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Shovel Knight: Plague of Shadows - Test

Wenn kostenpflichtiger DLC doch nur so gut wäre...

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Gratis-DLC, für den man am liebsten zahlen möchte. Plague of Shadows zeigt, wie viel Arbeit und Sorgfalt in eine Erweiterung gehören.

Mittlerweile ist DLC zu einem stark negativ behafteten Begriff herangewachsen, der oft zynische Gedanken hervorbringt. Leere Versprechen, seelenlose Spielstreckung und überteuerte Charakterkostüme, oft verpackt in einem bewusst unklar definierten Season-Pass, schüren das Feuer des Misstrauens. Während der prozentuale Anteil qualitativ hochwertiger Erweiterungen ständig sinkt, steigt der Preis fragwürdiger Zusatzinhalte. Gerade in diesem Umfeld erscheint es fast schon wie ein Wunder, dass Yacht Club Games ihre neue Kampagne Plague of Shadows für das 2014 veröffentlichte Shovel Knight vollkommen gratis anbieten. Jeder, der bereits eine Version der Hommage an alte NES-Klassiker besitzt oder sie sich in Zukunft kauft, erhält Plague Knight als zweiten spielbaren Charakter kostenlos dazu.

Natürlich ist zu beachten, dass diese Erweiterung als Stretch-Goal der ursprünglichen Kickstarter-Kampagne entstand. Demnach war das Team in gewisser Weise verpflichtet, ihrem Versprechen nachzukommen. Jedoch hätten sie es bei einem simplen Austausch der Sprites sowie ein paar neuen Attacken belassen können. Stattdessen arbeitete das kleine Team über die letzten Monate fieberhaft an einem Update, das praktisch gesehen ein komplett neues Spiel darstellt.

Zwar durchlauft ihr weiterhin die aus Shovel Knight bekannten Level, allerdings wurden diese um neue Gebiete erweitert und zudem kompromisslos an die Fähigkeiten des überdrehten Alchemisten angepasst. Bereits die erste Stage blockiert euren Weg mit einer hohen Wand, vor der Shovel Knight sofort kapitulieren müsste. Plague Knight hüpft dagegen elegant mit seinem Doppelsprung darüber hinweg . Anschließend lehrt euch der Titel die zweite besondere Fähigkeit: Haltet ihr eine der beiden Angriffstasten gedrückt, lädt Plague Knight eine Explosion auf, die euch mehrere Meter in eine beliebige Richtung schleudert. Demnach besitzt ihr also einen dreifachen Sprung, der die komplette Spieldynamik verändert.

Da die neue Kampagne deutlich schwieriger ist als Shovel Knights Abenteuer, müsst ihr zum Freischalten erst das Hauptspiel beenden. Oder ihr verwendet diesen handlichen Code.

Zu Beginn kann die neue Steuerung leicht überfordernd und durch den geforderten Einsatz des Explosionssprungs sogar ungenau erscheinen. Ich zumindest landete öfter in tödlichen Gruben oder schleuderte meinen fragilen Körper in feindliche Monster. Nach ein bis zwei weiteren Arealen hatte ich den Dreh aber langsam raus und beförderte Plague Knight im Splosion-Man-Stil gekonnt an die gewünschten Positionen. Hat man erst einmal die grundlegende Physik hinter dem System verinnerlicht, fühlt sich die Spielweise unheimlich befreiend an. Plague Knight scheint ein Geschenk an Speed-Runner und erfahrene Schaufelritter zu sein, die in Rekordzeit durch die fiesen Folterpaläste eilen wollen.

Nehmt als Beispiel die Bibliothek aus der King-Knight-Stage. Hier musstest ihr als Shovel Knight methodisch vorgehen und im richtigen Moment die Bücher aktiveren, um rechtzeitig über die riesigen Schluchten zu gelangen. Wer dagegen Plague Knight beherrscht, kann die gesamte Sequenz in einem Rutsch absolvieren, ohne auch nur einmal den Boden zu berühren. Da ihr zwei Tasten zum Angriff habt, könnt ihr während des Aufladens eurer Explosion weitere Bomben abwerfen, die euch länger in der Luft halten. Durch perfektes Timing lassen sich so unendliche Sprungverkettungen ausführen, die in einer beeindruckenden Luftakrobatik enden. Allein diese neuen Möglichkeiten zur Abkürzung diverser Räume motivierten mich zum ständigen Experimentieren.

Auf Knopfdruck könnt ihr den putzigen Plague Knight sogar tanzen lassen.

Zwar werdet ihr vor allem zu Beginn öfter sterben, dafür minderten die Entwickler allerdings die Bestrafung bei einem Bildschirmtod. Ihr verliert noch immer einen saftigen Teil eures Ersparten, jedoch müsst ihr wichtige Gegenstände kein zweites Mal aufsammeln. Das bezieht sich neben den bekannten Musiknoten auch auf die neu eingeführten grünen Münzen, die ihr zur Entwicklung neuer Fähigkeiten benötigt. 420 befinden sich insgesamt im Spiel, wobei ihr nur einen Bruchteil finden müsst, um fast alle Erweiterungen freizuschalten. Sie fungieren als nette Initiative, jeden Level gründlich zu untersuchen. Dennoch braucht ihr zusätzlich das nötige Gold, um die Upgrades schlussendlich kaufen zu können.

Dabei handelt es sich um verschiedene Bausteine eurer Bomben, die Plague Knight als Hauptwaffe einsetzt. Diese bestehen aus drei Teilen, von denen jeweils sechs verschiedene Versionen existieren. Sucht euch den Zündstoff aus, verpackt diesen in einem passenden Gehäuse und komplettiert den Sprengsatz abschließend mit einer Zündschnur. Mein Favorit ist eine Bombe, deren Explosion stärker wird, wenn ich mehrere Exemplare an dieselbe Stelle werfe. Dazu nutze ich ein Gehäuse, das die Bomben in festen Kreisen um mich schweben lässt. Die kurze Zündschnur sorgt dafür, dass alle Exemplare kurz aufeinander an derselben Position explodieren und ich somit ohne Planung jederzeit für eine gewaltige Erschütterung sorgen kann. Das ist allerdings nur eine von über hundert Variationen, die jede erdenkliche Situation komplementieren können. Der einzige Schwachpunkt dieses Systems ist das Fehlen fester, auf Knopfdruck wechselbarer Loadouts. Oft war es mir zu mühselig, erneut im Menü alles zu ändern, nur um nach einer kurzen Gegnerwelle die Schritte rückgängig zu machen.

Die spielerischen Änderungen hören hier nicht auf. Jeder Level besitzt ein neues Areal, gekennzeichnet durch eine grüne Münze in der Wand. Dahinter warten knallharte Hüpfpassagen, die das richtige Verständnis von Plague Knights Fähigkeiten voraussetzen. Am Ende dieser brutalen Herausforderungen findet ihr Shovel Knights Relikte, die ihr anschließend bei Chester gegen eure eigenen Spezialfähigkeiten eintauschen könnt .

Plague Knights Persönlichkeit unterscheidet sich stark von Shovel Knights stummem Verhalten und ich mochte den kleinen Fiesling am Ende sogar ein Stück lieber.

Es ist eines der Beispiele für das überraschende Harmonieren beider parallel stattfindender Kampagnen. So darf Plague Knight als Bösewicht keine der Städte betreten und tätigt seine Einkäufe daher in einem geheimen Labor unterhalb der ersten Ortschaft. Aufmerksame Spieler erkennen sogar Shovel Knight, der währenddessen fröhlich an der Oberfläche herumstolziert. Ein Beweis für detailverliebte Arbeit, die in jeden Aspekt dieser Kampagne floss und sich daher substantieller als die meisten Vollpreisspiele anfühlt. Selbst außerhalb des Hauptabenteuers fügt das Update einen neuen, verschiedene Situation als brutal schwere Herausforderungen interpretierenden Challenge-Modus hinzu.

Und das Beste daran ist, dass Yacht Club Games damit gerade erst anfängt. Die ursprünglichen Stretch-Goals versprechen zwei zusätzliche Kampagnen mit King sowie Spectre Knight und dazu noch einen kompetitiven Multiplayer-Modus. Sogar der neue Soundtrack ist kostenlos. Viele Publisher würden sofort den freiwillig geopferten Gewinnen nachweinen und zehn Herzinfarkte bekommen.

Obwohl ich Shovel Knight auf drei Plattformen besitze und dafür genug Geld bezahlt habe, fühle ich mich nach dem Abschluss von Plague of Shadows dennoch ein wenig schlecht. Fast so, als hätte ich die Inhalte gestohlen. Das neue Abenteuer mit Plague Knight ist eine solch fundamentale Veränderung gegenüber dem Hauptspiel, dass ich problemlos erneut 15 Euro für die Erweiterung gezahlt hätte. Das Traurige daran ist nur, dass es mich in einer idealen Industrie nicht so hätte überraschen sollen.

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