durch weitere Elemente beinahe ein neues Spielerlebnis, wenn man es möchte.

Vengeance befreit SMT von mehr als nur den Limitierungen der Konsole

Wer sich nun fragt, wie SMTV eigentlich vorher war, bekommt alle wichtigen Einblicke in unserem Test zum Original, das obige Video und dieser Beitrag möchte sich auf die Inhalte im neuen Vengeance konzentrieren.

Shin Megami Tensei V: Vengeance (Test)

Neben den lange fälligen höheren Auflösung oder stabilen FPS, die auf dem PC sogar ins Unbegrenzte reichen, haben sich auch einige bequeme Optionen ins Spiel geschlichen, die das fünfte Spiel der Shin Megami Tensei auch für Neulinge viel zugänglicher machen. Beispielsweise kann man nun über die Benutzeroberfläche jederzeit speichern, was lange Wege zu Bossen oder nervige Fallpassagen in schweren Dungeons geschmeidiger gestaltet. Außerdem gibt es nun rote Magatsuhi-Schienen, die gleich in brandneue Gebiete führen: Hier warten neue Inhalte in Form von Missionen oder Monstern auf euch. Manchmal bieten sie zudem Abkürzungen für Passagen, die an schweren Bossen oder verzweigten Labyrinthen vorbeiführen. Praktischerweise können inzwischen auch Gegenstände, die Monster oder Fähigkeiten verstärken, gestapelt werden, was einige Klicks erspart.

Hardcore-Fans, die keine Lust auf diese Menge an Vereinfachungen haben (was ich total verstehen kann, weil ein Gefühl von Mühseligkeit und Anstrengung die Bedrohung einer skrupellosen Welt in den Vordergrund rücken will), müssen diese Funktionen keinesfalls nutzen. Das Spiel signalisiert freie Auswahl, indem beispielsweise alle blauen Quellen weiterhin die Option zum Speichern beibehalten. Dadurch könnt ihr weiterhin klassische Speichern und die Nutzeroberfläche ignorieren. Auch die Gegenstände können weiterhin separat ausgewählt werden und auf "schwer" macht Shin Megami Tensei V: Vengeance weiterhin zu schaffen. Dass man sich als kostenlosen DLC "super leicht" herunterladen kann, um die Geschichte zu erleben, ist eine schöne Option für Barrierefreiheit, jedoch wirken die Kämpfe in Vengeance meiner Meinung nach bereits auf "einfach" ungewohnt leicht, sodass selbst Anfänger auf der ersten Stufe keine Probleme haben sollten.

Eine weitere Neuerung stellt das Estoma-Feld dar, welches starke sowie schwache Gegner fernhält. Sobald ihr es in der Geschichte freischaltet, könnt ihr dieses Feld per Knopfdruck über die Nutzeroberfläche aktivieren. Mondzyklen haben keine Auswirkungen mehr auf die Wirkungsdauer, denn das Feld verbraucht jetzt Magatsuhi statt MP. Hier gilt wieder: Wer diese Bequemlichkeit nicht nutzen will, kann es ignorieren, denn Estoma gibt es weiterhin in der klassischen Variante als Fähigkeit.

Radikale Ansichten, radikale Änderungen

Diese kleinen Dinge würden bereits reichen, um mich mit einer Neuauflage zu überzeugen, aber Vengance bietet noch mehr: Das Dämonennest trägt beispielsweise stark dazu bei, dass sich das Spiel etwas anders anfühlt, als das Original. Es ist eine Spielwiese für euere gefangenen Monster, die über das Kraftliniennetzwerk aufgerufen werden kann. Inaktive Figuren finden hier mehr Raum, um aufzusteigen oder euch kleine Geschenke zu machen. Ähnlich wie bei Pokémon könnt ihr ihnen aber auch Geschenke machen oder einfach mit ihnen reden. Dabei wird der Charakter der Figuren weiter sichtbar und die Hintergründe der Monster vertieft. Einen Fotomodus gibt es obendrauf.

Aber auch anderweitig könnt ihr die Beziehung zu den Mitschülern verstärken, die durch Yokos neue Perspektive deutlich mehr Ecken und Kanten bekommen. Ähnlich wie schon bei Persona 5 Royal ist dank Vengeance die Geschichte nun noch sinniger. Ereignisse um die Schüler herum wirken runder, weil beispielsweise früher sichtbar wird, welche Intentionen sie mitbringen. Zusätzlich bringt Yoko Hiromine eine so radikale Sichtweise mit, dass die Neuauflage zwei neue Enden etabliert, deren Erzählung aber den Kontrast zu den bereits bekannten Figuren verstärkt. Deshalb dürft ihr durchaus eine klare Linie der Geschehnisse erwarten, die zuvor eher eurer Interpretation überlassen wurde. Nur zur Klarstellung: Nicht nur Yoko wird genutzt, um neue Dialoge oder Facetten der Figuren zu enthüllen, sondern im neuen Geschichtszweig, den ihr gleich in der zweiten Szene wählen dürft, verändert sich die Handlung grundlegend und bringt neue Wendungen mit, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet habe.

Fazit - Shin Megami Tensei V: Vengeance

Vengeance ist mehr als eine gelungene Neuauflage zu einem bereits hervorragenden JRPG. Eigentlich hätten eine gute Überarbeitung der Geschichte und technische Verbesserungen vollkommen ausgereicht, um das Release einer Komplettversion für Konsolen außerhalb der Switch zu rechtfertigen. Atlus legt aber noch einige Extras obendrauf. Ihr habt eine neue Figur, welche die Perspektive auf Ereignisse gänzlich verändert und zusätzlich das Kampfsystem bereichert, weil sie als Gastcharakter euerer Truppe beitritt. Als wäre das nicht genug, bricht Atlus eine Lanze für Neueinsteiger, indem es viele Spielelemente benutzerfreundlicher macht, ohne aber Fans, welche eine schwierige Herausforderung wollen, die Hürden wegzunehmen. Etwas schlecht kommen die Fans weg, die bereits das Original auf der Switch besitzen, denn sie müssen noch einmal den Vollpreis zahlen. Eine gelungene Neuauflage ist Vengeance dennoch, zu der ihr ohne Zweifel greifen könnt, wenn ihr schon immer mal in ein Shin Megami Tensei spielen wolltet oder wenn ihr einfach mal Lust auf eines der besten modernen JRPG habt.

Shin Megami Tensei V: Vengeance
PROCONTRA
  • Bessere Grafik, Performance und höhere sowie stabile FPS bieten ein besseres Gesamterlebnis
  • Speichern nun zur jederzeit über die Benutzeroberfläche möglich, aber kein Muss
  • Neue Gebiete, die leicht zugänglich sind, wenn man SMTV bereits kennt, aber neugierig machen, wenn man noch nichts weiß (Magatsuhi-Schienen)
  • Sinnvolle Quality of Life Verbesserungen, wie stapelbare Gegenstände zum Leveln, eine höhere Level-Obergrenze oder das Estoma-Feld, das nun Magatsuhi statt MP verbraucht
  • Sinnvolle Neuerungen im Kampf, wie Gast-Figuren, 40 neue Monster, neue Fusionsmöglichkeiten, sowie Spezial-Fähigkeiten oder -Attacken in bestimmten Kombinationen
  • Neue Figur beeinflusst die Geschichte maßgeblich und fügt aufgerundet 80 Stunden neue Inhalte in der Erzählung alleine hinzu
  • Es ist sofort ersichtlich, welche Version man spielt und häufig klar, welche Inhalte neu sind
  • Auto-Kampf beinhaltet nun auch Auto-Fähigkeiten mit einer KI, die Stärken und Schwächen nutzt, sobald man diese beim Gegner kennt
  • Über 89 neue Musikstücke in Vengeance (darunter 20 für die Kämpfe), von denen sich alle perfekt in den bereits bestehenden Soundtrack einreihen
  • Lokalisierung wurde überarbeitet und verbessert (vereinzelte englische Begriffe aus dem Original sind nun deutsch)
  • Besitzer des Originals müssen nochmal den Vollpreis investieren, obwohl sie das Grundgerüst bereits besitzen und nicht die gleiche Performance-Leistung erhalten
  • Einfacher Schwierigkeitsgrad ist etwas zu leicht, wodurch die Geschichte nicht die nötige Tiefe bekommt und den kostenlosen Download von 'Sehr Einfach' fast überflüssig macht (dieser ist für Barrierefreiheit trotzdem gut)
  • Die vielen verschiedenen Symbole auf der Karte könnten trotz neuer Vogelperspektive schnell unübersichtlich werden

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